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Lehrs, Max [Editor]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0100
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86

DER MEISTER DES HAUSBUCHES

Aukt. Brandes (Leipzig 1795) 7 Tir. 15 Ngr. an die Albertina. — Hawkins (London
1850) 7 ^ 7 sh. an Tifßn für das British Museum.
AMSTERDAM (Prachtvoll. Die Kreiseinfassung aber nicht ganz erhalten.) — LON-
DON (Ebenso, aber links, rechts und unten etwas verschnitten, so daß der Schuh-
schnabel des Königs fehltA Der Stich ist teilweise mit der Feder übergangen und trägt
links und rechts mit verblaßter Tinte auf die Darstellung bezügliche Inschriften von einer
Hand des XVII. Jahrhunderts. 1850. S. Hawkins.) — WIEN (A. Ausgezeichnete
W. kleiner Ochsenkopf mit Stange und Stern. 1795. S. Brandes.) — WOLFEGG
Bartsch beschreibt dies zu den allerschönsten Stichen des Künstlers zählende Blatt
mit seinem noch entzückenderen Gegenstück Aristoteles und Phyllis Nr. 57 bei den
Anonymen. Duchesne erkannte zuerst die Hand des sogenannten „Meisters von 1480"
in ihm, während Renouvier die Inschrift auf der Säule für eine Künstlerbezeichnung
nahm und, nicht sehr überzeugend, auf einen in denburgundischen Registern erwähnten
Bertelmes Overheet zu Gent 1448 oder Gillekin Overheet deutete.3 Sie ist wohl nur
als Anfang des Gebetes an den Götzen: „O * VE RE - TU" zu lesen. Waagen^ hält den
Stich, in dem er einige Verwandtschaft mit Schongauer ßndet, für niederländisch um
1470, während er den Türken Nr. 79 für deutsch erklärt.
Daß der Fuß der Säule, wie Hachmeister p. 10 sagt, vollständig verzeichnet sei und
dem Künstler die Regeln der Linearperspektive fremd geblieben wären, kann man doch
darum nicht behaupten. Diese Partie ist nur etwas nachlässiger behandelt und der Säu-
lenfuß steht sonderbarerweise nicht im Zentrum des Sockels. Storck zählt den Stich
mit seinem Gegenstück Nr. 57 zur zweiten Periode.
Leo Baer& hat die zur Datierung des Blattes wichtige Entdeckung gemacht, daß der
Stich in der Chronica Hungarorum des Johannes de Thurocz (Brünn, 20. März 1488) für
einen Holzschnitt als Vorlage benutzt wurde. Die Figur des Salomo ist dort sitzend, d. h.
mit vorgestrecktem rechten Bein, veränderter Krone und Schwert und Reichsapfel in
Händen gegenseitig als König Andreas II. kopierte
Der Stich setzt nach Storck die Bekanntschaft mit dem Augustus und die Sibylle vom
Meister L. 191 voraus, was man freilich nur in sehr beschränktem Maße zu-
geben kann. Alle Bewegungsmotive sind völlig andere und nur etwa der Turban mit
dem über die Schulter herabhängenden Tuchende, das Hündchen und allenfalls die
Säule als Motive verwertet.

1 Harzen hat sich dadurch zu der irrigen Annahme zweier Plattenzustände, mit vorn
abgerundetem und zugespitztem Fuß verleiten lassen. Vergl. Rep. XI. (1888) 52. 6.
2 Das Exemplar ist nicht, wie ich in meiner Publikation a. a. O. irrig angegeben,
restauriert, nur ist das Papier rechts etwas zerknittert, die Einfassungslinie aber voll-
ständig intakt. (Gefällige Mitteilung von J. Byam Shaw.)
3 Vergl. ebenda p. 53.
^ Treasures I. p. 291.
& Die illustrierten Historienbücher des XV. Jahrhunderts p. 153.
s In der Brünner Ausgabe fol. 69 v., in der Augsburger fol. 71 v. Dort ist derselbe
Stock mit Hinzufügung eines Zimmerhintergrundes und mit Vorhängen am Thron noch
einmal fol. 74 v. für König Kun Läszlö benutzt.
 
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