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Studer Immenhauser, Barbara; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Verwaltung zwischen Innovation und Tradition: die Stadt Bern und ihr Untertanengebiet 1250 - 1550 — Mittelalter-Forschungen, Band 19: Ostfildern, 2006

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34733#0208
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II. Die Verwaltung der Stadt

indem sie ihm den Auftrag erteilte, gegen Bezahlung die amtliche Abschrift der
Anshelmschen Chronik weiterzuführen^k Da er weniger als zwei Jahre später wie-
der in Amt und Würden eingesetzt wurde, schrieb er schliesslich lediglich die ersten
beiden Bände vollständig ab. Er war darauf noch einmal fast zehn Jahre im Amt,
bevor er 1555 zum Stiftsschaffner von Zofingen ernannt wurde, wo er am 13. März
1558 starbt

Der Eztittzzge?* oder Bürgermeister
Das vierte Element im Kreis des fest angestellten Gerichtspersonals in Bern war der
so genannte Einunger, seltener auch als Bürgermeister bezeichnet^. Seine Aufgabe
bestand darin, die JreJei zzzzh fzzzssczz so im oorz emom Ggrz'cfzfsc/tnBcz', Grosswet/Mi oder
frn dienern angezongf werden, zuhanden der Stadt einzuziehen. Einmal pro Jahr
musste er vor Schultheiss und Räten über seine Einnahmen abrechnen. Seit wann
das Amt existierte ist nicht bekannt. Da sich jedoch 1394 mit Hans Dietschi erstmals
ein Einunger nachweisen lässt, kann davon ausgegangen werden, dass auch dieses
Amt ungefähr gleichzeitig mit dem des Grossweibels und des Gerichtsschreibers
kurz vor 1400 geschaffen worden isPV
Als ausführender und subalterner Amtsträger ist die Stellung, die der Einunger
innerhalb der städtischen Gesellschaft hatte, allerdings keinesfalls vergleichbar mit
derjenigen des Grossweibels oder Gerichtsschreibers. Trotzdem musste aber auch er
über ein gewisses Ausmass an Ansehen und Respekt innerhalb der Stadt verfügen,
um seines Amtes walten zu können. Da er es zudem mit relativ grossen Geldsum-
men zu tun hatte, besetzten Schultheiss und Räte den Posten ausschliesslich mit
Mitgliedern des Grossen Rates, die meistens auch bereits in anderen Ämtern erste
Erfahrungen im Verwaltungsalltag gesammelt hatten.

3. Zusammenfassung und Vergleich mit anderen Städten
ZüsazwnoüJüssMü^ der Borger VcrMEzzzssc
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich die bernische Stadtverwaltung in
den 300 Jahren zwischen ca. 1250 und 1550 von einer aus nur einigen wenigen Per-
sonen bestehenden »Protoverwaltung« zu einer relativ weit verzweigten Adminis-
tration entwickelt hat, die gegen 150 Personen in den unterschiedlichsten Bereichen
beschäftigte. Die Palette reichte vom einfachen Pfänder, der nur bei Bedarf aufgebo-
ten wurde und höchstens dem unteren Segment der städtischen Mittelschicht ent-

980 SuLSER, Cyro, S. 113. Die Arbeit befand sich nach seinem Tod noch bei seinen Erben, wurde
aber 1561 vom damaligen Gerichtsschreiber und dem Grossweibel vor den Rat gebracht und
anschliessend jw dz c?ei?i gwddi gkgf (RM 252, pag. 70, StAB, AII123).
981 SuLSER, Cyro, S. 114.
982 Vgl. Eidbuch I, fol. 27r (StAB, AI 629). Der entsprechende Eid ist hier mit »Eymzngor oder Bür-
germeister« überschrieben. Der Begriff des Bürgermeisters scheint jedoch vor allem zu Beginn
des 16. Jahrhunderts verwendet worden zu sein. Bendicht Brunner, Peter Stürler und Martin
Utinger werden in den Säckelmeisterrechnungen von 1507,1509 und 1513 jeweils als Bürger-
meister bezeichnet (B VII 451d, pag 2; B VII B VII 451h, pag. 3; B VII 452c, pag. 2).
983 Rechnungenbuch A, pag. 2 (SAB, A 004).
 
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