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Kintzinger, Martin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Westbindungen im spätmittelalterlichen Europa: auswärtige Politik zwischen dem Reich, Frankreich, Burgund und England in der Regierungszeit Kaiser Sigmunds — Mittelalter-Forschungen, Band 2: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.8246#0069

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2. Die Politik der Verträge

2. a. Politische Verträge.
König und Fürsten von Frankreich 1414
Nach Bernard Guenee war die Zeit Karls VI. »bien le temps des alliances«. Wenn
man auch nach wie vor bevorzugt Heiratsverbindungen knüpfte, um Bündnisse zu
begründen, so war dies gleichwohl nicht immer möglich, und anderes mußte an
ihre Stelle treten."* Politische Verträge, die die dynastischen als Instrumente wer-
dender Staatlichkeit langfristig verdrängen sollten, boten sich dann an.
Im Vorfeld und Umkreis von Vertragsabschlüssen kam es notwendig stets zu
diplomatischem Austausch."^ Besonderes Gewicht kam dabei den Vertrauten und
Gesandten der Fürsten zu. Im Juni 1413 hatte Sigmund einen Mann aus der Umge-
bung des englischen Königs in seine Familia aufgenommen; ein Vertrauter des Her-
zogs von Orleans folgte im Frühjahr 1414. Am 5. Februar wurde der aus Asti stam-
mende (Bernardus) Johannes de Rotariis, zusammen mit seinem Landsmann
Dominicus Gutuarii, zum Familiären Sigmunds ernannt und erhielt diese Aus-
zeichnung nochmals 1421.**** Er erscheint zur selben Zeit, gemeinsam mit einem Rit-
ter und Orator des Herzogs von Orleans, als Botschafter (awMssMfomsJ Sigmunds
an Karl VI.Das von ihnen überbrachte Schreiben sollte ein Zusammentreffen Sig-
munds mit den Fürsten Frankreichs vorbereiten.
Wenn im Zusammenhang der England-Politik Sigmunds festzustellen war, daß
deutsch-englische Bündnisse zugleich immer eine Aussage über die Politik der Ver-
tragspartner gegenüber Frankreich bedeuteten, so gilt dies selbstverständlich ent-
sprechend für das deutsch-französische Verhältnis. Wollte Sigmund sich Frankreich
diplomatisch nähern, durfte er nicht übersehen, wie in England darauf reagiert wer-
den würde.
Im Interesse der europäischen Befriedung und der Konzilsvorbereitungen
mußte er den Erbverträgen mit dem Haus Valois zumindest eine Verständigung mit

llt Guenee, Meurtre, S. 108 f., 112-114.
112 Den möglichen Kontrast zwischen militärischer und diplomatischer Planung zeigt am Einzehall
Bertrand Schnerb, La preparation des operations militaires au debut du XVe siede: hexemple
d'un document previsionnel bourguignon. In: Guerre et societe en France, en Angleterre et en
Bourgogne XlVe-XVe siede. Hrsg. v. Philippe Contamine, Charles Giry-Deloison, Maurice H.
Keen. (Collection >Histoire et litterature regionalem 8). Villeneuve-d'Ascq 1991, S. 189-196, hier
S. 193.
113 RImp 934; Beinhoff Nr. 451 (1414; Giovanni). HHSTAA Wien, Reichsregisterbände, G, fol. 105 r
(Bernardus Johannes de Rotariis und Princivalus de Rotariis); RImp 4639,4641; Beinhoff Nr. 449,
453 (1421; Bernardo, Princivale). Zu Dominicus Gutuarii: RImp 935; Beinhoff Nr. 315. Eine Iden-
tität des Bernardus Johannes von 1421 mit dem Johannes von 1414 ist möglich, aber nicht sicher.
114 Acta Concilii Constanciensis, 1, Nr. 97, S. 350, Zeile 4 f., 17.
 
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