224
III. Verwaltung der Landschaft
2. Verwaltung
2.1 Organisationsformen bernischer Verwaltungseinheiten
Dass Bern seine Vogteien mit Hilfe jeweils eines aus der Stadt stammenden Vogts
verwaltete, ist hinlänglich bekannt und lässt sich sowohl in jeder älteren als auch in
zahlreichen neueren Abhandlungen zur Berner Geschichte nachlesen^. Ebenfalls
bestens bekannt ist, dass dieses Territorium aus mediaten und immediaten Gebieten
bestand und je nach Ort recht unterschiedlich aussehen konnte. Eine genauere Ana-
lyse der Organisation der bernischen Vogteien im Spätmittelalter fehlte aber - abge-
sehen von einigen veralteten Lokalstudien - bisher vollständig.
Da von ihrem Aufbau und der Geschichte her im Prinzip jede der 50 Vogteien
etwas anders ist als die übrigen 49 und auch die Twingherrschaften teilweise grosse
Unterschiede aufweisen, sollen im folgenden Teil der Arbeit knapp zwei Dutzend
bernische Verwaltungseinheiten im Detail analysiert werden. Weil deren geographi-
sche Ausgestaltung, Eigenheiten und die jeweilige Verwaltungsorganisation nur zu
verstehen sind, wenn man auch deren Vorgeschichte und die Umstände beim Über-
gang an Bern kennt, ist es notwendig, diese jeweils zu Beginn eines neuen Kapitels
kurz darzustellen. Es ist zudem von grösster Wichtigkeit, dass bei den Detailstudien
über die bernischen Vogteien nicht nur die obrigkeitliche Sicht zur Kenntnis genom-
men wird, sondern insbesondere auch versucht wird, den lokalen, von Einheimi-
schen organisierten und besetzten Verwaltungseinheiten so weit wie möglich auf
die Spur zu kommen. Dies ist allerdings nicht immer ganz einfach, da vielfach nur
wenige, zufällig überlieferte Quellen vorhanden sind, die höchstens einen schlag-
lichtartigen Einblick in die Verwaltungszustände gewähren. Umso wichtiger ist es
denn auch, dass in den folgenden Analysen der Vogteien wo immer möglich die
Organisation eines gewissen Gebiets in vorbernischer Zeit in die Untersuchung mit
einbezogen wird. Oftmals bietet erst sie die notwendigen Hinweise für ein Ver-
ständnis regionalspezifischer Verhältnisse in bernischer Zeit.
Die folgende Detailstudie wurde auf folgende, nach geographischen Gesichts-
punkten und von ihrem Verwaltungstyp her möglichst repräsentativ ausgewählten
Verwaltungseinheiten beschränkt:
Vollständig mit in die Studie einbezogen wurden zum ersten die direkt an die
Stadt Bern grenzenden Gebiete, nämlich der Sfadfygn'Uzfs&gzz'zT sowie die Her Larzd-
ygrz'Hzfg. Sie nahmen nicht nur von der rechtlichen Situation ihrer Bewohnerinnen
und Bewohner her eine Sonderstellung ein, sondern insbesondere auch was ihre
Verwaltung betrifft. Zum anderen stand von Beginn weg fest, dass Laapgiz als erste
Vogtei, die die Stadt Bern 1324 in ihren Besitz hatte bringen können, genauer unter-
sucht werden sollte. Da sie beinahe eine Tagreise von Bern entfernt lag, musste der
Rat hier erstmals das neue Verwaltungsmodell in der Form eines ständig vor Ort
anwesenden, städtischen Vogts anwenden. Abgesehen davon überschnitt sich die
Vogtei Laupen zum grössten Teil mit den beiden Lazzdygrz'Uzfgn ZoHAo/gzz und Sfgr-
1092 FBLLER, Geschichte, Bd. 1, S. 260-268; MiCHEL, Regionen, S. 143; HESSE, Expansion, S. 336-345;
GERBER, Gott, S.423ff.; WÄLDER, Reformation, S. 471-475.
III. Verwaltung der Landschaft
2. Verwaltung
2.1 Organisationsformen bernischer Verwaltungseinheiten
Dass Bern seine Vogteien mit Hilfe jeweils eines aus der Stadt stammenden Vogts
verwaltete, ist hinlänglich bekannt und lässt sich sowohl in jeder älteren als auch in
zahlreichen neueren Abhandlungen zur Berner Geschichte nachlesen^. Ebenfalls
bestens bekannt ist, dass dieses Territorium aus mediaten und immediaten Gebieten
bestand und je nach Ort recht unterschiedlich aussehen konnte. Eine genauere Ana-
lyse der Organisation der bernischen Vogteien im Spätmittelalter fehlte aber - abge-
sehen von einigen veralteten Lokalstudien - bisher vollständig.
Da von ihrem Aufbau und der Geschichte her im Prinzip jede der 50 Vogteien
etwas anders ist als die übrigen 49 und auch die Twingherrschaften teilweise grosse
Unterschiede aufweisen, sollen im folgenden Teil der Arbeit knapp zwei Dutzend
bernische Verwaltungseinheiten im Detail analysiert werden. Weil deren geographi-
sche Ausgestaltung, Eigenheiten und die jeweilige Verwaltungsorganisation nur zu
verstehen sind, wenn man auch deren Vorgeschichte und die Umstände beim Über-
gang an Bern kennt, ist es notwendig, diese jeweils zu Beginn eines neuen Kapitels
kurz darzustellen. Es ist zudem von grösster Wichtigkeit, dass bei den Detailstudien
über die bernischen Vogteien nicht nur die obrigkeitliche Sicht zur Kenntnis genom-
men wird, sondern insbesondere auch versucht wird, den lokalen, von Einheimi-
schen organisierten und besetzten Verwaltungseinheiten so weit wie möglich auf
die Spur zu kommen. Dies ist allerdings nicht immer ganz einfach, da vielfach nur
wenige, zufällig überlieferte Quellen vorhanden sind, die höchstens einen schlag-
lichtartigen Einblick in die Verwaltungszustände gewähren. Umso wichtiger ist es
denn auch, dass in den folgenden Analysen der Vogteien wo immer möglich die
Organisation eines gewissen Gebiets in vorbernischer Zeit in die Untersuchung mit
einbezogen wird. Oftmals bietet erst sie die notwendigen Hinweise für ein Ver-
ständnis regionalspezifischer Verhältnisse in bernischer Zeit.
Die folgende Detailstudie wurde auf folgende, nach geographischen Gesichts-
punkten und von ihrem Verwaltungstyp her möglichst repräsentativ ausgewählten
Verwaltungseinheiten beschränkt:
Vollständig mit in die Studie einbezogen wurden zum ersten die direkt an die
Stadt Bern grenzenden Gebiete, nämlich der Sfadfygn'Uzfs&gzz'zT sowie die Her Larzd-
ygrz'Hzfg. Sie nahmen nicht nur von der rechtlichen Situation ihrer Bewohnerinnen
und Bewohner her eine Sonderstellung ein, sondern insbesondere auch was ihre
Verwaltung betrifft. Zum anderen stand von Beginn weg fest, dass Laapgiz als erste
Vogtei, die die Stadt Bern 1324 in ihren Besitz hatte bringen können, genauer unter-
sucht werden sollte. Da sie beinahe eine Tagreise von Bern entfernt lag, musste der
Rat hier erstmals das neue Verwaltungsmodell in der Form eines ständig vor Ort
anwesenden, städtischen Vogts anwenden. Abgesehen davon überschnitt sich die
Vogtei Laupen zum grössten Teil mit den beiden Lazzdygrz'Uzfgn ZoHAo/gzz und Sfgr-
1092 FBLLER, Geschichte, Bd. 1, S. 260-268; MiCHEL, Regionen, S. 143; HESSE, Expansion, S. 336-345;
GERBER, Gott, S.423ff.; WÄLDER, Reformation, S. 471-475.