Herrschaft zwischen Idee und Wirklichkeit
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Ärger darüber dem ihm selbst vorgezogenen Bamberger Bischof Eberhard gegen-
über recht deutlich zum Ausdruck und ließ ihn verstehen, daß er die hohe Kunst
der Diplomatie noch längst nicht beherrsche'"". Und auch Papst Eugen 111. vermit-
telte er in klaren Worten seine Meinung über den Staufer und die Umstände seiner
Wahl'"'.
Man gewinnt hier den Eindruck, daß Wibald sich nicht so leicht aus seiner ein-
flußreichen Stellung vertreiben ließ, daß er also durchaus an Politik und Macht hing.
Wenn dem tatsächlich so war, dann hat Konrad III. sich den Ehrgeiz des Abts für
seine eigenen Zwecke zunutze zu machen verstanden: Einerseits gewährte er ihm
Prestige und Einfluß am Hof, andererseits aber band er den Abt für seine eigenen
Pläne ein, indem er ihm zum Beispiel den Abbatiat von Korvey auftrug. Und trotz
eines wohl grundsätzlich zu unterstellenden Einvernehmens zwischen Konrad und
Wibald war der Herrscher nicht bereit, den Abt ohne entsprechende Gegenleistung
zu unterstützen, wie seine Forderung nach einer Abfindungssumme für Fischbeck
und Kemnade deutlich belegt'*"'.
Nicht immer war das Verhältnis des ersten Stauferkönigs zu den Vertretern von
Ordensgemeinschaften von hauptsächlich politischen Gesichtspunkten diktiert,
wie vor allem das Beispiel der Zisterzienser zeigt, die mit Abt Adam von Ebrach
ebenfalls einen engen Vertrauten des Herrschers stellten und sich als Ordensver-
band seiner Unterstützung erfreuen konnten. Mit der Förderung der noch jungen
Gemeinschaft und ihrer Einbeziehung in seine Politik begründete Konrad III. eine
Tradition der staufischen Herrscher, die auch künftig in einem engen Verhältnis zu
diesem Orden standen, so daß man vor allem für die Zeit Friedrichs I. mit Blick auf
die Zisterzienser von einem »Spiegelbild der allgemeinen Reichspolitik und der
spannungsreichen Beziehungen zwischen Kaisertum und Papsttum in diesem Jahr-
hundert«'" sprechen kann. Doch zunächst gestaltete sich das Verhältnis zwischen
dem ersten staufischen Herrscher und den Zisterziensern recht unproblematisch.
Anders als sein Vorgänger Lothar III., der noch den >alten< Reformvorstellungen der
Hirsauer angehangen und diesen seine Förderung hatte zukommen lassen, scheint
Konrad das Potential des Zisterzienserverbands durchaus erkannt zu haben. Aller-
dings dürften weniger die Möglichkeiten der Einflußnahme auf die bäuerlichen
Schichten, zu denen die grauen Mönche durch ihren Schwerpunkt in der Land-
wirtschaft in Kontakt standen, als vielmehr die Erfolge bei der Landgewinnung
durch Rodung und Trockenlegung im Vordergrund des herrscherlichen Interesses
gestanden haben''"'. Hinzu kam die königliche Schutzvogtei'", die einen wichtigen
188 Ebd., Nr. 374, S. 501f.
189 Ebd., Nr. 375, S. 503-505.
190 DK III. 206.
191 SCHULZ, Die Zisterzienser, S. 166.
192 Vgl. NEUMEISTER, Konrad III., S. 155: »Konrads enge Beziehung zu den Zisterziensern hatte
wohl mehrere Gründe. In den Regeln des Ordens spielte neben der asketischen Lebensweise die
Arbeit, vor allem in der Landwirtschaft, eine entscheidende Rolle. Dadurch konnte der Orden
auch auf die bäuerliche Bevölkerung Einfluß nehmen. Die Erfolge des Ordens im Landesaus-
bau, besonders während der feudalen deutschen Ostexpansion, sicherten dem König über die
Vogtei indirekten Einfluß in den eroberten Gebieten.«
193 Vgl. dazu RÖSENER, Südwestdeutsche Zisterzienserklöster, mit einem kurzen Forschungsüber-
blick auf S. 24-30.
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Ärger darüber dem ihm selbst vorgezogenen Bamberger Bischof Eberhard gegen-
über recht deutlich zum Ausdruck und ließ ihn verstehen, daß er die hohe Kunst
der Diplomatie noch längst nicht beherrsche'"". Und auch Papst Eugen 111. vermit-
telte er in klaren Worten seine Meinung über den Staufer und die Umstände seiner
Wahl'"'.
Man gewinnt hier den Eindruck, daß Wibald sich nicht so leicht aus seiner ein-
flußreichen Stellung vertreiben ließ, daß er also durchaus an Politik und Macht hing.
Wenn dem tatsächlich so war, dann hat Konrad III. sich den Ehrgeiz des Abts für
seine eigenen Zwecke zunutze zu machen verstanden: Einerseits gewährte er ihm
Prestige und Einfluß am Hof, andererseits aber band er den Abt für seine eigenen
Pläne ein, indem er ihm zum Beispiel den Abbatiat von Korvey auftrug. Und trotz
eines wohl grundsätzlich zu unterstellenden Einvernehmens zwischen Konrad und
Wibald war der Herrscher nicht bereit, den Abt ohne entsprechende Gegenleistung
zu unterstützen, wie seine Forderung nach einer Abfindungssumme für Fischbeck
und Kemnade deutlich belegt'*"'.
Nicht immer war das Verhältnis des ersten Stauferkönigs zu den Vertretern von
Ordensgemeinschaften von hauptsächlich politischen Gesichtspunkten diktiert,
wie vor allem das Beispiel der Zisterzienser zeigt, die mit Abt Adam von Ebrach
ebenfalls einen engen Vertrauten des Herrschers stellten und sich als Ordensver-
band seiner Unterstützung erfreuen konnten. Mit der Förderung der noch jungen
Gemeinschaft und ihrer Einbeziehung in seine Politik begründete Konrad III. eine
Tradition der staufischen Herrscher, die auch künftig in einem engen Verhältnis zu
diesem Orden standen, so daß man vor allem für die Zeit Friedrichs I. mit Blick auf
die Zisterzienser von einem »Spiegelbild der allgemeinen Reichspolitik und der
spannungsreichen Beziehungen zwischen Kaisertum und Papsttum in diesem Jahr-
hundert«'" sprechen kann. Doch zunächst gestaltete sich das Verhältnis zwischen
dem ersten staufischen Herrscher und den Zisterziensern recht unproblematisch.
Anders als sein Vorgänger Lothar III., der noch den >alten< Reformvorstellungen der
Hirsauer angehangen und diesen seine Förderung hatte zukommen lassen, scheint
Konrad das Potential des Zisterzienserverbands durchaus erkannt zu haben. Aller-
dings dürften weniger die Möglichkeiten der Einflußnahme auf die bäuerlichen
Schichten, zu denen die grauen Mönche durch ihren Schwerpunkt in der Land-
wirtschaft in Kontakt standen, als vielmehr die Erfolge bei der Landgewinnung
durch Rodung und Trockenlegung im Vordergrund des herrscherlichen Interesses
gestanden haben''"'. Hinzu kam die königliche Schutzvogtei'", die einen wichtigen
188 Ebd., Nr. 374, S. 501f.
189 Ebd., Nr. 375, S. 503-505.
190 DK III. 206.
191 SCHULZ, Die Zisterzienser, S. 166.
192 Vgl. NEUMEISTER, Konrad III., S. 155: »Konrads enge Beziehung zu den Zisterziensern hatte
wohl mehrere Gründe. In den Regeln des Ordens spielte neben der asketischen Lebensweise die
Arbeit, vor allem in der Landwirtschaft, eine entscheidende Rolle. Dadurch konnte der Orden
auch auf die bäuerliche Bevölkerung Einfluß nehmen. Die Erfolge des Ordens im Landesaus-
bau, besonders während der feudalen deutschen Ostexpansion, sicherten dem König über die
Vogtei indirekten Einfluß in den eroberten Gebieten.«
193 Vgl. dazu RÖSENER, Südwestdeutsche Zisterzienserklöster, mit einem kurzen Forschungsüber-
blick auf S. 24-30.