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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0249
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DER MEISTER

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deutschen Meisters aufnahm, habe ich schon im I. Band dieses Katalogs a. a. O.
erwähnt. W. F. Voibachi findet in dem Stich große Verwandtschaft mit dem frühen
heiligen Georg des Meisters °([^ o^9« L. 144, wovon ich ebenfahs nichts entdecken
kann.

WEIBLICHE HEILIGE
9 DAS MARTYRIUM DER HEILIGEN BARBARA
Die Heilige kniet in langem gürtellosen Kleide mit üppig über den
Rücken herabfließendem Haar und nach rechts gekehrt vor dem sehr
kleinen dreifenstrigen Turm und erhebt betend die Hände, während
sie, das Haupt etwas auf die linke Schulter neigend, den Todesstreich
empfängt. Ihr Vater Dioskoros mit langem Bart und Turban steht in
kurzem Rock und hohen Schaftstiefeln, mit beiden Händen einen
Krummsäbel schwingend, hinter ihr, während er ßnster auf sie herab-
blickt. Im Mittelgründe der hügeligen, mit Gras, Blattpflanzen und
einzelnen Bäumen bedeckten Landschaft weidet der fromme Hirt mit
einem Stabe, den Rosenkranz in der Rechten, seine Schafe. Dahinter
sieht man, aber dennoch in größerem Maßstabe, auf einem Wege nach
rechts schreitend Dioskoros zum zweitenmal und mit langem Rock,
wie er die Tochter an den Haaren aus dem Felsen^ herauszieht. Links
davon, gerade über dem Haupt der Märtyrerin, sitzt der zweite Hirt, der
dem Vater ihr Versteck verriet, bei seiner Herde, von der bereits
drei Schafe in Heuschrecken verwandelt sind. In der Ferne dehnt sich
die zwischen Hügeln gelegene Stadt Nikomedia an einem Fluß, der, sich
links zum Vordergrund wendend, mit Schiffen und Schwänen belebt ist.
Einzelne Bäume sind über die Landschaft verstreut, links und rechts
ragen zackige Felsen. Oben rechts ein Kirchlein. Unten in der rechten
Ecke das Monogramm Einf.
195 : 152 mm. Einf.
Bruliiot, Dict. II. 1268. - P. II. 155. 5. - N., Mon. 111. 1691. 5.
Photographie von Löcherer bei Brulliot, Cop. phot. (München.)
1 Kunstchronik N. F. XXX. (1919) p. 475.
2 Der Stecher hat an Steile des Felsens, von dem die Legende nach der Legenda
aurea berichtet, einen Baum gesetzt.

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