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Schlick, Jutta; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
König, Fürsten und Reich: (1056 - 1159) ; Herrschaftsverständnis im Wandel — Mittelalter-Forschungen, Band 7: Stuttgart, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.34721#0025
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Die Formierung der fürstlichen Opposition gegen Heinrich IV.

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seine königlichen Tugenden vernachlässige, und als Heinrich IV. 1053 zum Mitkö-
nig gewählt werden sollte, knüpften sie ihre Zustimmung an die Bedingung, daß
er ein gerechter Herrscher sein müsset Hier zeigt sich, daß die Königsvorstellung
der Fürsten und die von Heinrich III. verkörperte Realität bereits auseinander-
klafften, und diese Tatsache schlug sich in einem tiefen Mißtrauen gegenüber dem
König nieder.
So hatte Heinrich IV. ein schweres Erbe von seinem Vater zu übernehmen, als
dieser 1056 starb. Lampert von Hersfeld berichtet gar, die Sachsen hätten einen
Anschlag auf den jungen König geplant, weil zu erwarten gewesen sei, daß dieser
ganz in die Fußstapfen seines Vaters treten werde"'. Doch gelang es Papst Vik-
tor II., dem Heinrich III. seinen Sohn anvertraut hatte", die Fürsten zur Anerken-
nung des jungen Königs zu bewegen. Die Sorge um das Schicksal des Reichs ver-
mochte noch einmal die gegensätzlichen Interessen zugunsten des minderjährigen
Herrschers zu vereinen'*. Aber schon während der Regentschaft der Mutter Hein-
richs IV. brachen die Konflikte erneut auf: Nach zunächst weitgehender Zusam-
menarbeit fühlten sich die Fürsten bald nicht mehr in dem Maß an der Regierung
beteiligt, wie sie es für angemessen hielten, Rangstreitigkeiten unter den Großen
selbst brachen auf, und zudem schlug Agnes einen Kurs ein, den viele nicht gut-
heißen konnten, so vor allem gegenüber dem Reformpapsttum. Mit einem kleinen
Kreis Vertrauter versuchte die Regentin, den immer größer werdenden äußeren
Zwängen und den individuellen Ansprüchen einzelner zu begegnen, doch ohne
Erfolgt.

9 Hermann von Reichenau, Chronik, ad a. 1053,132f.: Quo tempore regai Hm primores <^aam inferi-
ores contra imperatorem magis ?nagis^ne massitaates, iam dadam oam ab iacboatac iasficiae, pacis,
pietatis, dioiai timoris maifimodae^ae oirtatis tenore, in <?ao & die in diem debacrat proficere, paMiafim
ad qaaesfam et incariam ^aawdam deficere, maitam^ae se ipso detcriorem fore, caasabaatar. (*.. J Impe-
rator Hoiaricas magno apat Tribariam coaoeafa babifo, fih'am ae^aioocam regem a caactis eiigi, ei^ne
post obitam sMnm, si rector insfns fafaras esset, satnecfionem promifti fecit. Die Zuverlässigkeit die-
ses Chronisten bestätigt PRINZ, Kaiser Heinrich III., S. 539, im Anschluß an WATTENBACH/HoLTZ-
MANN, Deutschlands Geschichtsquellen I, S. 234f.
10 Lampert, Annalen, ad a. 1057, S. 71: Principes Saxoniae crcbris conoenticniis agitabaat de iaiariis,
^aibas sat? imperatore affecfi faeraat, arbitrabaatar^ae paicbre sibi de ins satisfactam fore, si fdio eins,
dam adiiMC aetas oportaaa iaiariae esset, regaam eriperent; nee procni abfi'de aberat fdiam in mores oi-
tam^ae patris pedHns, at aiant, darum esse.
11 Vgl. EGGERT, Agnes von Poitou, S. 154; KELLER, Zwischen regionaler Begrenzung..., S. 164; Bos-
HOF, Königtum, S. 43.
12 So stellt z. B. Lampert, Annalen, ad a. 1057, S. 71, als er von dem Mordplan der Sachsen berich-
tet, fest: Percaisis meta omaibas, ^aibas reram pabiicaram sobicitado aii^aa erat, et magnopere inten-
tis ad sedandam farbam, ^aae oriebatar, piacait regem ocias in Saxoniam oenire et periciitanti rei pabii-
cae ^aa^aa posset ratione consaiere. Nicht um den König waren die Fürsten besorgt, sondern um
das Reich!
13 Annales Altahenses, ad a. 1060, S. 56: Inicia doioram baec. Rex enim paer erat, mater oero atpote
femiaa bis et idis considantibas facde cedebat, reii^ai oero poiatio praesidentes omnino aoariciae iabia-
bant, et sine pecania ibi de caasis sais nemo iasticiam iaoeaiebat, et ideofas nefas^ae coafasam erat. Zu
Agnes vgl. BLACK-VELDTRUP, Kaiserin Agnes; zur rechtlichen Stellung der Regentin in ottonisch-
frühsalischer Zeit vgl. ERKENS, Die Frau als Herrscherin; zu dem Problem der Minderjährigkeit
des Königs vgl. KÖLZER, Das Königtum Minderjähriger, speziell zu Heinrich IV. S. 315-317; zu
den Widerständen des Adels vgl. EGGERT, Agnes von Poitou, S. 156-158; und zur allgemeinen
Situation während der Regentschaft siehe SucHAN, Königsherrschaft, insbes. S. 32-51.
 
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