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Studer Immenhauser, Barbara; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Verwaltung zwischen Innovation und Tradition: die Stadt Bern und ihr Untertanengebiet 1250 - 1550 — Mittelalter-Forschungen, Band 19: Ostfildern, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.34733#0153
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2. Die Entwicklung der Verwaltungsorgane

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klanglos wieder aus den Quellen. Es ist anzunehmen, dass der Weinimport in dieser
Zeit bereits eine so wichtige Stellung einnahm, dass es sich nicht mehr lohnte, wei-
ter in diese doch vergleichsweise kleinen und topographisch wenig günstig gelege-
nen Rebberge zu investieren. Sicherlich ist es denn auch mehr als Zufall, dass die
Konzentration auf importierten Wein genau mit dem Beginn der Phase der Konsoli-
dierung in der bernischen Landschaft zusammenfällt^T Die Stadt besass am Bieler-
und Thunersee in der Mitte des 15. Jahrhunderts bereits genügend Rebgüter, um die
Versorgung mit Wein gewährleisten zu können, ohne auf den direkt vor ihrer Haus-
tür liegenden angewiesen zu sein.

2.4 Bau und Erhaltung der Infrastruktur
Obwohl es sich nicht immer um sehr angesehene und gut entlöhnte Ämter handel-
te, waren die Amtsträger, die für die städtische Infrastruktur verantwortlich waren,
besonders wichtig für das Funktionieren des Alltags in Bern. Um einen besseren
Überblick über die zahlreichen Männer, die im Spätmittelalter mit solchen Aufga-
ben betraut waren, zu ermöglichen, sollen diese im Folgenden in fünf Kategorien
unterteilt werden - auch wenn dies nur sehr bedingt der mittelalterlichen Wahrneh-
mung entspricht. So soll in einem ersten Abschnitt das tatsächlich mehr oder weni-
ger als Einheit existierende Bauherrenamt dargestellt werden, darauf sollen diejeni-
gen Amtsträger beschrieben werden, die für die Sicherheit der Stadt verantwortlich
waren, in einem dritten Teil das städtische Gesundheitswesen zur Sprache kommen,
in einem vierten die Waldpflege und zum Schluss schliesslich noch all diejenigen,
die sich unter keiner dieser vier Kategorien subsumieren lassen.

2.4.1 Das Bauherrenamt
Das wichtigste und angesehenste unter den zahlreichen »Infrastrukturämtern«, war
zweifelsohne das Bauherrenamt^. Es war bereits im Frühjahr 1310 durch Schult-
heiss, Räte und die Gemeinde von Bern mittels einer Satzung ins Leben gerufen
worden*^, nachdem 1302 und 1309 verheerende Stadtbrände zahlreiche Häuser in
Schutt und Asche gelegt hatten. Gemäss dieser sollten fortan jedes Jahr vier ehrbare
Männer bezeichnet werden, die den Wiederaufbau der zerstörten Häuserzeilen
organisieren halfen und auch sonst für die städtischen Bauten verantwortlich
waren. Das erste grosse Projekt, das unter ihrer Ägide entstand, war die neue, insge-
samt mehr als einen Kilometer lange und mit 18 Türmen sowie vier Stadttoren
bestückte Stadtmauer, die anlässlich der zweiten Stadterweiterung nach 1354 ent-

695 Vgl. unten, Teil III, Kap. 1.2.
696 Dieses soll hier nur sehr zusammenfassend behandelt werden, da dank der Lizentiatsarbeit
von Roland Gerber bereits seit 1994 eine umfassende Studie zum Thema des öffentlichen Bau-
es in der Stadt Bern vorliegt.
RQ Bern Stadt 1/11, S. 211 (Satzungenbuch W, Art. 211). Vgl. auch GERBER, Öffentliches Bauen,
S. 24.

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