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Kintzinger, Martin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Westbindungen im spätmittelalterlichen Europa: auswärtige Politik zwischen dem Reich, Frankreich, Burgund und England in der Regierungszeit Kaiser Sigmunds — Mittelalter-Forschungen, Band 2: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.8246#0360

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Basel, Burgund und Italien seit 1431

Neben die literarische trat im übrigen eine gleichzeitige bildkünstlerische Re-
zeption in Oberitalien. Sie war von noch weitergehender Bedeutung, indem sie
namhafte Künstler zu Werken von bleibendem Rang anregte. Nicht zuletzt geben
sie Zeugnis von der Gestalt zeremonieller Repräsentation, wie Sigmund sie
schätzte/^ Nicht weniger zeugen sie von allegorischen Darstellungsformen in der
Herrscherpanegyrik, häufig unter Einbeziehung der Symbolik des heiligen Georgs
und der Abzeichen der Drachengesellschaft.^ Der begeisterte Empfang Sigmunds
in Siena und sein mehrmonatiger Aufenthalt dort 1432/33 waren hierfür zunächst
entscheidend, dann aber auch die Zeit in Ferrara. So bemühte sich der Sieneser In-
genieur Mariano Daniello di Jacopo (Taccola) um seine Förderung und widmete
ihm mehrere Zeichnungen. Von ihm, vor allem aber von dem Pisaner, später dem
Hof Leonellos in Ferrara nahestehenden Antonio di Puccio Pisano (Pisanello) stam-
men die einzigen Porträtzeichnungen Sigmunds/^ Pisanellos bekannte Porträts des
Kaisers sind wahrscheinlich im Herbst 1433 entstanden, als er sich - zusammen mit
Sigmund - in Ferrara und Mantua aufhielt/
Die literarisch-künsterlische Rezeption Sigmunds im (nicht nur italienischen)
Humanismus ist demnach wesentlich auf seine politische Annäherung an Ferrara

234 In Rom wurde zur Zeit Papst Eugens IV. ein übergroßes Portalgemälde hergestellt, das Sigmund
und den byzantinischen Kaiser zeigt. Dazu Carlo Bertelli, Amedee VIII et la symbolique ponti-
ficale. In: Amedee VIII, S. 375-391, hier S. 385 f. - mit dem Kommentar zu einem solchen Kunst-
werk: »... il est celebre par un panegyrique qui s'interesse tres peu ä la verite historique...«
235 Vgl. hierzu die Feststellung bei Gustina Scaglia, An allegorical portrait of emperor Sigismund by
Mariano Taccolo of Siena. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 31 (1968),
S. 428M34, hier S. 430: »When the Sienese had this King of Rome in their midst, during months of
political turmoil, learned men like Mariano ... surely had occasion to reflect upon him in relation
to the kings and heroes of ancient Rome, whose imperial successor he was.« Scalgia betont, daß
man sich in Siena bewußt gewesen sei, mit der Bezugnahme auf Sigmunds kaiserlichen Rang und
dessen Tradition sein Selbstverständnis zu treffen. Sigmunds und seines Hofes langer Aufenthalt
habe bei den Menschen einen starken Eindruck hinterlassen (»stirring the imagination of persons
in provincial cities who saw a real king in their midst«) und unter anderem zur spontanen Ana-
logiebildung mit biblischen Königsgestalten geführt. Ebd., S. 434, Abbildungen nach S. 432.
236 James H. Beck, The historical »Taccola« and emperor Sigismund in Siena. In: The Art Bulletin 50
(1968), S. 309-320. Ernst Knobloch, Art. Mariano Daniello di Jacopo. In: LexMA 6, Sp. 284. Chri-
stian Klemm, Art. Pisanello. In: ebd., Sp. 2183, mit Nachweis der Beziehung zu Ferrara. Scaglia,
Portrait, passim, zu Pisanello S. 432. Grundlegend Bertalan Kery, Kaiser Sigismund Ikonogra-
phie. München 1972, zu Pisanello S. 28-32 und die anschließenden Abbildungen (mit ausführli-
cher Wiedergabe der Forschungsgeschichte). Ein Überblick über die Porträtzeichnungen Sig-
munds und deren Rang als Elemente kaiserlicher Repräsentation jetzt bei Ernö Marosi, Die
Persönlichkeit Sigismunds in der Kunst. In: Sigismund von Luxemburg, S. 255-270, zu Pisanello
S. 256 f. Auf die personalpolitischen Folgen, die Rekrutierung von Gefolgsleuten während des
Aufenthalts in Siena, verweist Brandmüller, Papst und Konzil, S. 112. Zuletzt Hoensch, Sigis-
mund, S. 482, 546.
Vgl. die Abbildungen im Anhang bei Mälyusz, Sigismund, bei Baum, Sigismund, nach S. 128,
und Hoensch, Sigismund, S. 393, 483. Zum Empfang Sigmunds in Siena Hay Law, Italy, S. 275.
Beck, Taccola, S. 316. Zum politischen Hintergrund: Michele Luzzati, Firenze e Parea toscana. In:
Communi e signorie nellTtalia nordorientale e centrale: Veneto, Emilia-Romagna, Toscana. Tu-
rin 1987, S. 563-787, hier S. 745. Zuletzt: Pisanello. Hrsg. v. Lionello Puppi. Mailand 1996, hier
S. 21, 24 f., 116. Den aktuellen Ausstellungskatalog des Pariser Musee du Louvre »Pisanello. Le
peinture aux sept vertus« konnte ich vor Abschluß des Manuskripts nicht mehr einsehen.
237 Kery, Sigismund Ikonographie, S. 30. Auch als er den byzantinischen Kaiser 1438 zeichnete, hielt
er sich in Ferrara auf.
 
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