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DER MEISTER
„Matheus Zaysinger" 1505 zusammen mit Hans Ostendorffer eine
Buchdruckerpresse in München betrieben habe und sich 1508 mit dem-
selben Künstler vorübergehend in Altötting aufhielt. Die Frage, ob er
mit dem Kupferstecher eine Person gewesen sei, wird aber gar
nicht berührt. Ich muß mich somit ganz der älteren Ansicht Naglers
anschließen, der die Identität beider Künstler noch keineswegs für
bewiesen hält und fände es schwer begreiflich, daß die nur von 1500
bis 1503 datierten Kupferstiche des Meisters von einem Gold-
schmied herrühren sollten, der urkundlich noch 1574 tätig war, ohne
daß später datierte Kupferstiche seiner Hand aus den letzten sieben
Jahrzehnten nachzuweisen wären.
Alle Betrachtungen über den Stecher sprechen vielmehr dafür,
daß er zwar in München gelebt habe, aber keineswegs ein Goldschmied
gewesen sei. Auch sein wenig umfangreiches Stecherwerk enthält nichts,
was darauf schließen ließe, weder Vorlagen für Geräte, Wappen, Bal-
dachine, Krabben oder Ornamentfüllungen, wie sie sich bei den als
Goldschmiede bekannten Stechern vom Meister °0-°^° und W A.,
FVB, dem Meister der Berliner Passion an bis zu Schongauer und Israhel
van Meckenem in großer Anzahl ßnden. Ebensowenig läßt sich in seinen
Kupferstichen eine irgendwie betonte Durchbildung von Schmuck-
stücken, Ketten, Anhängern usw. entdecken, wie sie sich etwa beim
Meisteroder^l^ß zeigt, obwohl er den Moden seiner Zeit,
besonders bei Frauenkleidern und Federhüten, ausgiebig Rechnung
trägt. Auch Becher und Pokale sind sehr einfach gehalten.
Man kann daher meines Erachtens eher annehmen, daß unser Meister
ein Maler war, der nebenbei, wie jener des Hausbuches, auch einige
Platten gestochen habe, und diese Vermutungwird durch einenwichtigen
Fund bestätigt, den neuerdings K. T. Parker in der Sammlung Ehlers
zu Göttingen gemacht und den er in seiner schönen Publikation: Old
Master Drawings* veröffentlicht hat. Es handelt sich um eine zweifel-
los echte, mit dem Monogramm unseres Künstlers auf einem Täfelchen ^
bezeichnete Kreidestudie zu dem sein Pferd parierenden Ritter in der
rechten unteren Ecke des Stiches Nr. 18 und dem dahinter sein Pferd
i II. (1927) p. 43. PI. 48.
^ Das Monogramm steht auch bei dem Kupferstich Nr. 16 auf einem Täfelchen.
DER MEISTER
„Matheus Zaysinger" 1505 zusammen mit Hans Ostendorffer eine
Buchdruckerpresse in München betrieben habe und sich 1508 mit dem-
selben Künstler vorübergehend in Altötting aufhielt. Die Frage, ob er
mit dem Kupferstecher eine Person gewesen sei, wird aber gar
nicht berührt. Ich muß mich somit ganz der älteren Ansicht Naglers
anschließen, der die Identität beider Künstler noch keineswegs für
bewiesen hält und fände es schwer begreiflich, daß die nur von 1500
bis 1503 datierten Kupferstiche des Meisters von einem Gold-
schmied herrühren sollten, der urkundlich noch 1574 tätig war, ohne
daß später datierte Kupferstiche seiner Hand aus den letzten sieben
Jahrzehnten nachzuweisen wären.
Alle Betrachtungen über den Stecher sprechen vielmehr dafür,
daß er zwar in München gelebt habe, aber keineswegs ein Goldschmied
gewesen sei. Auch sein wenig umfangreiches Stecherwerk enthält nichts,
was darauf schließen ließe, weder Vorlagen für Geräte, Wappen, Bal-
dachine, Krabben oder Ornamentfüllungen, wie sie sich bei den als
Goldschmiede bekannten Stechern vom Meister °0-°^° und W A.,
FVB, dem Meister der Berliner Passion an bis zu Schongauer und Israhel
van Meckenem in großer Anzahl ßnden. Ebensowenig läßt sich in seinen
Kupferstichen eine irgendwie betonte Durchbildung von Schmuck-
stücken, Ketten, Anhängern usw. entdecken, wie sie sich etwa beim
Meisteroder^l^ß zeigt, obwohl er den Moden seiner Zeit,
besonders bei Frauenkleidern und Federhüten, ausgiebig Rechnung
trägt. Auch Becher und Pokale sind sehr einfach gehalten.
Man kann daher meines Erachtens eher annehmen, daß unser Meister
ein Maler war, der nebenbei, wie jener des Hausbuches, auch einige
Platten gestochen habe, und diese Vermutungwird durch einenwichtigen
Fund bestätigt, den neuerdings K. T. Parker in der Sammlung Ehlers
zu Göttingen gemacht und den er in seiner schönen Publikation: Old
Master Drawings* veröffentlicht hat. Es handelt sich um eine zweifel-
los echte, mit dem Monogramm unseres Künstlers auf einem Täfelchen ^
bezeichnete Kreidestudie zu dem sein Pferd parierenden Ritter in der
rechten unteren Ecke des Stiches Nr. 18 und dem dahinter sein Pferd
i II. (1927) p. 43. PI. 48.
^ Das Monogramm steht auch bei dem Kupferstich Nr. 16 auf einem Täfelchen.