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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0111
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DER MEISTER DES HAUSBUCHES

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AMSTERDAM (Mittelmäßig.)
Die Arbeit zählt nicht zu den erfreulichsten des Künstlers, ist aber natürlich trotz
Passavants Ablehnung zweifellos eigenhändig.
Kristeller i hat die interessante Beobachtung gemacht, daß der Stich des Hausbuch-
Meisters ziemlich genau einen beträchtlich größeren niederländischen Holzschnitt
wiedergibt. Das Blatts mit Hämischem und französischem Text beHndet sich in der
Breslauer Stadtbibliothek. Der Hausbuch-Meister hat es zwar frei umgestaltet, aber es
bleiben immer noch Einzelheiten, die auf ein wirkliches Abhängigkeitsverhältnis gerade
von diesem Holzschnitt schließen lassen. Man vergleiche die Kopfhaltung und die
Gewandfalte am Hals, das fast bis zu den Knien entblößte Bein usw., Handhaltung und
alles andere sind aber total verändert.
Storck stellt den Stich an den Anfang des Werkes wegen der zaghaften Behandlung
des Körperlichen und der Faltengebung, der schematischen und oberHächlichen
Charakterisierung des Landschaftlichen. Er datiert ihn somit zwischen 1465 und 1475.
Hierin stimmen übrigens alle Ikonographen überein, d. h. sie kennen kein älteres
Blatt, wodurch sich ja auch die vereinzelt dastehende Anlehnung an einen primitiven
Holzschnitt erklärt.

19 DER SCHMERZENSMANN
Der Heiland mit langem über Stirn und Schultern herabfallenden
Haar steht, nur mit dem Lendentuch bekleidet, an die Martersäule
gebunden und hält in den kreuzweis gefesselten Händen Rute und
Geißel. Sein ganzer Körper ist mit Blutstropfen bedeckt, und er neigt
das von einem Kreuz- und Scheibennimbus umschlossene Haupt auf
die rechte Schulter. Oben steht über der von der Säule getragenen
Wölbung der Nische auf einer Tafel die gotische Majuskelinschrift:
ECCE- HOMO -
167 : 35 mm. Bl.
Renouvier, Des types (XVe siede) p. 93. — Klinkhamer 36. — Naum. Arch. VI.
(1860) 100. 26. (Harzen.) - P. II. 266. 17. - Rep. XV. (1892) 117. 19. (L.) - L., M. d.
A. K. 18. — Faber du Faur p. 34.
Nachstich bei Boland, Choix d'estampes rares Fig. 65. — Kupferlichtdruck bei L.,
M. d. A. K. 18. (Amsterdam.) — Strichätzung danach in Hirths Formenschatz 1895.
Nr. 117.
AMSTERDAM (Prachtvoll.)
Gegenstück zu dem Jesuskind Nr. 17 und in ihrer meisterhaft in den schmalen
Raum komponierten Größe eine der allerhervorragendsten Leistungen des Künstlers,
viel eindringlicher als Nr. 17, das Passavant dem Hausbuch-Meister selbst zuweist,
i Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten p. 90.
^ Schreiber 838. Lichtdruck ebenda Bd. VI. Taf. XX.

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