DIE ORGANISATION DES IRRTUMS
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wirkt jede Farbe stärker und prächtiger.“ (S. 91.) Hier
liegt einer der vielen Irrtümer rein materieller Art, die
zuweilen zweifelhaft erscheinen lassen, ob Böcklin nicht
infolge irgend einer anormalen Anlage seiner Augen zu
seinen Trugschlüssen kam. Denn es bedarf nicht des
Hinweises, da§ eine der elementaren Bedingungen der
Malerei, die Seele der ganzen Technik des Kiinstlers,
genau auf dem Gegenteil des obigen Satzes, nämlich auf
der Bereicherung der Farbe durch die Bewegung der
Farbfläche beruht. „Es liegt aber auch“, fährt Schick
fort, „an der Prosa unserer Farben, an welche wir uns
leider von Jugend auf gewöhnt haben, dag wir keine
solche Farbenpracht erreichen können.“ (Ebenda.) So
spricht jeder gebildete Tapezierer.
Auch das Tonige, das Böcklin in der Friihzeit so
meisterhaft beherrschte, sagt ihm später nichts mehr.
Schon deshalb zieht er Italien Deutschland vor, weil in
Deutschland „die klarsten Tage fernere Sachen dunstig
verschleiern“ (S. 67). Floerke meint: „Hier (in Italien)
konnte man nicht mogeln wie in der dicken nordischen
Luft, sondern mufjte Farbe bekennen ohne Gnade, nackt
zeigen, was man beherrschte und von Anfang an ge-
wollt hat“ (F. 109). Schick spricht wohl vom „Über-
schummern“ der Farben, einem Handwerkskniff, der
etwa einer Art Mattpolitur in diesem Sinne entspricht.
Vor allem kommt es Böcklin auf Deutlichkeit an und
zwar in jeder Hinsicht, sowohl so, da§ der Gedanke als
Legende recht stark hervortritt — darüber später —
wie auch, daß die Malerei als solche möglichst unver-
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wirkt jede Farbe stärker und prächtiger.“ (S. 91.) Hier
liegt einer der vielen Irrtümer rein materieller Art, die
zuweilen zweifelhaft erscheinen lassen, ob Böcklin nicht
infolge irgend einer anormalen Anlage seiner Augen zu
seinen Trugschlüssen kam. Denn es bedarf nicht des
Hinweises, da§ eine der elementaren Bedingungen der
Malerei, die Seele der ganzen Technik des Kiinstlers,
genau auf dem Gegenteil des obigen Satzes, nämlich auf
der Bereicherung der Farbe durch die Bewegung der
Farbfläche beruht. „Es liegt aber auch“, fährt Schick
fort, „an der Prosa unserer Farben, an welche wir uns
leider von Jugend auf gewöhnt haben, dag wir keine
solche Farbenpracht erreichen können.“ (Ebenda.) So
spricht jeder gebildete Tapezierer.
Auch das Tonige, das Böcklin in der Friihzeit so
meisterhaft beherrschte, sagt ihm später nichts mehr.
Schon deshalb zieht er Italien Deutschland vor, weil in
Deutschland „die klarsten Tage fernere Sachen dunstig
verschleiern“ (S. 67). Floerke meint: „Hier (in Italien)
konnte man nicht mogeln wie in der dicken nordischen
Luft, sondern mufjte Farbe bekennen ohne Gnade, nackt
zeigen, was man beherrschte und von Anfang an ge-
wollt hat“ (F. 109). Schick spricht wohl vom „Über-
schummern“ der Farben, einem Handwerkskniff, der
etwa einer Art Mattpolitur in diesem Sinne entspricht.
Vor allem kommt es Böcklin auf Deutlichkeit an und
zwar in jeder Hinsicht, sowohl so, da§ der Gedanke als
Legende recht stark hervortritt — darüber später —
wie auch, daß die Malerei als solche möglichst unver-