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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0138
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124

DER MEISTER DES HAUSBUCHES

die Hände über der Brust. Unten kahler, steiniger Boden, von dem
sich links und rechts steile Felsen erheben.
194 : 135 mm. Bl.
Klinkhamer 15. — Naum. Arch. VI. (1860.) 106. 71. (Harzen.) —P. II. 269. 4L —
Rep. XV. (1892) 120. 48. (L.) — L., M. d. A. K. 50. — Bossert u. Storck, Hausbuch p. 44.
Nachstich beiBoland, Choix d'estampes rares Fig. 33. — Kupferlichtdruck bei L., M. d.
A. K. 50. (Amsterdam.)
AMSTERDAM (Matt, fleckig und total restauriert mit undeutlichem Wasserzeichen.)
Freie Nachahmung des Stiches vom Meister °G L. 169. Die Abhängigkeit tritt
am deutlichsten im Motiv der hintereinandergestellten Füße der Heiligen, ihrer Kopf-
neigung und der gekreuzten Hände zutage. Die Engel sind ganz frei verändert, am
ähnlichsten ist noch der untere rechts.
Dies scheint der einzige im Stecherwerk des Meisters nachweisbare Abhängigkeitsfall
vom Meister °G °^Sb°, den er bekanntlich im Wolfegger Hausbuch selbst'mehrfach
kopiert hat. i
Passavant will auch hier die Eigenhändigkeit des Stiches in Abrede stellen, ohne
ersichtlichen Grund. Er nennt die Heilige auch irrigerweise Maria Aegyptiaca, mit der
sie oft verwechselt wird. 2 Klinkhamer nimmt sie gar für die heilige Jungfrau.
Die Angabe L. Baers,s daß der Stich des Hausbuch-Meisters auf fol. 108 der
Schedelschen Weltchronik kopiert sei, beruht ebenfalls auf einem Irrtum. Es ist keinerlei
Abhängigkeit erkennbar, sondern nur die durch die Identität der Darstellung bedingte
allgemeine Ähnlichkeit.4
Storck setzt den Stich in den Anfang der zweiten Periode, da er technisch vorge-
schrittener, aber im Landschaftlichen noch befangen sei. Die starke Anlehnung an den
Meister °G spricht auch für eine frühe Entstehung.

RELIGIÖSES
50 DIE HEILIGE DREIFALTIGKEIT
Gott Vater, in einen Mantei gehübt, mit hoher Bügelkrone auf dem
langbärtigen Haupt und großem Strahlennimbus hält stehend den
Leichnam des Sohnes vor sich, auf dessen dornengekröntem Haupt die
Taube des Heiligen Geistes sitzt. Links daneben kniet Maria mit Mantel
1 Vergl. L. 23, 157, 215, 242, 245, 246 und 247.
2 Vergl. Müller-Mothes, Archäologisches Wörterbuch II. p. 658.
s Die illustrierten Historienbücher des XV. Jahrhunderts p. 178. Anm. 405.
4 Glaser (Monatshefte f. K. III [1910] p. 147) macht auf die Verwandtschaft der
Maria Magdalena mit dem Sebastians-Akt Nr. 43 aufmerksam, die aber bei genauerer
Betrachtung lediglich auf die ähnliche Fußstellung beschränkt ist.
 
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