Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 38.1995

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Besprechungen
DOI Artikel:
Kühne, Jens: [Rezension von: Kurt Benedicter (Bearb.), Cives mundi sumus omnes. Erasmus von Rotterdam, Apopthegmata (Auswahl)]
DOI Artikel:
Wölke, Hansjörg: [Rezension von: Konstantin Akinscha u. Grigori Koslow, Beutekunst. Auf Schatzsuche in russischen Geheimnisdepots]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33096#0180

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ben bereitgestellt werden. Angaben zu Autor, Werk und Sprache des Autors, eine Zeittafel und ein
kommentiertes Eigennamenverzeichnis, eine Karte und besonders die reiche, textbezogene Bebilde-
rung schaffen den nötigen Sachintergrund.
Nicht zuletzt wegen des vermittelten Kulturwissens, gerade auf dem Sektor der griechischen Kultur,
die naturgemäß in den Lehrbüchern zu kurz kommt, stellen die Apophthegmata des Erasmus in der
vorliegenden Ausgabe eine Bereicherung im Angebot der Übergangslektüre dar.
JENS KÜHNE, Berlin
A/önscba, Konstantin / Kos/ow, Gn'gon'.' Beutekunst. Auf Scbafzsuche /n russischen Geheimciepots.
München. Dt. Taschenbuch Ver/ag 7995 (div 90526/ BBS 5. 32,00 DM (7SBA/ 3-423-30526-6).
Im Frühjahr 1991 schreckten die Kunsthistoriker Akinscha und Koslow die Kunstinteressierten in
aller Welt auf (und nicht nur sie): In der amerikanischen Kunstzeitschrift „ARTnews" wiesen sie rus-
sische Geheimdepots nach, in denen Hunderttausende von Kunstwerken und Kulturgütern aus
deutschem Museums- und Privatbesitz lagern, die am Ende des Zweiten Weltkrieges in die Sowjet-
union transportiert worden waren - die ursprüngliche Zahl betrug rund 2,6 Millionen - und seither
als verschollen galten, darunter auch der legendäre Schatz des Priamos, den einst
Heinrich Schliemann geborgen hatte. Bald 50 Jahre war er (was erst 1994 von offizieller Stelle zu-
gegeben wurde) hinter einer Eisentür im Büro der Führer des Puschkin-Museums versteckt. Erste
Hinweise auf die „Trophäenkunst" hatte Koslow im September 1987 durch reinen Zufall aus Akten
des Kultusminsteriums erhalten, die eigentlich nach einer Aufräumaktion weggeworfen werden
sollten. Wesentliches trugen Akinscha und Koslow dann aus frei zugänglichen Akten Moskauer
Zentralarchive zusammen, die die Sowjetbürokratie wohl übersehen und deswegen nicht für ge-
heim erklärt hatte.
Lange vor dem Ende des Weltkrieges hatte Stalin bereits geplant, nach der absehbaren Niederlage
Deutschlands sich für die Verwüstungen und Raubzüge der Deutschen im Kriege schadlos zu halten
an Kunstwerken und Kulturgütern deutscher Museen. Lange vorher schon wurden von verschiede-
nen Stellen detaillierte (und sehr unterschiedliche) Listen gefertigt, was denn alles mitgenommen
werden sollte, ohne daß es zu einem verbindlichen Ergebnis gekommen war. Und so war nachher
doch der Umgang mit den Museen und Sammlungen bestimmt von Beutezügen, von Eigenmäch-
tigkeiten und Eifersüchteleien zwischen den Trophäenbrigaden der Armee und der verschiedenen
staatlichen Organisationen - nicht zuletzt auch von privaten Plündereien, von Desinteresse und
Schlamperei, was bald wiederum Instrument war in der Hand derer, die in Partei und Armee um die
Macht kämpften. Was Akinscha und Koslow recherchiert haben, liest sich auf weite Strecken wie
ein Kriminalroman.
Große Teile des Pergamon-Altars und auch des Goldes von Troja waren in den letzten Kriegsjahren
zusammen mit zahlreichen anderen Museumsstücken im Flakturm Zoo aufbewahrt worden. Inner-
halb von zwei Tagen transportierten im Mai 1945 russische Pioniere die Marmorblöcke ab, für de-
ren Einlagerung Deutsche 4 Wochen gebraucht hatten. Über die Sorgfalt der Pioniere darf man
spekulieren. Mitte September wurden sie dann in einen Zug in die Sowjetunion verladen, in den
vierzig Waggons auf dem Boden verteilt und „leichte Fracht" darauf gestapelt. Weitere Teile des
Altars zusammen mit anderen antiken Skulpturen, die auf der Museumsinsel geblieben waren, ins-
gesamt rund 100 Positionen, wurden schließlich in der Zeit von Januar bis Mai 1946 abtranspor-
tiert. Schon am 30. Juni 1945 war ein Militärflugzeug mit besonders wichtigen Objekten, darunter
drei Kisten mit dem Gold von Troja und anderen Schätzen des Völkerkundemuseums, Richtung
Moskau gestartet. In Moskau stellte das Zollamt dann fest, daß die Hälfte der Kisten nicht in Be-
gleitpapieren aufgelistet war. Neben 350 Goldobjekten, die Irina Antonowa, die spätere Direktorin

166
 
Annotationen