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Kintzinger, Martin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Westbindungen im spätmittelalterlichen Europa: auswärtige Politik zwischen dem Reich, Frankreich, Burgund und England in der Regierungszeit Kaiser Sigmunds — Mittelalter-Forschungen, Band 2: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.8246#0276

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2. Ritterkultur und Zeremoniell

2. a. Societas Regis
Noch in einem weiteren Zusammenhang griff Sigmund in den ersten Jahren des
15. Jahrhunderts zwar auf die Traditionen der abendländischen Ritterkultur zurück,
ging zugleich aber, indem er sie anwandte, über die tradierten Verfahren hinaus. Er
verknüpfte dafür die Idee des christlichen Rittertums mit den personellen Bindun-
gen von Gefolgschaft und machte sie so zu einem Instrument eigener Prägung für
die auswärtige Politik.^
Philippe de Mezieres, mit der Idee einer NonpeZZe cZieraPnb Crucg/ixg von 1395
oder dem Ordm de E? Passion, vor allem später der burgundische Herzog Philipp der
Gute mit dem Orden vom Goldenen Vlies, den er 1430 gründete,^ Albrecht von
Österreich mit dem 1433 eingerichteten Adlerorden oder Friedrich III. mit dem St.-
Georgs-Orden von 1469 hatten sich, ihre Ordensvorstellungen und -gründungen
dem Ziel eines Kreuzzuges und des Heiden- und Ketzerkampfes verschrieben.^

151 Das Zusammenspiel von Ritterkultur und auswärtiger Politik wird in der neueren Forschung
über die Zeit des Hundertjährigen Krieges verstärkt zur Kenntnis genommen. Vgl. Ehlers, Eng-
land, S. 459.
152 Marie Tanner, The last descendant oi Aeneas. The Habsburgs and the mythic image of the em-
peror. New Haven/London 1993, S. 150,287 mit Anm. 18, sieht einen Zusammenhang zwischen
der Gründung des Ordens vom Goldenen Vlies und der Belehnung des Herzogs von Burgund
mit Brabant durch Sigmund 1430. Den mythologischen Hintergrund der Ordensidee beschreibt,
vornehmlich anhand des Ordens vom Goldenen Vlies, Lemaire, Visions, S. 215 . u.ö. Zum My-
thos des Königs Artus ebd., passim, und Richard Barber, King Arthur. Hero and legend. Wood-
bridge 1990, zur Rezeption in der abendländischen Ritterkultur S. 114-125, zum Orden vom Gol-
denen Vlies S. 130.
153 Zu den übrigen, hier aufgeführten Ordensgründungen Erkens, Grosse Reise, S. 744 f. Zu den ge-
nannten und den im folgenden zu erwähnenden Orden: Ritterorden und Adelsgesellschaften im
spätmittelalterlichen Deutschland. Ein systematisches Verzeichnis. Hrsg. v. Holger Kruse, Wer-
ner Paravicini, Andreas Ranft. (Kieler Werkstücke, D. Beiträge zur europäischen Geschichte des
Mittelalters, 1). Frankfurt/M./Bern/New York/Paris 1991, passim, zum St.-Georgs-Orden
S. 407-416. Zu Datierung und Gründungsabsicht des Ordens vom Goldenen Vlies jetzt auch Le-
maire, Visions, S. 215-217 u. ö.
Die cNuaPn'e CrMce/ü wird beschworen bei Mezieres, Letter, das Zitat S. 103. Die Vermischung
amouröser und religiöser Ordensvorstellungen in der lyrischen Dichtung des 15. Jahrhunderts
beschreibt Huizinga, Herbst, S. 371 f. Für den Orden vom Goldenen Vlies spricht Müller, Kreuz-
zugspläne, S. 135, von dem »als Kreuzzugsorden konzipierten Toison d'Or«. Georges Chastel-
lain faßt die religiöse Komponente bei der Gründung dieses Ordens in den Begriff Ze pZns ZMMt
?nZsfcre 4'oHre und spricht von feZZc mZZgZon en cZieuaZcn'c. Chastellain, Oeuvres, 2, S. 7 f. Meuthen,
Fall, S. 23, verweist auf die feierlichen Türkenfeste nach 1453 in Burgund, die auch von An-
gehörigen des englischen Adels besucht wurden.
 
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