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ZWEITER TEIL

oder ärmer sind. Und es wird noch schwerer bei den
Graden, wo sich künstlerische Äugerungen mit den abseits-
liegenden Tendenzen mischen wie z. B. bei Klinger.

Bei Böcklin liegt der unwiderstehliche Beweis in
der Deutlichkeit seines Irrweges und in der untrüg-
lichen Erweisbarkeit, dag es nicht möglich ist, auf
seinem Wege zu künstlerischen Äugerungen zu gelangen;
dag nicht nur er dabei Schiffbruch leiden mugte, sondern
jeder, selbst ein noch viel reicherer Mensch, ein idealer
Böcklin mit vielfach vermehrtem Talent. Weil die Be-
dingungen seiner Gestaltung von der Kunst nicht erfüllt
werden können.

Böcklin verachtet alle echten Maler: je typischer
sich die dem Malerischen zugeneigten Persönlichkeiten
als Erfinder eigener Mittel zu erkennen geben, desto
energischer werden sie zurückgewiesen.

Böcklin liebt, was er grog-dekorativ nennt, Dinge,
in denen das Malerische in dem eben erwähnten Sinne
individueller Mittel nicht vorkommt. Je stärker dieses
Grog-Dekorative in den von ihm gebrauchten Beispielen
erscheint, desto energischer tritt er für sie ein. Und wei-
ter: Bei der Verneinung wirft er den abgelehnten
Künstlern das Handwerkliche vor, die Mache, das Male-
rische, das Mittel, mit dem sie sich organisch, ihrer Art
nach äugern, und spricht ihnen auf Grund dieser Eigen-
schaft das Künstlertum ab. Bei der Bejahung spricht er
logischerweise den Freskenmalern, obwohl sie nur Hand-
werker waren, das Künstlertum zu. Das heigt, es gibt
für ihn in der Vergangenheit überhaupt nur eine Kunst:
 
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