Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meier, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Archäologie des mittelalterlichen Königsgrabes im christlichen Europa — Mittelalter-Forschungen, Band 8: Stuttgart, 2002

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.34722#0106

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
92

Die Beigabenausstattung

5. Sporen
Vorweg geschickt sei, daß sich die Sporenbeigabe in mittelalterlichen Gräbern in
vieler Hinsicht ganz ähnlich wie die eben behandelte Schwertbeigabe verhält; oft
treten beide im gleichen Grab auf.
Arno Rettner weist darauf hin, daß Sporen bereits in der älteren Merowinger-
zeit immer wieder den Toten beigegeben wurden183; in großer Zahl gelangten sie im
7. Jahrhundert in die Gräber der berittenen Oberschicht und gehörten hier gleich
den Schwertern zu den jüngsten noch um oder bald nach 700 ins Grab gegebenen
Gegenständen134. Im slavischen Raum bleibt die Sporenbeigabe bis ins 9. Jahrhun-
dert üblich18S, in Skandinavien wird sie in der Wikingerzeit praktiziert186.
Aber auch für die Sporenbeigabe läßt sich keine Kontinuität aus dem frühen ins
hohe Mittelalter nach weisen. Einzig für Ludwig den Deutschen (t 876) heißt es, in
seinem Grab in Lorsch hätten sich im Jahr 1800 Sporen gefunden187. Diese Raubgra-
bung blieb weitgehend undokumentiert, die Lunde sind verschollen, die Identifi-
kation des Grabes mit Ludwig dem Deutschen fraglich: Keinesfalls hält dieser ganz
allein stehende Befund als Kronzeuge einer kontinuierlichen Spornbeigabe der ka-
rolingischen Oberschicht stand.
In der hochmittelalterlichen Spornbeigabe steht erneut das deutsche Reich am
Beginn (Abb. 45): In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurden bereits Heinrich V.
(+1125) in Speyer und Lothar III. (+1137) in Königslutter mit Sporen beerdigt
(Abb. 33)188. Über ein halbes Jahrhundert später folgen Sporen für Philipp von

- Anon.(?) (neuzeitl.), Bamberg, Degen: Losert 1986,152.
Möglicherweise aus Gräbern stammen der Korb eines Degens aus Bamberg (Sage 1984,66) und
ein Parierstangendolch (um 1600) aus Passau (Mittermeier 1988,144f.).
1581 legte Frederik 2. auf den Sarg Kg. Christierns 1. (+1481) in Roskilde (Kobenhavn amt)
ein Schwert, das 1843 wieder entnommen wurde: Bruhn 1949/51, 5-9; Moltke u. Möller
1951,1834; Bruhn Hoffmeyer 1954, 2,41, Nr. IVd 6; Nymark 1980,126,132, Nr. 13; Müller-Wille
1982, 395. Im 17.-19. Jh. kam es in Skandinavien häufiger vor, daß eine Waffe auf dem Sarg in
der Gruft, also nicht sichtbar, deponiert wurde: Bruhn 1949/51, 16-18, Fig. 7; Grieg 1952/54
[mit ungenügender Differenzierung zwischen Waffen im Grab, in der Gruft und über dem
Grab].
183 Rettner 1997.
184 Stein 1967, 26-31, 54-58, 85-87, 88-92; Koch 1982, 64-67. Zu 2 Gräbern aus Ulm s.o.
Anm. 153.
185 Werner 1969, 499, 502. Aus spätslavischer Zeit kann Harck (1976, 137) für Norddeutschland
hingegen nur noch zwei Sporen aus Gräbern nennen.
186 Vgl. die Anm. 158 zur Schwertbeigabe angegebene Literatur. Allerdings scheinen Sporen eher
in Südskandinavien als in Schweden beigegeben worden zu sein, also mit inversem geogra-
phischem Schwerpunkt wie die Schwerter.
187 Behn 1934,4L, 110; Kat. Frankfurt 1984,345, Nr. 235 (Großmann). Werner (1969,505 m. Anm. 47a)
fragt hypothetisch, ob nicht der Seeheimer Riemendurchzug mit diesen Sporen Ludwigs zu
verbinden steht (vgl. Kat. Frankfurt 1984, 339L, Nr. 228 (Warners)).
188 Heinrich V: Schmid 1918/20, 358L; Müller-Christensen et al. 1972, 965, Abb. 1492 [fälschlich
als Sporen Philipps v. Schwaben bezeichnet]; Koch 1982, 75 m. Anm. 66, Abb. 12; Kat. Speyer
1992, 295f. (Schulze-Dörrlamm). - Lothar III.: Riegel 1879, 55 (Fabricius); Rötting 1985a, 291,
Abb. 8; Rötting 1985b, 74, Abb. 9; Kat. Braunschweig 1995,1,149L, Nr. C16d (Rötting).
 
Annotationen