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Kintzinger, Martin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Westbindungen im spätmittelalterlichen Europa: auswärtige Politik zwischen dem Reich, Frankreich, Burgund und England in der Regierungszeit Kaiser Sigmunds — Mittelalter-Forschungen, Band 2: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.8246#0245

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1. Sigmund und die Schlacht von Nikopolis

1. a. Sigmunds Herrschaft in Ungarn. Die Türkengefahr
Bereits für die ersten Jahre der Regierung Sigmunds war zu zeigen, daß die Reprä-
sentation kaiserlicher Würde seinerseits ein Mittel zum Zweck sein konnte, politi-
sche Vorhaben geltend zu machen und durchzusetzen. Von seiten der übrigen Für-
sten beachtete man diese Differenzierung ebenfalls und nutzte sie im eigenen
Interesse aus. Möglich wurde eine solche Reaktion nicht zuletzt dadurch, daß man
Sigmunds politische Anliegen hinter Akten der Repräsentation zurücktreten ließ,
diese angemessen aufnahm und jene überging.
Das Reservoir, aus dem man solchermaßen für repräsentatives und zeremoniel-
les Handeln schöpfen konnte, hatte sich in langer Tradition bewährt. Deshalb war es
allen bekannt, die sich am Spiel der Kräfte auf der Bühne der europäischen Politik
beteiligten. Es konnte nicht darum gehen, neue Formen zu schaffen, sondern die be-
kannten und allseits verstandenen wirkungsvoll einzusetzen. Das Ziel solchen Han-
delns war zunächst keineswegs taktisch angelegt; vielmehr drückte das Teilhaben an
festen Formen repräsentativer Handlung Gemeinsamkeit aus und verband mitein-
ander gerade auch über aktuelle Anlässe hinaus. Schließlich gab es Ideen Ausdruck,
denen alle zugleich verpflichtet waren und die handlungsanleitend wirkten.
Im folgenden wird zu zeigen sein, wie Sigmund sich der Elemente traditionel-
ler Ritterkultur bediente, um die christlichen Fürsten Europas zu gemeinsamem
Vorgehen zu bewegen, und wie er sie nutzte, um grenzübergreifende personelle
Bindungen zu schaffen und Absichten seiner auswärtigen Diplomatie sinnfällig
und zeichenhaft sichtbar zu machen. Er begann damit vor dem Regierungsantritt
im Reich, während seines ungarischen Königtums.
Unter insgesamt schwierigen Umständen konnte Sigmund, als Gemahl Marias,
der zweiten Tochter des fünf Jahre zuvor verstorbenen Königs Ludwig, am 31. März
1387 zum König von Ungarn gekrönt werdend Komplizierte Verhandlungen mit

1 Zu Ludwigs zeitgenössischer Rezeption als Verkörperung des Ritterideals und zu seinem Rang
als Vorbild für Sigmund während dessen lugendzeit vgl. Hoensch, Sigismund, S. 45, 503. Eine
nach dem paläographischen Befund etwas spätere Chronik über die deutschen Könige und rö-
mischen Kaiser führt diejenigen aus dem Haus Luxemburg gesondert auf, beginnend mit Hein-
rich VII., dann ausführlich zu Karl IV. und knapp zu Wenzel. Uber Sigmund berichtet sie, wenn
auch umfangreich, ausschließlich von seinen Schwierigkeiten, als König von Ungarn anerkannt
zu werden. Der Chronist sympathisiert deutlich mit dem opponierenden ungarischen Adel; er
resümiert nnd Um graff Sigrannf in nnger mit grossem oodc nnd ward gemeLig Gnig in nnger nnd oil
fecMen nnd mageriay ardaiff Ms das er Gnig in nnger ward. SUB München Cgm 369, fol. lr-lOv, das
Zitat fol. lOv.
 
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