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Meier, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Archäologie des mittelalterlichen Königsgrabes im christlichen Europa — Mittelalter-Forschungen, Band 8: Stuttgart, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34722#0015

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A. Einleitung
1. Der Tod des Königs -
Statusumkehr und Übergangsritual

»Wenn es keinen Unterschied zwischen dem Erhabenen und dem Niedrigen gibt,
[...] dann verliert die menschliche Existenz ihre Dimensionen und wird unerträg-
lich leicht« schreibt Milan Kundera. Er spricht vom Sohn des gottgleich verehrten
Stalin, der in Kriegsgefangenschaft, weil er »schmutzig« sei, verurteilt werden soll.
In diesem Zusammenbruch seiner Weltordnung, in dem das Erhabenste, Gottes
Sohn, und das Niedrigste, seine »Scheiße«, zusammenfallen, setzt er seinem Leben
ein Ende und stürzt sich in den elektrischen Zaun1.
Eine literarische Fiktion des modernen Romans? Mitnichten: Teils real, teils wohl
nur in gleichfalls dichterischer Ausgestaltung verschieden in Byzanz Leon I. (+474),
Leon III. (+741) und Theophilos (+842) an Dysenterie. Sie alle waren Häretiker re-
spektive Ikonoklasten, und starben wie ein ominöser ebenso abtrünniger Papst Leo
in der Hilariuslegende plötzlich an der Ruhr auf dem Abort ( Abb. 1 )2. Ihr aller Vorbild
im fehlgeleiteten Glauben wie in der Strafe des unrühmlichen Todes3 war Judas

Abb.l:
Der Tod des apokryphen Papstes
Leo auf dem Abort; Detail vom
Tympanon in Semur-en-Brionnais
(Dép. Saône-et-Loire).


1 Kundera 1987, 234. Zur Bewertung Stalins vgl. Gundlach 1990, 8f.; Oberländer 1990.
2 Fuhrmann 1961, bes. 127f.
3 Vgl. Fuhrmann 1961,141—149 m. weiteren Beispielen.
 
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