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Schlick, Jutta; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
König, Fürsten und Reich: (1056 - 1159) ; Herrschaftsverständnis im Wandel — Mittelalter-Forschungen, Band 7: Stuttgart, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.34721#0149
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Ideen im Wandel: Die Wahl von 1138

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Rheinfelden anhängenden Großen kaum zu erreichen war. Der Salier dagegen ver-
pflichtete sich mit diesem Verlöbnis einen treuen Anhänger, dessen er in seiner
Situation dringend bedurfte und mit dem er im überwiegend salierfeindlich ge-
sinnten Schwaben ein Gegengewicht zu Rudolf von Rheinfelden zu schaffen ver-
suchte^. Fast immer, wenn auch nicht bedingungslos und völlig uneigennützig,
standen Friedrich und später seine Söhne auf der Seite der salischen Könige^, denn
nur mit ihrer Unterstützung konnte aus dem zunächst reinen Titular- ein Amtsher-
zogtum, ein wirklicher Macht- und Herrschaftskomplex gebildet werden. In ihrem
Schatten stieg die Familie auf und konnte sich schließlich um 1100 in Schwaben ge-
gen die Zähringer und die Welfen als Herzoge durchsetzen.
Die enge Verbindung zu den Saliern bestimmte bis in die erste Hälfte des
12. Jahrhunderts die Geschichte des staufischen Geschlechts. Die beiden Herzoge
Friedrich II. und sein Bruder Konrad, der 1116 den on'gniaü's Fnuiczag erhal-
ten hatte, konnten den Aufstieg ihrer Familie unter Heinrich V. fortsetzen, beson-
ders in den Jahren 1116 bis 1118, als sie während der Italienfahrt des Herrschers die
Reichsverweserschaft ausübten. Auf die Verwandtschaft mit dem Kaiserhaus grün-
deten die Stauferbrüder ferner ihren Anspruch auf das salische Erbe, nachdem das
Herrschergeschlecht mit Heinrich V. 1125 ausgestorben warA Und auch nach seiner
Wahl 1138 berief sich Konrad III. immer wieder auf seine salischen Vorfahren, um
seine Königswürdigkeit zu dokumentieren^. Doch die Ereignisse des Jahres 1125,
der vergebliche Versuch seines Bruders Friedrich von Schwaben, die Königswürde
zu gewinnen, und überdies vielleicht sein eigenes gescheitertes Gegenkönigtum
hatten Konrad deutlich vor Augen geführt, daß die Verwandtschaft mit den Saliern
noch keinen Anspruch auf den Thron bedeutete, daß er sich nicht allein auf seine
Abstammung berufen durfte, die zudem in manchen Kreisen durchaus nicht als

12 Dagegen ist der Auffassung SCHREINERS, Die Staufer, S. 8, daß »die Hausgüter der Staufer (...)
aufgrund ihrer geopolitischen Lage erheblich dazu beitragen [konnten], die kaiserliche Stellung
in Innerschwaben und im Elsaß zu festigen und auszubauen«, nur bedingt zuzustimmen, da
die Staufer wohl nur wenige »Hausgüter« besaßen.
13 Vgl. ENGELS, Beiträge, S. 104: »Nach alledem die Hausmachtpolitik der Staufer zwischen 1079
und 1125 als ein bloßes Bündnis mit dem Salier zu bezeichnen, nur weil ihre Verwandtschaft
mit dem Kaiserhaus so wie bei den Babenbergern eine solche Parteinahme veranlaßt hätte, ist
somit zu wenig; und von einer rückhaltlosen Unterstützung der kaiserlichen Politik zu spre-
chen, geht zu weit. Man wird vielmehr so formulieren müssen, daß die Umstände des Jahres
1079 dem staufischen Herrschaftswillen über den zeitgebundenen Anlaß hinaus Grundzüge
verliehen haben, die auf eine von Rivalität freie Mitherrschaft mit den Saliern auf der territo-
rialpolitischen Ebene tendierte.«
14 Vgl. etwa OEXLE, Aspekte, S. 29f.: »Die Berufung auf einen >Spitzenahn< und die >Ansippung<
(biologisch begründet oder fiktiv) bleiben Grundmuster genealogischen Denkens adliger wie
auch königlicher Geschlechter. So haben im 12. Jahrhundert die Staufer, die sich in der männli-
chen Linie keiner herausragenden Ahnenreihe rühmen konnten, aufgrund der Heirat Herzog
Friedrichs I. von Schwaben mit einer Tochter Kaiser Heinrichs IV. sich als >Salier< definiert und
darauf ihren Anspruch auf das Königtum nach dem Tod des letzten Saliers (1125) begründen
können...«
15 Daß es dabei nicht in erster Linie um den Nachweis königlicher Abstammung, also um die Be-
rufung auf sein Erbrecht ging, wie ENGELS, Die Staufer, S. 29, und DERS., Beiträge, S. 44f., meint,
konnte BÜHLER, Königshaus und Fürsten, S. 82-85, nachweisen, der in der Argumentation des
Staufers vielmehr die Bemühung um den Nachweis seiner Idoneität sieht.
 
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