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Badischer Architecten- und Ingenieur-Verein / Unterrheinischer Bezirk [Hrsg.]
Mannheim und seine Bauten — Mannheim, [1906]

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https://doi.org/10.11588/diglit.26129#0684
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Der Schlachthof.

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durch neun große Oberlichte tageshell beleuchtet, selbst der päckelkeller erhält durch im Fußboden
der Kühlhalle eingelassene Rohglasplatten noch genügende Beleuchtung. Die Vorkühlräume
dagegen haben direkte Beleuchtung durch seitliche, mit doppelten Glasbausteinschichten vermauerte
Öffnungen erhalten. Die Umfassungsmauern sind vom Kellersußboden bis unter die Decke
durch eine in die Mauer eingelegte 4 cm dicke Korkplattenschichte, welche mit Kolophonium
imprägniert ist, isoliert und sind die Fugen der Korkplatten mit einem aus Korkmehl und
Kolophonium bestehenden Märtel in warmem Zustand gedichtet. Die Isolierung der Decken-
oberfläche ist in derselben Meise mit einer doppelten Schichte imprägnierter Korkplatten, über
welcher ein Betonbelag hergestellt wurde, erfolgt. Buch die Gberlichttrichter sind gegen Kälte-
verluste durch mehrfache Glaszwischenlagen isoliert.

Die zum Betrieb der Kühlanlage wie der zum gesamten Schlachthofbetrieb erforderlichen
Maschinen und Apparate sind in dem Maschinen- und Kesselhaus, dem ein Apparatraum und
zwei Merkstätten angefügt sind, untergebracht. Es sind 3 Cornwall - Dampfkessel von je 76 qm
Heizfläche und 7 Atm. Betriebsdruck vorhanden. In dem Kesselraum ist auch der Masser-
reiniger aufgestellt, im Maschinenraum befindet sich ein Doppelkompressor mit zugehöriger
Dampfmaschine von 120 PS. zum Betrieb der Kühlanlage und ein einfacher Kompressor mit
Dampfmaschine zum Betrieb der Eismaschine, welcher im Bedarfsfälle zu einem doppelten
erweitert werden kann. Im Apparateraum haben die vorkühler, Kondensatoren und Refri-
gatoren, in welchen einerseits die Verflüssigung, anderseits die Verdampfung der Kohlensäure
erfolgt und die Salzwasserlösung auf — 7° C. abgekühlt wird, Aufstellung gesunden. Diese
stehen sowohl mit dem Eisgenerator, als auch mit dem Kühlapparat durch unterirdische Röhren-
leitungen in Verbindung und führen diesem im Kreislauf die erforderliche gekühlte Salzwasser-
läsung zu. Die Maschinen- und Kühlanlage wurde von der Firma L. A. Kiedinger in Augsburg
in bester Meise hergestellt.

An den Vorkühlraum für Großvieh schließt sich westlich die Eisfabrik mit Eis-
magazin an, welche stündlich 600 kg Klareis liefert. Der Masserturm ist für die Versorgung
der Anlage mit Grundwasser eingerichtet, die stündliche Leistung der Pumpenanlage beträgt
50 cbm, welche in dem 22 m hoch über Gelände im Turm ausgestellten Hochreservoir von
180 cbm Fassungsraum angesammelt werden. Der Wasserverbrauch stellt sich an Schlachttagen
auf etwa 800 cbm. Fürsorglich ist das Wasserleitungsnetz auch an die städtische Wasserleitung
angeschlossen, um im Notfälle das Wasser von dieser entnehmen zu können. Die Baukosten
des Wasserturms ohne Hochreservoir und Pumpe haben rund M. 57000 betragen

An sonstigen Einrichtungen besitzt der Schlachthof unter anderem die Freibank, in
welcher genuß- aber nicht bankfähiges Fleisch zu billigen Preisen zum verkauf kommt. Dann
ist zu erwähnen die Sanitätsanstalt, in welcher ein hartmann'scher Sterilisator aufgestellt
wurde, um Fleisch von leicht erkrankten Tieren genußfähig zu machen. Die Talgschmelze
mit haut- und Fettlager ist ein zweistöckiger Massivbau mit Unterkellerung, dessen Bau-
kosten M. 122000 betrugen. Die von der Mieterin bewirkte Einrichtung kostete M. 26000.
Der Betrieb derselben ist an eine Genossenschaft auf 30 Jahre verpachtet. Im Obergeschoß
der Talgschmelze befinden sich die Schmelzkessel, im Erdgeschoß die Klärkessel und im Keller-
geschoß die Lagerräume. Der zum Schmelzen des frischen Fettes erforderliche Dampf wird von
der Kesselanlage geliefert und auf etwa 40 o C reduziert in die doppelwandigen Kessel geleitet.
Die Lastenaufzüge werden elektrisch betrieben, ebenso auch die Rührwerke der Schmelzkessel.
Im hautlager werden die beim Schlachten gewonnenen häute gesammelt, gesalzen und auf-
gestapelt und von Zeit zu Zeit versteigert. Die Verladerampen mit Anbindebarrieren rc. bilden
den südlichen Abschluß der Anlage gegen die Bahn, von der eine Spur nach dem Kohlenlager-
platz abzweigt. Zu erwähnen ist noch der sogenannte Wartestall für etwa 400 Stück Groß-
vieh, welcher an der Trennungsmauer gegen den viehhof errichtet wurde. Derselbe enthält
 
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