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Kintzinger, Martin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Westbindungen im spätmittelalterlichen Europa: auswärtige Politik zwischen dem Reich, Frankreich, Burgund und England in der Regierungszeit Kaiser Sigmunds — Mittelalter-Forschungen, Band 2: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.8246#0332

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2. Basel, Burgund und Italien seit 1431

2. a. Das Basler Konzil
Zum Erfolg des Konstanzer Konzils hatte maßgeblich beigetragen, daß es Sigmund
vorab gelungen war, die strittigen Obödienzen abzugleichen und die europäischen
Fürsten zu bewegen, ihre Delegierten zum Konzil zu entsenden. Damit stellten sie
zugleich sicher, daß Reformbeschlüsse und Papstwahl auch nach Ende des Konzils
weiterhin von den wesentlichen politischen Kräften in Europa getragen würden.
Sigmund hatte bekanntlich keine diplomatischen oder persönlichen Mühen ge-
scheut, um dieses Ziel zu erreichen und vor allem Frankreich und England, trotz
deren fortbestehenden Konflikts, in Konstanz an einen Tisch zu bringen. Angesichts
des eben dargestellten Zustands - des nur formalen Verhältnisses zu England und
des eher einseitigen französischen Kontakts zu Sigmund - bleibt im Vorfeld des
Basler Konzils zu fragen, ob sich daraus Folgen für das Gelingen der Kirchen-
versammlung ergaben. Gerade im Vergleich zur frühen Politik nach der Königs-
wahl und in Konstanz soll weiterhin untersucht werden, welche Möglichkeiten
politischen Ptandelns sich für Sigmund in Basel boten und ob die endlich erreichte
Kaiserkrönung von Einfluß darauf war. Schließlich wird zu zeigen sein, wie sich
Sigmunds Engagement zunehmend auf die Politik in der Grenzregion gegenüber
Frankreich verengte und welcher Instrumentarien er sich dafür bediente.
Mehrere Jahre war Sigmund dem Binnenreich ferngeblieben. Auch nachdem er
im August 1430 zurückgekehrt war, beschäftigten ihn schwerwiegende Probleme in
Böhmen und Ungarn. An den Ereignissen im westlichen Europa zu Beginn der
dreißiger Jahre war er deshalb nur eingeschränkt beteiligt. Anders als zur Zeit des
Konstanzer Konzils, galt dies jetzt auch für die folgenden beiden Kirchenversamm-
lungen während seiner Regierungszeit, vor allem diejenige von Pavia-Siena
1423/24, die noch in die Zeit von Sigmunds Aufenthalt in Ungarn fiel, im ganzen
aber ebenso für das Basler Konzil.Es wurde nach längerer Vorbereitung, an der er
keinen prägenden Anteil hatte, Ende Juli 1431 eröffnet und überdauerte bekanntlich
sein Todesjahr 1437.
Wenige Monate vor Sigmunds Ableben hatte der Papst den umstrittenen Ent-
schluß gefaßt, das Konzil nach Ferrara zu verlegen und schon im Frühjahr führten
Konzilsvertreter ausführlich bei Sigmund Klage, daß die Kirchen Versammlung in Ge-

93 Zum Forschungsstand grundlegend Johannes Helmrath, Das Basler Konzil 1431-1449. For-
schungsstand und Probleme. (Kölner Historische Abhandlungen, 32). Köln/Wien 1987. Zuletzt
ders., Art. Basel, Konzil. In: LThK 2 (31994), Sp. 53-57.
 
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