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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 38.1995

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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Kühne, Jens: [Rezension von: Helmut Vester, Plinius lesen - kein Problem! Kofferpacken mit Plinius]
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Richter-Reichhelm, Joachim: [Rezension von: Joachim Adamietz (Hrsg.), Iuvenal, Die Satiren]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33096#0086

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Vesfer, /-/e/muf; P/inius /esen - kein Prob/em/ kofferpacken m/t P/inius. Samberg/ Bucbners 7994.
52 + 72 Seiten. 75,00 DM f/5BA/3-7667-5604-7).
Plinius lesen - kein Problem: jedenfalls in der vorliegenden Ausgabe, in der Helmut Vester das von
Rainer Nickel entwickelte (vgl. ders., Latein in der Mittelstufe. Bamberg 1991. [Auxilia Bd. 23], 103
ff. ) und am Beispiel Ovids erprobte Verfahren des Kofferpackens (vgl. ders., Ovid lesen - kein Pro-
blem! Kofferpacken mit Ovid. Bamberg 1989) auf den Prosaautor Plinius überträgt. Den Namen hat
die Methode von dem bekannten Gesellschaftsspiel; dabei wird der Satz in Teilsätze zerlegt: Der
Satzkern (in der Regel Subjekt, Prädikat und Objekt) wird in verschiedenen Arbeitsschritten so lange
mit den übrigen Satzfüllungen „angereichert", bis schließlich der vollständige Satz präsentiert wer-
den kann. Prinzip ist, daß die Wortstellung des „Originals" nicht verändert wird. Damit der Benut-
zer beim „Kofferpacken" nicht den Überblick verliert, wird das jeweilige neue „Packstück" druck-
technisch abgehoben. Von jedem der Teilsätze und vom vollständigen Satz wird eine schriftliche
Übersetzung direkt darunter gefordert. Sinn dieses Verfahrens ist es, daß neben der sukzessiven
Erschließung des Satzaufbaus sich durch ständige Wiederholung die lateinische Satzstruktur
„einschleift". Als attraktive Füllung des Koffers dienen die in drei handliche Päckchen geschnürten
und illustrierten Gruselgeschichten des Pliniusbriefes 7, 27 - ein Genre, das bei Schülern und, wie
die zahlreichen Adaptationen belegen, bei Lehrern gleichermaßen beliebt ist. Die Einfügung von
sinnvollen hinführenden Übungen, Vokabelangaben und eine an der Ausgangssprache orientierte
Übersetzung in einem separaten Heft machen es möglich, daß sich Schüler den Text weitgehend
selbständig erarbeiten können. Durch diese Ausgabe ist die Palette der Übergangs- bzw. Interims-
lektüre um einen weiteren Text bereichert worden. JENS KÜHNE, BERLIN
/uvena/. D/e 5aÖren. Lat. u. c/t. brsg. u. übers, v. Joachim Adam/etz. München, Zürich; Artemis &
Wink/er 7995 (5amm/ung Tuscu/um) 525 5. 65,00 DM f/SB/V 3-7605-7677-7).
Uneingeschränkt zu empfehlen ist dieser Band der Tusculum-Reihe, der von Joachim Adamietz be-
sorgt worden ist, einem ausgewiesenen Kenner der römischen Satire. Er verzichtet auf eine Über-
setzung in Hexametern, „um die Bedeutung des lateinischen Wortlauts möglichst genau zu erfas-
sen" und „dem Leser zu einem besseren Verständnis des Originals zu verhelfen" (S.498). Dem dient
auch, daß die Zeilenlänge des lateinischen Originals und der deutschen Übersetzung sich weitest-
gehend entsprechen, wodurch dem ambitionierten Lateinliebhaber eine bequeme Vergleichsmög-
lichkeit gegeben wird. Eine Fülle hilfreicher Anmerkungen (S. 324-445), die für jede Satire geson-
dert im deutschen Text durchgezählt werden, erleichtert das Verständnis des oft allusionsreichen
Autors. Ein wenig lästig ist bei der Benutzung das erforderliche Hin- und Herblättern. Auf etwa 50
Seiten folgt auf den Anmerkungsteil eine Einführung in das Werk luvenals, die immer wieder de-
tailliert Bezug nimmt auf dessen Eigenheiten im Vergleich zu Horaz und Persius. Ausführlich unter-
sucht der Hrsg. u. a. auch die Kriterien der satirischen Kritik luvenals. Hinweise zum Text
(Athetesen, die der Hrsg, recht rigoros vornimmt, werden gekennzeichnet, aber ebenfalls über-
setzt) und zur Übersetzung (S. 494-501) sowie das Literaturverzeichnis (S. 520-523) eröffnen Mög-
lichkeiten zur eindringenderen Beschäftigung mit Einzelaspekten. Lesenswert sind auch die
„Stimmen zu luvenal" (S. 502-504), die den durchaus zwiespältigen Eindruck, den dieser Dichter zu
hinterlassen vermag, trefflich spiegeln. Eine wahre Fundgrube ist das ausführliche Register (S. 505-
519), das außer den Eigennamen eine Fülle von Begriffen bringt, die unter den mannigfachsten
Gesichtspunkten erschlossen werden.
Sowohl mit dieser Prosa-Übersetzung als auch seiner eingehenden Kommentierung dürfte Ada-
mietz luvenal neue Freunde gewinnen.
JOACHIM RICHTER-REICHHELM, Berlin

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