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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 38.1995

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Nr. 4
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Besprechungen
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Rabl, Josef: [Rezension von: Günther E. Thüry, Die Wurzeln unserer Umweltkrise und die griechisch-römische Antike]
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[Rezension von: Jane F. Gardner, Frauen im antiken Rom. Familie, Alltag, Recht]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33096#0175

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ste vor allem die Auswirkungen des Herrschaftsdenkens und sorgte so dafür, daß doch wenigstens
ein gewisser Schutz der Natur zustande kam. Das Christentum, das sich auf die Seite des Herr-
schaftsdenkens stellte, hat der Umwelt den größten Teil dieses Schutzes entzogen." Thüry stellt
ferner fest, daß umweltschädigende Verhaltensweisen in der Antike Motive besaßen, die wir aus
unserer eigenen Zeit kennen: das Wirtschafts- und Profitdenken, die Freude an der Macht der
Technik, also an der Macht des Menschen über die Natur, und schließlich ein Phänomen, das Thüry
als „vernunftwidriges Selbstschädigungsverhalten" bezeichnet, als „Verhalten des Gefahreingehens
wider andere Einsicht".
Das in diesem Buch ausgebreitete Material eignet sich (zusammen etwa mit der Arbeit von K. W.
Weeber, Smog über Attika, Zürich-München 1990) bestens für Referate, eine Unterrichtsreihe oder
ein Projekt zum Thema „Umweltverantwortung", das man durchaus unter verschiedenen Blickwin-
keln (archäologisch, historisch, philosophisch) angehen kann, Thüry gibt dazu reichlich Hinweise.
Ein Lob an den Verlag Otto Müller, der in gelungener Weise zeigt, wie man eine eher theoretische
Fragestellung präsentiert: 50 Abbildungen auf 60 Textseiten übertreffen das in einschlägigen Veröf-
fentlichungen Übliche beträchtlich. Wir warten gespannt auf das nächste Buch zur antiken Welt.
JOSEF RABL
Garc/ner, Jane F./ Frauen r'm antiken Rom. fam///e, A//tag, Recht. Übers, v. /Ca/ Brodersen. München.'
G. F/. Beck 7995. 335 5. 43 DM (7SBA/ 3-406-397 74-7).
Detaillierte, speziell auf Frauen bezogene Untersuchungen römischen Rechts fehlten bislang; das
Buch von Jane F. Gardner schließt diese Lücke. 5ie versucht, die Folgen der rechtlichen Regelungen
für das Leben der Frauen in der Gesellschaft in einem facettenreichen, anschaulichen Bild aufzuzei-
gen. Der Originaititel „Woman in Roman Law and Society" kennzeichnet prägnant den Inhalt.
Gardner beabsichtigt zu zeigen, „in welcher Weise das Recht in der Praxis die Frauen in den ver-
schiedenen Aspekten ihres Lebens betraf: in den Familien, als Töchter, Gattinnen und Mütter, als
Erbinnen und Erblasserinnen, als Eigentümerinnen und Besitzerinnen und als Arbeiterinnen" (S. 8).
Es überrascht, daß Frauen auch als Händlerinnen, Ärztinnen und Gladiatorinnen tätig waren und
daß auch Sklavinnen und Freigelassene Berücksichtigung finden.
Ihr ausführliches Quellenstudium sowohl juristischer als auch nicht juristischer Texte, Papyri und
Inschriften zeigt die Akribie, mit der Gardner die praktischen Auswirkungen des römischen Rechts
erforscht. Aufgrund dieser Zeugnisse ist es ihr möglich, an zahlreichen Einzelbeispielen die Rolle
der Frau im Alltag in anschaulicher Weise zu demonstrieren, so daß sich das Buch nicht nur an Juri-
sten wendet. Die zahlreichen Anekdoten lockern den fachlichen Hintergrund auf und unterstützen
die Thesen der Autorin, die durchweg nachzuvollziehen sind. Der leicht verständliche Sprachstil der
Autorin sowie ein Glossar im Anhang des Buches, in dem die verwendeten juristischen Fachtermini
erklärt sind, erleichtern die Lesbarkeit dieses Buches.
Zentraler Untersuchungsgegenstand ist das im römischen Familienrecht geknüpfte Netz von Re-
geln, die zu vielfältigen Abhängigkeiten der Frauen führt, sei es aufgrund der patriarchalischen
Familienordnung von dem pater fam/7/as oder in einigen Eheformen von dem Ehemann. Diese
wirken sich primär auf das Eigentum der Frauen aus. Neben der rechtlichen Stellung der Frau bei
Vormundschaft, in der Ehe und bei Ehescheidung umfaßt das Buch auch die Grundzüge des kom-
plexen römischen Erbrechts. Besondere Bedeutung ist dem Kapitel über Sexualstraftaten beizumes-
sen, denn über die rechtlichen Regelungen bei Zuhälterei, Prostitution, Inzest, sexueller Belästi-
gung, Ehebruch, Vergewaltigung, die als Kapitalverbrechen galt, und bei anderen sexuellen Verge-
hen findet man, abgesehen von dem kürzlich erschienenen Lexikon von Karl-Wilhelm Weeber
(Alltag im Alten Rom, Zürich, Artemis Verlag, 1995), in der bisherigen Literatur über Frauen in der

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