Der Ofen A. Die HoLfcheite B. Die Silberglätte C. DasBlechD.
En hungriger Meißer ißt Butter, damit das Gift, welches der Herd ausatmet, ihm nicht fchadet;
denn fie iß ein Spepalmittel dagegen E.
Abb. 182 Kupellationsofen des 16. Jahrhunderts mit abnehmbarer Kuppel
(Agricola 1556, 406).
blei“ in beziehungsweise auf diesem Herdboden
zurück.
Bei der zweiten Variante der Treibarbeit wird die
Bleiglätte dagegen primär von einem saugfähi-
gen Untergrund absorbiert. Dieses Verfahren be-
schreibt schon Plinius der Ältere: „... discedit pars
in plumbum, argentum autem innatat superne,
ut oleum aquis“ (nach Rehren, Klappauf 1995,
19). Am Ende bleibt bei dieser Vorgehensweise das
Silber auf der Bleiglätte wie „Öl auf Wasser“
zurück. Dieselbe Technik wird im kleinen Maß-
stab auch beim Probieren, zur qualitativ saubere-
ren Trennung von Blei-Edelmetallgemischen, an-
gewendet. Das Abtrennen der Edelmetalle findet
in flachen Gefäßen, so genannten Kupellen, statt,
die aus einem saugfähigen und ebenfalls gegenü-
ber Bleioxid reaktionsträgen Material gefertigt
sein müssen. Besonders geeignet ist hierzu Kno-
chenasche, die neben CaO- und MgO- reichen
Pulvern heute noch verwendet wird. Es kann je-
doch auch Holzasche oder ein Gemenge aus Asche,
Kalk und Ton benutzt werden (Eckstein, Rehren,
Hauptmann 1994,126). Auskleidungen aus Asche
für Tiegel zur Silberkupellation („purificando
argento“) finden schon bei Theophilus Presby-
ter (73 - Liber Secundus, Caput XXIII) Erwäh-
nung; an anderer Stelle -„ Wie man das Gold vom
Kupfer scheidet“ (128 - Liber Secundus, Caput
LXVIII) - spezifiziert er die Bestandteile von
Kupellen als Knochenasche vermengt mit einem
Drittel Buchenasche. Ausführlich beschreiben
G. Agricola (1556,195-197) und auch L. Ercker
(1580, 56-58) die Herstellung von „Aschkapel-
len“ zum Probieren aus Pflanzenasche mit mög-
lichen Beimengungen von Knochenasche sowie
verschiedener anderer Substanzen. Im Weiteren
schildert G. Agricola (1556, 205-208) den Pro-
bier-Kupellationsprozess:,, ... wenn alles Blei ver-
schwunden ist, bleibt das Gold oder Silberkorn
allein in der Kapelle zurück“ - für dieses Korn ist
die Bezeichnung „Regulus“ (kleiner König) ge-
bräuchlich.
Durch zahlreiche Bleiglättefunde ist die Durch-
führung des Kupellationsverfahrens am Johanne-
ser Kurhaus für alle 3 Phasen eindeutig belegt
(Kapitel 7.2.4). Von besonderem Interesse sind
dabei Bruchstücke von flachen Bleiglättekuchen
unterschiedlicher Größe - zwei Bleiglättestücke
stammen vermutlich von Kuchen mit 20 oder
mehr cm Durchmesser (Abb. 142, 144,1.2). Bei
einem der größeren Stücke konnte nachgewiesen
werden, dass es sich um Bleiglätte handelt, die in
eine Kupelle - wahrscheinlich Pflanzenasche mit
einer Tonkomponente - eingesickert ist (Rehren,
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