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Lehrs, Max [Editor]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0173
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DER MEISTER DES HAUSBUCHES

159

85 DER BÄRTIGE MANN MIT DEM LEEREN WAPPEN-
SCHILD
Ein bärtiger Mann mit spitzem Hut auf dem langen Haar sitzt nach Taf.221 Nr.527
links gewendet auf einem Erdhügel. Er trägt hohe Schaftstiefel, weite,
geschlitzte Ärmel und einen sich im Winde nach rechts blähenden Man-
tel. Er erhebt lebhaft gestikulierend die Rechte und legt die Linke auf
einen links vor ihm stehenden leeren Wappenschild. Rechts im Vorder-
gründe liegt ein langgestielter Hammer ^ auf dem Hachen Boden. Die
Plattenecken sind abgerundet.
93:72 mm. PI.
B. X. 46. 16. — Duchesne, Voyage p. 222. — Naum. Arch. VI. (1860) 116. 143.
(Harzen.) - P. II. 262. 46. - Wessely, Kat. 117. - Rep. XII. (1889) 28. 6. und XV. (1892)
125. 78. (L.) — L., M. d. A. K. 83. — Bossert u. Storck, Hausbuch p. 44.
Photographie von W. Hoffmann in Dresden. (Militsch, S. v. Maltzan.) — Nachstich
bei Boland, Choix d'estampes rares Pig. 48. — Kupferlichtdruck bei L., M. d. A. K. 83.
(Amsterdam.)
AMSTERDAM (Prachtvoll und mit starkem Grat, aber fleckig.) — BERLIN (Ausge-
zeichnet und mit breitem Rand. S. v. Nagler.) — MILITSCH, S. v. Maltzan (Ausgezeich-
net, mit vollem Papierrand2 und einigen Wurmlöchern.) — STUTTGART (Im Schild
von unverständiger Hand der Eintrag: „Tobias Stimmer del.")3 — WIEN (H. Ausge-
zeichnet, aber zerknittert und auf drei Seiten, oben um 2 mm. verschnitten.)
Wessely führt das Blatt, das sich nach den davon erhaltenen 5 Exemplaren ganz
besonderer Beliebtheit erfreut zu haben scheint, als unbeschrieben auf und gibt irr-
tümlich statt des Hammers eine Armbrust an. Duchesne schrieb es zuerst dem Haus-
buch-Meister zu, von dem ich 1889 in Militsch das Gegenstück Nr. 84 fand.
Es scheint bisher nicht beachtet worden zu sein, daß diese Familie, die hier als
Schildhalter für Wappenschablonen figuriert, schon auf dem kleinen Stich mit den
Landstreichern Nr. 67 erscheint, und zwar in genau derselben Tracht. Der voran-
schreitende Mann mit spitzem Bart und langem Haar trägt ebenfalls geschlitzte weite
Ärmel, Mantel und hohe Schaftstiefel, sowie denselben hohen Spitzhut und nur statt
des Hammerstockes einen Bogen, die Frau mit dem gleichen, unter dem Kinn gebun-
denen turbanartigen Kopftuch, im ausgeschnittenen Kleide mit weiten Ärmeln ist von
denselben zwei Kindern, einem größeren mit langem und einem kleineren mit gelock-
tem Haar begleitet. Sie trägt dort nur noch Schuhe und einen Bettelsack auf dem
1 Hachmeister bezweifelt p. 3. meine Bezeichnung im Repertorium als „Streithammer",
da die Tracht des Mannes wenig kriegerisch sei, und nennt ihn einen Waldarbeiter. Es
scheint sich aber doch wohl um eine Waffe zu handeln, da der mit dem Familienvater
auf L. 67 offenbar identische Mann dort einen Bogen als Schutz auf der Landstraße mit
sich führt.
2 181 : 127 mm.
3 Der Stich fand sich demzufolge früher bei den Handzeichnungen Stimmers.
 
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