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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0230
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DER MONOGRAMMIST b(X 8

im Katalog des Germanischen Museums zuerst die Hypothese aussprach. Es ist dagegen
von Flechsig, der sich sehr eingehend mit dem Monogrammisten b(X 8 und sehr erfolg-
reich mit der Deutung seines Zeichens beschäftigt hat, überzeugend nachgewiesen, daß
das Rohrbach-Holzhausen-Wappen in der Tat als Exlibris gedient habe und wohl auch nur
für diesen Zweck gestochen worden sei, was Becker schon vermutete, aber Nagler und
Passavant, sowie schließlich auch ich selbst in Zweifel gezogen haben. Das Haupt-
argument, daß auf Bibliothekzeichen niemals das Wappen der Ehefrau vorkomme, ist
jedenfalls nicht zutreffend und wird von Flechsig i schon dadurch widerlegt, daß Dürers
allbekannte Holzschnitte mit den Familienwappen der Pirkheimer, P. 212 der Ebner B. 45
und der Scheurl B. 164 fraglos Exlibris sind. Er fand denn auch einen alten Abdruck
des Rohrbach-Holzhausenschen Wappens als Bücherzeichen eingeklebt in einer Legenda
aurea der Landesbibliothek zu Cassel. Flechsig widerlegt auch die Hypothese, der Stich
sei 1466 zur Erinnerung an die Hochzeit gemacht worden, aus geschichtlichen und
heraldischen Gründen. Bei der Heirat Bernhards 1466 war dieser noch nicht berechtigt,
den bekrönten Helm auf seinem Wappen zu führen, denn Kaiser Friedrich III. bestätigte
erst am 18. Mai 1470 dem Vater Bernhards, Heinrich v. Rohrbach und dessen Erben ihr
Wappen und Kleinod und verlieh ihnen die Krone auf dem Helm. Vor Mitte 1470 kann
also das Bücherzeichen unmöglich von seinem Besteller, der doch jedenfalls Bernhard
v. Rohrbach war, in Auftrag gegeben sein. Er starb, wie gesagt, am 6. Dezember 1482,
und Flechsig meint, daß wichtige Anzeichen dafür sprächen, er habe die Platte erst
kurz vor seinem Tode bestellt, etwa im letzten Viertel des Jahres 1482. Die Platte muß
dann wohl, wie das bei Bücherzeichen Brauch ist, nicht in Händen des Stechers
geblieben, sondern mit einer Anzahl von Abzügen dem Besteller übergeben worden
sein. Von ihm erbte sie die Witwe und sie kam nach dem Aussterben der Rohrbachs
an die Holzhausen, in deren Frankfurter Familienarchiv sie um die Mitte des XIX. Jahr-
hunderts aufgefunden wurde. Es bleibt also nur nach Flechsigs Untersuchungen frag-
lich, ob sie tatsächlich in ein Papier mit der Jahreszahl 1467 gewickelt war, es sei
denn, daß diese Datierung eine mit der Entstehung der Platte zeitlich in keiner Be-
ziehung stehende gewesen sei. Nachprüfen läßt sich das nicht, denn anscheinend ist
sowohl das Papier, wie auch sein Inhalt nicht mehr aufzußnden.
Flechsig sucht die Fixierung des Stiches in den achtziger Jahren noch dadurch zu
beweisen, daß er für denselben die Benutzung eines von ihm mit Bestimmtheit für eine
Arbeit des Hausbuch-Meisters gehaltenen Holzschnittkalenders von 1483 in Anspruch
nimmt. 2 Er nennt als spätesten Termin für das Erscheinen des Kalenders den Herbst
1482. Hierin vermag ich ihm jedoch nicht zu folgen, finde nur, daß die stilistische
und kostümliche Übereinstimmung des Paares am Brunnen mit den Schildhaltern durch
die gemeinsame Abstammung vom Hausbuch-Meister ausreichend erklärt würde. Auch
Faber du Faur hat sich bereits gegen eine direkte Beziehung zwischen Holzschnitt und
Kupferstich entschieden ausgesprochen. Daß das Bücherzeichen der Rohrbach-Holz-
hausen aus mehreren Holzschnitten des Hausbuch-Meisters zusammengeschweißt sei,
wie Flechsig a. a. O. p. 182 anzunehmen geneigt ist, halte ich nicht für möglich, da es
durchaus einheitlich erfunden ist und nur vielleicht die quadratische Form der Platte
1 Monatshefte f. K. IV. (1911) p. 165-167.
2 Strichätzung in den Monatsheften f. K. IV. Taf. 32 und 33. — Vergl. auch a. a. O.
p. 166.
 
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