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Kennzeichnung des Grabes
Namensringe, d.h. Ringe auf deren Zierplatte der Personenname nicht spiegelver-
kehrt eingraviert ist, wie es für Siegel üblich ist, fanden sich etwa in den reichen Be-
stattungen von Saint-Denis Grab 49 (Arégonde) (Abb. 71), Pouan bei Arcis-sur-Aube
(Heva), und Apahida I (Omharus)4 5.
Wesentlich häufiger als Ringe mit Namensinschriften kommen solche mit Mo-
nogramm vor. Wiederum liegen sie rechtsläufig wie spiegelverkehrt vor, und zu-
mindest zweitere dürften daher zum Siegeln gedient haben. Der Grabfund von
Apahida I, in dem sich außer dem Namensring auch ein (spiegelverkehrter) Mono-
grammring fand, zeigt, daß mit der Beigabe solcher Ringe bereits im letzten Viertel
des 5. Jahrhunderts zu rechnen ist, und auch das überaus reiche Grab von Malaja
Perescepina aus der Mitte des 7. Jahrhunderts belegt die Verwendung von Mono-
grammringen im Ostern. In der Masse finden sie sich jedoch im merowingischen
Westen in Gräbern des 7. Jahrhunderts6 7 8. Mit dem Ende der frühmittelalter-
lichen Beigabensitte gelangten auch sie nicht mehr ins Grab; das Testament der Er-
minetrude zeigt, daß Ringe nun wie andere Habe an die Kirche geschenkt werden
konnten".
Weist bereits dieses Schriftzeugnis darauf hin, daß Siegel-, Namens- und Mo-
nogrammringe keine Sonderstellung unter den Beigaben einnahmen, sondern
gleich anderer persönlicher Habe galten, wird dieser Eindruck verstärkt, indem sol-
che Schriftringe nur eine Gruppe in dem gewaltigen Bestand spätantik-frühmittel-
alterlicher Fingerringe aus Gräbern bilden. Weder die Tragweise der Ringe noch die
Ausstattung der Gräber mit verschiedenen Ringtypen unterscheiden sich signifi-
kant, so daß die Ringe mit Namensbezug offenbar nicht als eigener Beigabentyp
aufgefaßt, sondern mit den anderen Fingerringen zum persönlichen Schmuck und
zu den Trachtbestandteilen gerechnet wurden, die man den Toten zur Bestattung
anlegte. Hinweise, daß Ringe mit Namensbezug beigegeben wurden, um den Toten
zu identifizieren, lassen sich nicht beibringen/ Ebensowenig gibt es Indizien, daß
Siegelringe in Gräbern primär auf ihre Funktion verweisen sollten und damit als
Signifikate des Rechtsakts funktionierten, zu dem ihre (einstmaligen) Träger legiti-
miert waren9. Wenn sie als Sozialindikatoren gewertet werden, dann gleich den an-
deren Beigaben aufgrund ihres - oft wertvollen - Materials und/oder ihrer qua-
litätvollen Verarbeitung.
Im hohen und späten Mittelalter sind Namens- und Siegelringe in Gräbern ver-
gleichsweise selten. Unter Bezug auf den mit Namensinschrift versehenen Ring aus
dem Grab Erzbischof Aribos von Mainz (t 1031) möchte Fritz Arens diese Ringe als
4 St-Denis: s.o. S. 152f. - Pouan (Dép. Aube): s.o. S. 151, Anm. 420 - Apahida I (Jud. Cluj):
s.o. Anm. S. 151, Anm. 420.
5 Apahida I: s.o. S. 151, Anm. 420. - Malaja Perescepina: s.o. S. 151, Anm. 420.
6 Lindenschmit 1880/89, 404; Henkel 1913, 321f.; Martin 1976/91, 1, 69 m. Beispielen. Weiter z.B.
Bf. Endulus v. Toul (tum 622), Toul St-Èvre Grab 1 u. eine weitere Bestattung Grab 2: Liéger et al.
1984,304r-307,315f., fig. 4.9. - Kaiseraugst Grab 346 u. 1021: Martin 1976/91,2,35, Taf. 22 E.5; 2,80,
Taf. 61 D.3. - Nennig Grab 14, Rittersdorf Grab 164 u. Pachten: Böhner 1958, 1, 120. - Weitere
Ringe bei Zeiß 1941,159.
7 baselicae domni Geruasi [St-Gervais-et-St-Protais in Paris], anolo aureo, nomen meu[m i]rc se habentem
scribtum, precipio (Ermin., Test., 820).
8 Deloche 1900, lxiii f.
9 So Wilson 1964, 267.
Kennzeichnung des Grabes
Namensringe, d.h. Ringe auf deren Zierplatte der Personenname nicht spiegelver-
kehrt eingraviert ist, wie es für Siegel üblich ist, fanden sich etwa in den reichen Be-
stattungen von Saint-Denis Grab 49 (Arégonde) (Abb. 71), Pouan bei Arcis-sur-Aube
(Heva), und Apahida I (Omharus)4 5.
Wesentlich häufiger als Ringe mit Namensinschriften kommen solche mit Mo-
nogramm vor. Wiederum liegen sie rechtsläufig wie spiegelverkehrt vor, und zu-
mindest zweitere dürften daher zum Siegeln gedient haben. Der Grabfund von
Apahida I, in dem sich außer dem Namensring auch ein (spiegelverkehrter) Mono-
grammring fand, zeigt, daß mit der Beigabe solcher Ringe bereits im letzten Viertel
des 5. Jahrhunderts zu rechnen ist, und auch das überaus reiche Grab von Malaja
Perescepina aus der Mitte des 7. Jahrhunderts belegt die Verwendung von Mono-
grammringen im Ostern. In der Masse finden sie sich jedoch im merowingischen
Westen in Gräbern des 7. Jahrhunderts6 7 8. Mit dem Ende der frühmittelalter-
lichen Beigabensitte gelangten auch sie nicht mehr ins Grab; das Testament der Er-
minetrude zeigt, daß Ringe nun wie andere Habe an die Kirche geschenkt werden
konnten".
Weist bereits dieses Schriftzeugnis darauf hin, daß Siegel-, Namens- und Mo-
nogrammringe keine Sonderstellung unter den Beigaben einnahmen, sondern
gleich anderer persönlicher Habe galten, wird dieser Eindruck verstärkt, indem sol-
che Schriftringe nur eine Gruppe in dem gewaltigen Bestand spätantik-frühmittel-
alterlicher Fingerringe aus Gräbern bilden. Weder die Tragweise der Ringe noch die
Ausstattung der Gräber mit verschiedenen Ringtypen unterscheiden sich signifi-
kant, so daß die Ringe mit Namensbezug offenbar nicht als eigener Beigabentyp
aufgefaßt, sondern mit den anderen Fingerringen zum persönlichen Schmuck und
zu den Trachtbestandteilen gerechnet wurden, die man den Toten zur Bestattung
anlegte. Hinweise, daß Ringe mit Namensbezug beigegeben wurden, um den Toten
zu identifizieren, lassen sich nicht beibringen/ Ebensowenig gibt es Indizien, daß
Siegelringe in Gräbern primär auf ihre Funktion verweisen sollten und damit als
Signifikate des Rechtsakts funktionierten, zu dem ihre (einstmaligen) Träger legiti-
miert waren9. Wenn sie als Sozialindikatoren gewertet werden, dann gleich den an-
deren Beigaben aufgrund ihres - oft wertvollen - Materials und/oder ihrer qua-
litätvollen Verarbeitung.
Im hohen und späten Mittelalter sind Namens- und Siegelringe in Gräbern ver-
gleichsweise selten. Unter Bezug auf den mit Namensinschrift versehenen Ring aus
dem Grab Erzbischof Aribos von Mainz (t 1031) möchte Fritz Arens diese Ringe als
4 St-Denis: s.o. S. 152f. - Pouan (Dép. Aube): s.o. S. 151, Anm. 420 - Apahida I (Jud. Cluj):
s.o. Anm. S. 151, Anm. 420.
5 Apahida I: s.o. S. 151, Anm. 420. - Malaja Perescepina: s.o. S. 151, Anm. 420.
6 Lindenschmit 1880/89, 404; Henkel 1913, 321f.; Martin 1976/91, 1, 69 m. Beispielen. Weiter z.B.
Bf. Endulus v. Toul (tum 622), Toul St-Èvre Grab 1 u. eine weitere Bestattung Grab 2: Liéger et al.
1984,304r-307,315f., fig. 4.9. - Kaiseraugst Grab 346 u. 1021: Martin 1976/91,2,35, Taf. 22 E.5; 2,80,
Taf. 61 D.3. - Nennig Grab 14, Rittersdorf Grab 164 u. Pachten: Böhner 1958, 1, 120. - Weitere
Ringe bei Zeiß 1941,159.
7 baselicae domni Geruasi [St-Gervais-et-St-Protais in Paris], anolo aureo, nomen meu[m i]rc se habentem
scribtum, precipio (Ermin., Test., 820).
8 Deloche 1900, lxiii f.
9 So Wilson 1964, 267.