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Badischer Architecten- und Ingenieur-Verein / Unterrheinischer Bezirk [Hrsg.]
Mannheim und seine Bauten — Mannheim, [1906]

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https://doi.org/10.11588/diglit.26129#0561
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Kaiserring, Blick vom Bahnhof aus.

Straßen.

von Ingenieur z. Meythaler.

1. Der Stadtplan und die Stadterweiterungen.

ie Stadt Mannheim ist keine „gewordene" Stadt,- sie verdankt ihre Entstehung
einem fürstlichen Millen und trägt daher alle Merkmale einer fürstlichen Städte-
gründung. Der Festungsingenieur entwirft und leitet den Vau von Mall und
Grabens ihm ist auch der Straßenplan der Stadt anvertraut,- es ist somit nicht
verwunderlich, wenn auch dieser von den gleichen Grundsätzen strenger Regel-
mäßigkeit und Geradlinigkeit durchdrungen ist, welche der Erbauer bei der Anlage
der Festungswerke nach den damaligen Regeln der Kriegskunst zu beobachten hatte.

Die Forderungen der Regelmäßigkeit und Symmetrie, die Grundbedingungen für das
schänheitliche Empfinden jener Zeit überhaupt, werden auch auf die Straßen und Plätze über-
tragen. So entwickelt sich folgerichtig als Ergebnis der Konstruktion mit Zirkel und Lineal
das regelmäßige Rechteckigstem, die Folge zweier rechtwinklig sich kreuzenden Gruppen unter
sich parallel lausender Straßenzüge, von altersher bis in die neueste Zeit das untrügliche
Zeichen jeder planmäßigen Neugründung größeren Umfanges.

Die Festungswerke, den beiden Flüssen Rhein und Neckar möglichst nahe gerückt,
schmiegen sich auf's engste der gegebenen Örtlichkeit an. Die Richtung der Längsachse, der
heutigen Vreitestraße, erscheint nicht minder durch die Natur bestimmt durch die Richtung des
sogenannten kleinen Rheines, welcher auf der Mestseite das neue Bauwerk begrenzt, als vom
Erbauer gewollt durch das Bestreben, von der Friedrichsburg aus auf kürzestem Meg den
Neckar zu erreichen. Mit der Richtung der Hauptachse aber waren die Richtungen aller übrigen
Straßen sestgelegt,- demgemäß ist die hieraus folgende, von der Städtehpgiene heute als wünschens-
wert erkannte Nord- und Gst-, bezw. Züd-Mestrichtung der Ztraßenzüge nicht einer bewußten Ab-
sicht entsprungen, sondern das rein zufällige Ergebnis der gegebenen Örtlichkeit.

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