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Lehrs, Max [Editor]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0298
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MAIR VON LANDSHUT

binger Gasse in München aufgehaiten haben mag. Wir erfahren übrigens
auch hier nicht den Vornamen Mairs, den dieser auf ail seinen Kupfer-
stichen und Holzschnitten geflissentlich fortläßt, aber die Verwechslung
mit einem anderen Maler Nike! oder Nikolaus Alexander Mair und die
Entlehnung des Vornamens Alexander von dem erst in der zweiten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts tätigen Augsburger Kupferstecher
Alexander Mair, wie sie Schubert annimmt, gewinnt an Wahrschein-
lichkeit.
Ich möchte aus der erwähnten Urkunde schließen, daß Mair, weil er
darin als „von Freising" bezeichnet wird, möglicherweise aus dieser
benachbarten Stadt stammt oder dort gelernt habe, vielleicht auch von
daher nach Landshut verzogen sei. Daß er daselbst längere Zeit tätig
war und mit Recht „Mair von Landshut" genannt wird, bezeugt zunächst
das Wappen dieser Stadt, das, wie schon erwähnt, auf einem seiner
umfangreichsten Stiche dekorativ verwendet wurde und in einem an-
dern als Wasserzeichen vorkommt, dann die Kopie, die der Landshuter
Verleger und Formschneider Hans Wurm nach einem der bekanntesten
Stiche Mairs Nr. 17 fertigte, ein Künstler, der von 1501 bis 1514 in Lands-
hut nachweisbar ist, und daß der Stil Mairs der niederbayrischen Art
viel verwandter ist als der oberbayrischen, sowie die Verbindung
Freisings mit Landshut im XV. Jahrhundert ungleich stärker als
mit München war, so daß der Künstler auch in Freising geboren
sein könnte.
Es erscheint mir ein besonderer Vorzug von Schuberts Buch, daß er
die Werke des Künstlers, die er sich als Thema für seine Doktordisser-
tation gewählt hat, keineswegs überschätzt, ihn sogar gelegentlich als
einen besseren Dilettanten hinstellt. In der Tat ist seine provinziale
Befangenheit nicht zu leugnen und der ßgürliche Teil seiner bisweilen
nicht ungeschickten Kompositionen besteht aus weichlichen, knochen-
losen Puppen mit glatten, nichtssagenden Gesichtern, mit Händen, die
weder zu fassen noch zu greifen vermögen, sondern in ihrer Gelenk-
losigkeit sandgefüllten Handschuhen gleichen.
Die Gewänder und Rüstungen entsprechen der Mode vom Ende des
XV. Jahrhunderts und werden durch die immer wiederkehrende Jahres-
zahl 1499 genugsam ßxiert. Auf den weltlichen Darstellungen sind bei
 
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