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Meier, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Archäologie des mittelalterlichen Königsgrabes im christlichen Europa — Mittelalter-Forschungen, Band 8: Stuttgart, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.34722#0095

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Schwert

81

Während in den meisten Reichen Europas die Beigabe eines Szepters spätestens
mit dem Beginn der Neuzeit außer Übung kam, lebte diese Grabsitte - wie schon
für Krone und sphaira - in Polen fort1"0, ja wurde in Schweden erst Brauch'"1.

4. Schwert
Schwerter gehörten in Form von Spatha und Sax im frühmittelalterlichen Reihen-
gräberkreis zu den geläufigen Beigaben für Männer152. Die frühmittelalterliche
Spatha als Vorgänger des hochmittelalterlichen Ritterschwerts gelangte ausschließ-
lich in germanisch geprägte Gräber. Mit dem allmählichen Auslaufen dieser Beiga-
bensitte in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts fanden auch Schwerter immer sel-
tener in die Gräber, wobei der Sax als einzige Waffe möglicherweise eine jüngste
Phase der Waffenbeigabe um 700 oder bald danach charakterisiert153.
Im slavischen und slavisch beeinflußten Raum hält die Saxbeigabe bis zum Be-
ginn des 9. Jahrhunderts an154, so beispielsweise in den karolingisch-ottonischen
Gräberfeldern der Oberpfalz oder im östlichen Mitteldeutschland1"". Für die spät-
slavische Zeit können Oie Harck und Alfred Geibig stattdessen wieder auf zwei-
schneidige Schwerter aus Grabfunden verweisen, allerdings mit abnehmender Ten-
denz1"6.
In Nordeuropa wurden vor allem in der Vendel-, aber auch noch in der Wikin-
gerzeit Waffen beigegeben. Beredtes Beispiel, wie lange diese Sitte in Erinnerung
blieb, ist der Bericht Snorris Sturluson aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts,
Hâkon 1. Adalsteinsfostre (tum 960) sei im Grabhügel von Seim (Hordaland) be-
graben worden: ok logdußar i konung med alvæpni sitt ok inn bezta bunad sinn, en ekki
fé annad"7. Wie auch im spätslavischen Kontext dominiert in Skandinavien das zwei-
schneidige Eangschwert1"8. So stehen beispielsweise im schwedischen Gräberfeld

150 Einzelnachweise:
- Zygmunt I Stary (+1548): Borkowska 1985, 521; Zoll-Adamikowa 1991,110, Anm. 2.
- Stefan Batory (+1586): Rozek 1977, Abb. 40f.
151 Einzelnachweise:
- Gustav Vasa (+1560), Katarina av Sachsen-Lauenburg (+1535), Margareta Leijonhufvud
(+1551), Johan 3. (+1592), Gunilla Bielke (+1597) in Uppsala: Lenk 1956; Twining 1960, 630L,
639, Taf. 223, 224c.
- Karl 9. (t 1611), Kristina av Holstein (+1625) in Strängnäs: Twining 1960, 640, Taf. 226b.
- Karl 10. Gustav (+1660), Maria Eleonora (+1655) in Stockholm: Twining 1960,641,643, Taf. 227e.
- Kristina (+1689) in Roma/Rom: Hjortsjö 1967, 40M3, Abb. 18; Müller-Wille 1982, 397.
152 Werner 1967; Siegmund 1996/97, 700L, 705f.; zur Waffenbeigabe bei den Romanen Martin
1976/91,1, 304f.
153 Beispiele später Spathabeigabe aus dem späten 7./frühen 8. Jh. bei Stein 1967; vgl. auch Burz-
ler (1998,151-153,171, Taf. 3f.) zu zwei Männergräbern (Gr. 63, 64) vom Ulmer Münsterplatz,
die jeweils nur mit Spatha und Sporenpaar ausgestattet waren.
154 Steuer 1970, 366.
155 Stroh 1954; Rempel 1966, 29-31.
156 Harck 1976, bes. 137; Geibig 1991,177; Müller-Wille 1995,130, Abb. 1, 6.
157 »und legten den König in voller Bewaffnung und mit seiner besten Kleidung, aber ohne andere
Beigaben [in den Hügel] hinein« (zitiert nach Pesch 1996, 114L). Vgl. Müller-Wille 1982, 387;
Pesch 1996,114-116.
158 Steuer 1970, 366-368, 372f., 377 m. Anm. 188; Müller-Wille 1976,126.
 
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