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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 38.1995

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Scheer, Markus: Latein - "eine Last, die zu tragen unsere Gesellschaft nicht mehr die Kraft hat?"
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Latein - „eine Last, die zu tragen unsere Gesetischaft nicht mehr die Kraft hat?"
Eine Antwort auf Franz Josef Hausmann, Altsprachlicher Unterricht und Fremdsprachenunterricht.
In: Karl-Richard Bausch u. a. (Hgg.), Handbuch Fremdsprachenunterricht, Tübingen 1995, 91-95
1. Vorbemerkung
Seit wenigen Wochen liegt das im Francke-Verlag Tübingen in der großen Reihe von UTB für Wis-
senschaft erschienene Handbuch Fremdsprachenunterricht in der dritten, überarbeiteten und er-
weiterten Auflage vor, herausgegeben von Karl-Richard Bausch, Herbert Christ und Hans-Jürgen
Krumm. Als ein Standardwerk des gesamten Fremdsprachenunterrichts erreicht es viele angehende
und praktizierende Fremdsprachenlehrer und nimmt entsprechenden Einfluß auf die Gestaltung
des Unterrichts sowie die damit verbundenen Fragen.
Unter Fremdsprachen werden dabei nur die modernen Fremdsprachen verstanden, wie jedenfalls
der Titel des Artikels nahelegt, den Franz Josef Hausmann, Professor am Lehrstuhl für Angewandte
Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg, für das Handbuch verfaßt hat (91-95):
„Altsprachlicher Unterricht und Fremdsprachenunterricht". Daß diese Überschrift als bewußte Ge-
genüberstellung gemeint ist und der Artikel auf eine Konfrontation hinausläuft, zeigt bereits der
Eingangssatz: „Im Rahmen der heutigen Schulsprachenpolitik sind die alten Sprachen für den
Fremdsprachenunterricht zum Problem geworden." (91). Gleich zu Beginn sind damit die Fronten
abgesteckt: Hausmann bezieht entschieden Position gegen Latein und Griechisch als Bestandteile
des Fächerkanons an unseren Schulen.
Dies muß um so mehr verwundern, wenn man sich vor Augen hält: von den weit über 100 Artikeln
des Handbuchs ist derjenige Hausmanns der einzige, welcher sich einschlägig mit Latein befaßt;
zudem versprechen die Herausgeber in ihrem Vorwort mit Blick auf Artikel, die - wie der von
Hausmann - seit der ersten Auflage 1989 in ihrer Substanz unverändert geblieben sind, „Beibehal-
tung der bewährten Zugriffe da, wo diese weiterhin Gültigkeit haben" (IX). Die Thematik dieses von
den Herausgebern für nach wie vor gültig erklärten sowie durch seine Sonderstellung innerhalb des
Handbuchs herausgehobenen Aufsatzes interessiert mich als Studenten der klassischen Philologie
(Latein, Griechisch) und Romanistik (Spanisch) für das Lehramt für Sekundarstufe l/ll sehr. Mein
Anliegen ist es, Hausmanns Text im folgenden zu analysierend
2. Textanaiyse
Würde ich zu meinen Eindrücken nach der ersten Lektüre befragt, lautete meine Antwort: Ich emp-
fand zunächst, es sei Hausmann gelungen, den Fächern Latein und Griechisch im „Positionskampf
der Schulsprachen" (92) eine schwere Niederlage beizubringen. Doch ist mein Lagebericht nach
dem zweiten Lesen anders ausgefallen, und ich finde ihn bei wiederholter Lektüre bestätigt.
Hausmann stellt Überlegungen an, die teilweise durchaus bedenkenswert sind. Er legt es jedoch
darauf an, den Anschein zu erwecken, als ob „die alten Sprachen" seinen Angriffen nichts entge-
gensetzen könnten. Auf den ersten Blick gelingt ihm das auch, indem er erstens das Gewicht der
klassischen Sprachen im Fächerkanon der Schulen relativiert, zweitens die Wortwahl in den Dienst
seiner Sache stellt, drittens jeglichen Wert der Schulsprachen Griechisch und Latein in Zweifel zieht
und viertens für seine Ausführungen einen sehr bestimmten, kämpferischen Ton wählt. Jeder dieser
vier Aspekte verdient, in einem eigenen Kapitel thematisiert zu werden.
2.1 Tatsächliche Kräfteverhältnisse
Es ist psychologisch sehr geschickt, wie Hausmann den Stellenwert von Latein und Griechisch rela-
tiviert, bevor er eine Überprüfung einzelner Argumente angeht. Er klassifiziert die für die Schule

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