Herrschaft zwischen Idee und Wirklichkeit
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ten«W Doch blieben die Aufgaben des Abts nicht auf diesen Bereich beschränkt.
Wie kein anderer hatte er es verstanden, sich auch in Konrads Kanzlei unentbehr-
lich zu machen'^, und der König vertraute ihm seinerseits wie kaum einem ande-
ren. So übergab er seinen noch minderjährigen Sohn und Mitkönig Heinrich (VI.)
für die Zeit seiner Kreuzfahrt in die Obhut des Erzbischofs von Mainz, der während
seiner Abwesenheit die Reichsgeschäfte zu führen hatte'A und des Abts von Stablo;
mit ihm stand er während des Kreuzzugs in ständigem brieflichen Kontakt ' 7 Kaum
nach Deutschland zurückgekehrt, setzte er Wibald von seiner Ankunft in Kenntnis
und bat ihn sofort zu seinem ersten Hoftag nach Frankfurt, um dort öffentliche und
private Angelegenheiten mit ihm zu beraten'V Nicht zuletzt sollte es dabei um die
Wiederherstellung des Friedens von Kirche und Reich gehen'Das enge Verhält-
nis zum Herrscher wurde nur um 1150 kurzzeitig getrübt, eben als es zu den bünd-
nispolitischen Spannungen zwischen Konrad und der Kurie kam, die Wibald den-
noch zu entschärfen imstande war.
Doch wenn Wibald einerseits an Einfluß und Ansehen am Hof viele andere
überragte, so forderte andererseits sein Engagement für den König auch erhebliche
Opfer von ihm. In dem Maß, in dem die Politik ihn seit 1143 zunehmend in An-
spruch nahm, fehlte ihm die notwendige Zeit zur Führung des Klosters, dem er Vor-
stand. Immer vernehmbarer wurden von seiten des Stabloer Konvents Klagen er-
hoben, daß man sich hier vernachlässigt fühle'A insbesondere nachdem Wibald
Ende 1146 auf Wunsch Konrads III. zum Abt des Klosters Korvey in Sachsen erho-
ben worden war'^'l Dieses Amt sollte sich als eine ähnlich undankbare Aufgabe er-
weisen wie seinerzeit der Abbatiat von Montecassino'A Es galt für Wibald hier nicht
nur, wie in Stablo, dem durch den wirtschaftlichen Niedergang unaufhaltsamen
173 HAUSMANN, Reichskanzlei, S. 190; zu den Verbindungen Wibalds nach Rom vgl. JAKOBI, Wibald
von Stablo, S. 45.
174 Zu seiner Kanzleitätigkeit vgl. HAUSMANN, Reichskanzlei, insbes. S. 167-180,188,193. Darüber
hinaus hatte Wibald erheblichen Anteil an der Herausbildung der »staufischen Herrschafts-
ideologie«; vgl. dazu KocH, Sacrum imperium, S. 156-161; HERKENRATH, Regnum und Impe-
rium, S. 9-23, 55f.
175 D H (VI.) 9: Morem regni noHs a deo coHah' uesfram prM&nh'am ignorare won credimas in eo Hdeh'cef,
t?Mod MogMnd'wMS arcH'episcopMS ex and^ao sne ecciesz'$ et digadad's pn'udegio sa& abseada pnüdpis
casfos regal et procnrafor esse diaoscifar...
176 DD K 111. 194,195,197. Vgl. dazu HAUSMANN, Reichskanzlei, S. 197, 201.
177 DD Kill. 205,206.
178 D K III. 206: Qaod aafem in adaeafa aosfro ecclesia ei regaam in reforaraiioae pacis proficiat, oraiioai-
bas sancf^ ^cciesie ei iam coasiiio ^aaar aaxdiofideiiaa! regai obiiaere desideramas.
179 1146 rief der König selbst den Stabloer Konvent auf, die Abwesenheit Wibalds geduldig zu er-
tragen: Wibaldi epistolae, Nr. 23, S. 102; als Wibald ein Jahr später vom Wendenkreuzzug nach
Sachsen zurückkehrte, nutzten die Stabloer Mönche die Gelegenheit, ihm neben ihrer Freude
über seine wohlbehaltene Rückkehr auch ihre Nöte mitzuteilen: ebd., Nr. 51, S. 129f.; um die
gleiche Zeit gingen auch Schreiben des Dekans und des Propstes von Stablo an den Abt, in de-
nen sie dringend seine Anwesenheit erbaten: ebd., Nr. 52f., S. 130f. Da Wibald lediglich mit ei-
nem Brief antwortete, wurden die Mönche in ihrer Not noch deutlicher; in einem weiteren
Schreiben drängten sie ihren Abt unmißverständlich, sich persönlich um die Angelegenhei-
ten des Klosters zu kümmern: ebd., Nr. 60, S. 138f. Auch in späteren fahren wurden immer wie-
der offene oder verdeckte Rufe nach Wibalds Rückkehr laut: ebd., Nr. 257, S. 3821., Nr. 301, S. 429f.
180 Vgl. zu den Ereignissen und ihren Hintergründen vor allem fAKOBi, Wibald von Stablo, S. 69-79.
181 Vgl. dazu oben S. 103.
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ten«W Doch blieben die Aufgaben des Abts nicht auf diesen Bereich beschränkt.
Wie kein anderer hatte er es verstanden, sich auch in Konrads Kanzlei unentbehr-
lich zu machen'^, und der König vertraute ihm seinerseits wie kaum einem ande-
ren. So übergab er seinen noch minderjährigen Sohn und Mitkönig Heinrich (VI.)
für die Zeit seiner Kreuzfahrt in die Obhut des Erzbischofs von Mainz, der während
seiner Abwesenheit die Reichsgeschäfte zu führen hatte'A und des Abts von Stablo;
mit ihm stand er während des Kreuzzugs in ständigem brieflichen Kontakt ' 7 Kaum
nach Deutschland zurückgekehrt, setzte er Wibald von seiner Ankunft in Kenntnis
und bat ihn sofort zu seinem ersten Hoftag nach Frankfurt, um dort öffentliche und
private Angelegenheiten mit ihm zu beraten'V Nicht zuletzt sollte es dabei um die
Wiederherstellung des Friedens von Kirche und Reich gehen'Das enge Verhält-
nis zum Herrscher wurde nur um 1150 kurzzeitig getrübt, eben als es zu den bünd-
nispolitischen Spannungen zwischen Konrad und der Kurie kam, die Wibald den-
noch zu entschärfen imstande war.
Doch wenn Wibald einerseits an Einfluß und Ansehen am Hof viele andere
überragte, so forderte andererseits sein Engagement für den König auch erhebliche
Opfer von ihm. In dem Maß, in dem die Politik ihn seit 1143 zunehmend in An-
spruch nahm, fehlte ihm die notwendige Zeit zur Führung des Klosters, dem er Vor-
stand. Immer vernehmbarer wurden von seiten des Stabloer Konvents Klagen er-
hoben, daß man sich hier vernachlässigt fühle'A insbesondere nachdem Wibald
Ende 1146 auf Wunsch Konrads III. zum Abt des Klosters Korvey in Sachsen erho-
ben worden war'^'l Dieses Amt sollte sich als eine ähnlich undankbare Aufgabe er-
weisen wie seinerzeit der Abbatiat von Montecassino'A Es galt für Wibald hier nicht
nur, wie in Stablo, dem durch den wirtschaftlichen Niedergang unaufhaltsamen
173 HAUSMANN, Reichskanzlei, S. 190; zu den Verbindungen Wibalds nach Rom vgl. JAKOBI, Wibald
von Stablo, S. 45.
174 Zu seiner Kanzleitätigkeit vgl. HAUSMANN, Reichskanzlei, insbes. S. 167-180,188,193. Darüber
hinaus hatte Wibald erheblichen Anteil an der Herausbildung der »staufischen Herrschafts-
ideologie«; vgl. dazu KocH, Sacrum imperium, S. 156-161; HERKENRATH, Regnum und Impe-
rium, S. 9-23, 55f.
175 D H (VI.) 9: Morem regni noHs a deo coHah' uesfram prM&nh'am ignorare won credimas in eo Hdeh'cef,
t?Mod MogMnd'wMS arcH'episcopMS ex and^ao sne ecciesz'$ et digadad's pn'udegio sa& abseada pnüdpis
casfos regal et procnrafor esse diaoscifar...
176 DD K 111. 194,195,197. Vgl. dazu HAUSMANN, Reichskanzlei, S. 197, 201.
177 DD Kill. 205,206.
178 D K III. 206: Qaod aafem in adaeafa aosfro ecclesia ei regaam in reforaraiioae pacis proficiat, oraiioai-
bas sancf^ ^cciesie ei iam coasiiio ^aaar aaxdiofideiiaa! regai obiiaere desideramas.
179 1146 rief der König selbst den Stabloer Konvent auf, die Abwesenheit Wibalds geduldig zu er-
tragen: Wibaldi epistolae, Nr. 23, S. 102; als Wibald ein Jahr später vom Wendenkreuzzug nach
Sachsen zurückkehrte, nutzten die Stabloer Mönche die Gelegenheit, ihm neben ihrer Freude
über seine wohlbehaltene Rückkehr auch ihre Nöte mitzuteilen: ebd., Nr. 51, S. 129f.; um die
gleiche Zeit gingen auch Schreiben des Dekans und des Propstes von Stablo an den Abt, in de-
nen sie dringend seine Anwesenheit erbaten: ebd., Nr. 52f., S. 130f. Da Wibald lediglich mit ei-
nem Brief antwortete, wurden die Mönche in ihrer Not noch deutlicher; in einem weiteren
Schreiben drängten sie ihren Abt unmißverständlich, sich persönlich um die Angelegenhei-
ten des Klosters zu kümmern: ebd., Nr. 60, S. 138f. Auch in späteren fahren wurden immer wie-
der offene oder verdeckte Rufe nach Wibalds Rückkehr laut: ebd., Nr. 257, S. 3821., Nr. 301, S. 429f.
180 Vgl. zu den Ereignissen und ihren Hintergründen vor allem fAKOBi, Wibald von Stablo, S. 69-79.
181 Vgl. dazu oben S. 103.