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DIE EINHEITEN

Um sich diese Einheiten, von denen in der Folge
noch oft die Rede sein wird, zunächst ganz materiell vor-
zustellen, kann der Leser an die Molekular-Theorie denken.
Die Einheiten sind bis zum gewissen Grade die Moleküle
des Kunstwerks. Nur darf man sich nicht an so einfache
Yerhältnisse, wie grog und klein, halten, sondern mug
sich die unumgänglichen Elemente des Kunstwerks ver-
gegenwärtigen: in der Malerei die Masse und die Linie
und alle Abstufungen zwischen beiden; den malerischen
Kontrast und alle Elemente des Lichts und der Farbe,
die den Kontrast hervorbringen; das ausführende Werk-
zeug und alle Arten von Deckung, Umhüllung, Schmuck
der Bildfläche, die der Hand des Kiinstlers zu Ge-
bote stehen usw. Alle diese Elemente finden sich in
verschiedener Zusammensetzung in den Molekiilen der
Werke. Sie stellen eine unbegrenzte Fiille von Möglich-
keiten der Einheitsbildung dar. Aus ihnen wählt
der Kiinstler die seine, stellt sie sich zusammen, wie es
ihm pagt. Er ist in der Wahl vollkommen frei, und
unendliche Möglichkeiten bieten sich seiner Laune. Nur
von dem Moment an, wo er sich entschieden, ist er in
gewissem Sinne gebunden. Er setzt sich selbst die
Anfänge, aber verpflichtet sich gleichzeitig, von ihnen
aus logisch fortzuschreiten. Der Fortschritt geht ganz
instinktmägig vor sich, ohne subjektiveZwangsempfindung,
 
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