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Schlick, Jutta; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
König, Fürsten und Reich: (1056 - 1159) ; Herrschaftsverständnis im Wandel — Mittelalter-Forschungen, Band 7: Stuttgart, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.34721#0036
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Diatina rega; ^iscoUz'a - Das entzweite Reich (1077-1125)

Michelsberg, eines treuen Anhängers Heinrichs IV., berührt die sächsischen Unru-
hen ebenfalls nur am Rande, brandmarkt sie aber als Verschwörung (cozizzimboj und
wirft den Aufständischen vor, lästerliche und unerhörte Beschuldigungen (accMsa-
Ü0716S gf z'zizzMzfz'HsJ gegen den König beim Papst vorgebracht zu haben,
während sie zugleich Verbündete im ganzen Reich an sich zu ziehen versuchten^.
Von einem gerechtfertigten Widerstand der Sachsen gegen den König weiß Frutolf
nichts, er lastet ihnen vielmehr die Zerstörung der königlichen Burgen und die
Schändung der Gräber auf der Harzburg anA Hier fiel die sächsische Rechtferti-
gung also auf unfruchtbaren Boden; nur die Tatsache, daß dem Aufstand kein brei-
ter Raum eingeräumt wurde, läßt vermuten, daß sich die Gegendarstellung aus kö-
niglicher Sicht nicht allzu eloquent gestalten ließ.
Im Hinblick auf die weitere Entwicklung sind aber besonders die schwäbischen
Quellen, und hier vor allem die Chroniken Bertholds von Reichenau und Bernolds
von St. Blasien, die für die relevanten Jahre aus derselben Vorlage geschöpft haben,
von Interesse^. Abgesehen von einer vereinzelten Nachricht zum Jahr 1068, die Für-
sten hätten sich mit der Absicht getragen, den jungen König abzusetzeiW, berichten
Berthold und Bernold zunächst übereinstimmend königsfreundlich. Schon zum Jahr
1071 ist von »vielen Nachstellungen der Sachsen« die Rede, die Heinrich IV. zu »er-
dulden« gehabt, aber »männlich bestanden« habe^. Liegt hier die Sympathie eindeu-
tig beim Herrscher, so vermelden beide Chronisten zum folgenden Jahr immerhin,
Heinrich habe sich in Sachsen und Thüringen zahlreiche Festungen »unrechtmä-
ßig angeeignet« (sz'H znzusU tzsurpaHf), so daß er viele gegen sich aufbrachte^. Zu 1073
heißt es bei Bernold nur, ganz Thüringen und Sachsen hätte sich gegen den »schlecht
beratenen« Heinrich empört^, während Berthold hier wesentlich ausführlicher über
den Hergang des Aufstands berichtet. Der König habe »wider die Gewohnheit und
in unüberlegter Weise« in Sachsen Dinge vollbracht, die man dort nicht mehr zu
erdulden bereit gewesen sei. Doch bevor Heinrich seine Heerfahrt gegen die Sach-
sen antreten konnte, hätten sie ihm auf Rat einiger Bischöfe und der drei süddeut-
schen Herzoge eine - jedoch nicht ehrlich gemeinte - Genugtuung angebotenA

wandei ab: »Bis 1060 ist der oberste Wert das Reich, danach die Kirche« (S. 107). Erst jetzt sei
eine deutlichere Kritik an der Kirchenpolitik des Königs festzustellen. - Zum Verhältnis des Klo-
sters Niederalteich zu Otto von Northeim siehe ebd., S. 104f.
81 Frutolf, Chronik, ad a. 1072, S. 82.
82 Frutolf, ebd.
83 Zu den beiden Chronisten vgl. allgemein ROBINSON, Zur Arbeitsweise Bernolds von Konstanz;
DERS., Bernold von Konstanz; ScHMEiDLER, Berthold als Verfasser. - SucHAN, Königsherrschaft,
S. 218-220 (zu Bernold), S. 223-226 und 278-280 (zu Berthold), weist überdies auf die Interde-
pendenz der verschiedenen Schriften aus dem Lager der Königsgegner hin: »Berthold, Bernold,
Bruno, Gebhard und Manegold unterhielten ganz offensichtlich Kontakte, die im Widerstand
gegen Heinrich IV. gründeten und die die Verbreitung bzw. den Austausch von Material bein-
halteten, das sich in Verhandlungen mit dem König und seinen Parteigängern als Argumenta-
tionshilfe verwenden ließ« (S. 226).
84 Berthold, Chronik, ad a. 1068, S. 274; Bernold, Chronik, ad a. 1068, S. 429.
85 Berthold, Chronik, ad a. 1071, S. 275: Heiwrz'cMS rex Maltas z'wsaü'as a Saxoazhas passas, An'h'fer oai-
aes fraasaa'f. Ähnlich Bernold, Chronik, ad a. 1071, S. 429, allerdings ohne den Zusatz a Saxoai-
&MS.
86 Berthold, Chronik, ad a. 1072, S. 275; Bernold, Chronik, ad a. 1072, S. 429.
87 Bernold, Chronik, ad a. 1073, S. 430.
88 Berthold, Chronik, ad a. 1073, S. 276.
 
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