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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0140
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DER MEISTER DES HAUSBUCHES

Klinkhamer 39. — Naum. Arch. VI. (1860) 101. 33. (Harzen.) — P. II. 266. 20. —
Rep. XV. (1892) 117. 22. (L.) — L., M. d. A. K. 22. — Bossert u. Storck, Hausbuch
p. 43. — Faber du Faur p. 34.
Nachstich bei Boland, Choix d'estampes rares Fig. 68. — Kupferlichtdruck bei L.,
M. d. A. K. 22. — Bossert u. Storck, Hausbuch p. 43. — Faber du Faur p. 34.
AMSTERDAM (Außerordentlich schön.)
Diese in ihrer Eigenartigkeit und Selbständigkeit hervorragende Darstellung, die
sich in ihrem Ernst an keine der älteren, immer mehr spielerisch überladenen anlehnt,i
hat Passavant unbegreiflicherweise dem Meister abgesprochen, obwohl schon die
Typen Christi und Marias genau mit denen auf der Kreuztragung Nr. 13 überein-
stimmen. Ich habe bereits im Repertorium a. a. O. darauf hingewiesen, daß dies
majestätische, direkt an Hans Holbein d. J. erinnernde heilige Antlitz gleichsam Heisch-
geworden aus dem Schweißtuch des Engels herauswachsend zu verstehen ist, während
Säule, Lanze und Schwammrohr als Helmzier aus der Dornenkrone hervorragen. Die
Beschränkung der Passionswerkzeuge im Wappen auf die wichtigsten zeigt den Ge-
schmack eines gereiften Künstlers. Der Berg Tabor als Gegenstück zum Ölberg
kommt meines Wissens sonst nicht darin vor.
Storck rechnet den Stich wegen einer gewissen räumlichen Enge noch zu den
Blättern der Frühzeit, er verrät aber doch in dem grandiosen Ausdruck des heiligen
Antlitzes und dem Schwung der Helmdecken einen wesentlichen Fortschritt gegen-
über den früheren Wappenbildern Nr. 83, 86 und 87. Immerhin kann er nicht, wie
Faber du Faur richtig hervorhebt, mit Baer^ zu den spätesten Arbeiten des Künstlers
gerechnet werden.
ALLEGORIE, SAGE, FABEL UND GESCHICHTE
52 DIE DREI LEBENDEN UND DIE DREI TOTEN
KÖNIGE
Drei Könige, der mitteiste mit einer Bügelkrone, wenden entsetzt
ihre Pferde vor drei ihnen rechts zu Fuß und in Bahrtüchern erschei-
nenden Skeletten, in denen sie nach den drei gleichartigen Kronen
ihr zukünftiges Ebenbild erkennen. Der erste ganz links, in kurzem
Scheckenrock, einen Dolch am Gürtel, wendet sich mit offenem Munde
nach der gespenstischen Erscheinung um. Das Roß des zweiten mit
langem Haar, kurzem Mäntelchen und Schnabelschuhen bäumt sich
hoch auf, und der dritte mit langem Haar, vom Rücken gesehen, sucht
nach links zu entfliehen, wird aber von seinem Ebenbilde mit auf-
1 Man vergleiche z. B. Meister °(F °^b° L. 188 und 189, Meister der Berliner Passion
L. 81, Monogrammist /WEH L. 3. usw.
2 Monatshefte f. K. III. (1910) p. 422.
 
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