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Mofas reram femporah'an! - Aufbruch in eine neue Zeit (1138-1159)
Verfall entgegenzuwirken'ü sondern das Kloster, das durch seinen Vogt, Graf Sieg-
fried von Boyneburg, zum welfischen Einflußbereich gehörte, zugleich zu einem
Stützpunkt königlicher Macht in Sachsen auszubauen'Ä War dies schon keine
leichte Aufgabe, so kamen erschwerend noch die inneren Probleme des Konvents
hinzu, denn Wibalds Vorgänger, Abt Heinrich, ein Bruder Graf Siegfrieds, war zwar
abgesetzt worden, betrieb aber, wenn auch vergeblich, mit allen Mitteln seine Wie-
dereinsetzung^. Seine Schwester Judith, die als Äbtissin in dem an Korvey über-
tragenen Kemnade im gleichen Zug abgesetzt worden war, fügte sich ebenfalls
nicht ohne Widerstand in ihr Schicksal. So vergingen mehrere Jahre, in denen sich
Wibald zwischen seinen Bemühungen um die Wiederherstellung der Abtei, ihre
Einbindung in die königliche Politik und die Inkorporation von Kemnade einerseits
und seinen Verpflichtungen gegenüber Stablo sowie seinen Aufgaben in der Reichs-
politik andererseits aufzureiben drohte.
Dennoch hört man bis zur Trübung des Verhältnisses zwischen König und Abt
nichts davon, daß Wibald ernsthaft um die Entbindung von einer seiner zahlreichen
Aufgaben nachgesucht hätte'V Als der Abt dann 1150/51 eine Verminderung sei-
ner Verpflichtungen anstrebte, war es nicht etwa das bedeutendere, wenn auch mit
größeren Problemen belastete Korvey, das er resignieren wollte, sondern seine Hei-
matabtei Stablo, die nicht annähernd das politische Gewicht des sächsischen Kon-
vents besaß, an die Wibald jedoch, wie man meinen sollte, schon von seiner Her-
kunft her wesentlich engere Beziehungen banden'^. Fürchtete er, Einfluß und
Verbindungen zu verlieren, wenn er Korvey aufgab, wichtige Fäden aus der Hand
zu geben, von denen so viele bei ihm zusammenliefen? Ein Brief aus der Zeit Fried-
richs I., als Wibalds Stern bereits zu sinken begonnen hatte, scheint ein Licht auf
seine Einstellung zu Macht und Einfluß am Hof zu werfen: Ende 1156 brachte der
Abt dem König verschiedene Anliegen vor, die das Kloster Korvey betrafen. Zu-
gleich jedoch bemerkte er mit Verbitterung, daß er über den Stand der Reichsange-
legenheiten nicht informiert werde und sein Wissen sich nur auf Gerüchte stützen
könne'^. Hatte er zu diesem Zeitpunkt schon fast resigniert, so hatte er zu Beginn
von Friedrichs Herrschaft noch heftig um den Erhalt seiner Position gekämpft. Als
man die Überbringung der Wahlanzeige an den Papst, die immerhin in der Haupt-
sache von ihm verfaßt worden war, nicht ihm anvertraute, brachte Wibald seinen
182 Vgl. JAKOBI, Wibald von Stablo, S. 70.
183 Vgl. HAUSMANN, Reichskanzlei, S. 191. Zu Wibalds Beziehungen zu den benachbarten Bistümern
Hildesheim, Minden und Paderborn vgl. HEINEMANN, Das Bistum Hildesheim, S. 185-209; ORT-
MANNS, Das Bistum Minden, S. 64-80; MEIER, Die Bischöfe von Paderborn, S. 156-158.
184 Vgl. dazu ausführlich JAKOBI, Wibald von Stablo, S. 71-77.
185 Die Androhung, Korvey aufzugeben und sich gar aus dem Reich zu entfernen (Wibaldi episto-
lae, Nr. 202, S. 322), dürfte Wibald 1149 wohl lediglich als Druckmittel eingesetzt haben, um den
König zur endgültigen Übertragung der beiden Frauenstifte Kemnade und Fischbeck an die
Abtei zu bewegen.
186 Wibald selbst bezeichnete Stablo einmal als seine ainfer, edncafn'x und nafrix: Wibaldi epistolae,
Nr. 58, S. 136. Zu seiner Entscheidung, den Stabloer Abbatiat aufzugeben, siehe Nr. 310f.,
S. 438-440. Vgl. dazu JAKOBI, Wibald von Stablo, S. 149-164.
187 Wibaldi epistolae, Nr. 446, S. 577: Dcef rerani oesfrarnni sfafaai ef Hcforiarnw uesfraraai gforiaw per
sacraffssfwos a/fafas uesfros cognoscere wow /aeraeranas, tarnen, ^aoa;'a?a Ja^ rejerenfe, t?aae iaferdaia
iacerfa pro uen's spnrgere sofef...
Mofas reram femporah'an! - Aufbruch in eine neue Zeit (1138-1159)
Verfall entgegenzuwirken'ü sondern das Kloster, das durch seinen Vogt, Graf Sieg-
fried von Boyneburg, zum welfischen Einflußbereich gehörte, zugleich zu einem
Stützpunkt königlicher Macht in Sachsen auszubauen'Ä War dies schon keine
leichte Aufgabe, so kamen erschwerend noch die inneren Probleme des Konvents
hinzu, denn Wibalds Vorgänger, Abt Heinrich, ein Bruder Graf Siegfrieds, war zwar
abgesetzt worden, betrieb aber, wenn auch vergeblich, mit allen Mitteln seine Wie-
dereinsetzung^. Seine Schwester Judith, die als Äbtissin in dem an Korvey über-
tragenen Kemnade im gleichen Zug abgesetzt worden war, fügte sich ebenfalls
nicht ohne Widerstand in ihr Schicksal. So vergingen mehrere Jahre, in denen sich
Wibald zwischen seinen Bemühungen um die Wiederherstellung der Abtei, ihre
Einbindung in die königliche Politik und die Inkorporation von Kemnade einerseits
und seinen Verpflichtungen gegenüber Stablo sowie seinen Aufgaben in der Reichs-
politik andererseits aufzureiben drohte.
Dennoch hört man bis zur Trübung des Verhältnisses zwischen König und Abt
nichts davon, daß Wibald ernsthaft um die Entbindung von einer seiner zahlreichen
Aufgaben nachgesucht hätte'V Als der Abt dann 1150/51 eine Verminderung sei-
ner Verpflichtungen anstrebte, war es nicht etwa das bedeutendere, wenn auch mit
größeren Problemen belastete Korvey, das er resignieren wollte, sondern seine Hei-
matabtei Stablo, die nicht annähernd das politische Gewicht des sächsischen Kon-
vents besaß, an die Wibald jedoch, wie man meinen sollte, schon von seiner Her-
kunft her wesentlich engere Beziehungen banden'^. Fürchtete er, Einfluß und
Verbindungen zu verlieren, wenn er Korvey aufgab, wichtige Fäden aus der Hand
zu geben, von denen so viele bei ihm zusammenliefen? Ein Brief aus der Zeit Fried-
richs I., als Wibalds Stern bereits zu sinken begonnen hatte, scheint ein Licht auf
seine Einstellung zu Macht und Einfluß am Hof zu werfen: Ende 1156 brachte der
Abt dem König verschiedene Anliegen vor, die das Kloster Korvey betrafen. Zu-
gleich jedoch bemerkte er mit Verbitterung, daß er über den Stand der Reichsange-
legenheiten nicht informiert werde und sein Wissen sich nur auf Gerüchte stützen
könne'^. Hatte er zu diesem Zeitpunkt schon fast resigniert, so hatte er zu Beginn
von Friedrichs Herrschaft noch heftig um den Erhalt seiner Position gekämpft. Als
man die Überbringung der Wahlanzeige an den Papst, die immerhin in der Haupt-
sache von ihm verfaßt worden war, nicht ihm anvertraute, brachte Wibald seinen
182 Vgl. JAKOBI, Wibald von Stablo, S. 70.
183 Vgl. HAUSMANN, Reichskanzlei, S. 191. Zu Wibalds Beziehungen zu den benachbarten Bistümern
Hildesheim, Minden und Paderborn vgl. HEINEMANN, Das Bistum Hildesheim, S. 185-209; ORT-
MANNS, Das Bistum Minden, S. 64-80; MEIER, Die Bischöfe von Paderborn, S. 156-158.
184 Vgl. dazu ausführlich JAKOBI, Wibald von Stablo, S. 71-77.
185 Die Androhung, Korvey aufzugeben und sich gar aus dem Reich zu entfernen (Wibaldi episto-
lae, Nr. 202, S. 322), dürfte Wibald 1149 wohl lediglich als Druckmittel eingesetzt haben, um den
König zur endgültigen Übertragung der beiden Frauenstifte Kemnade und Fischbeck an die
Abtei zu bewegen.
186 Wibald selbst bezeichnete Stablo einmal als seine ainfer, edncafn'x und nafrix: Wibaldi epistolae,
Nr. 58, S. 136. Zu seiner Entscheidung, den Stabloer Abbatiat aufzugeben, siehe Nr. 310f.,
S. 438-440. Vgl. dazu JAKOBI, Wibald von Stablo, S. 149-164.
187 Wibaldi epistolae, Nr. 446, S. 577: Dcef rerani oesfrarnni sfafaai ef Hcforiarnw uesfraraai gforiaw per
sacraffssfwos a/fafas uesfros cognoscere wow /aeraeranas, tarnen, ^aoa;'a?a Ja^ rejerenfe, t?aae iaferdaia
iacerfa pro uen's spnrgere sofef...