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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0032

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A. Entwicklung. Die Rolle der Herolde
im mittelalterlichen Turnier

1 Von militärischer Übung zum Kampf spiel:
Entstehung und Entwicklung des ritterlichen Turniers
Und hiet wir einen chnappen,
Dem underschaid der wappen
Waer mit namen wol bêchant,
Der solt verchunden in di lant
Den turnay in den Vraudenaw64
Frau Minne im Gedicht Von der Mynn slaff des Peter Suchenwirt möchte ein
Turnier veranstalten und erkennt, dass sie für eine erfolgreiche Veranstaltung
unbedingt jemanden braucht, der in Unterscheidung der Wappen, Iden-
tifizierung und Bekanntgabe der Kämpfer sowie Verkünden von Turnieransa-
gen geübt ist. Dafür scheint es niemand anderen zu geben, der besser geeignet
ist als ein Herold.
Diese hier als Selbstverständlichkeit dargestellte Tatsache wirft Fragen auf:
Auf welcher Grundlage beruht diese Vorstellung? Welche Aufgaben haben
Herolde im Rahmen des ritterlichen Turniers übernommen, welchen Einflüs-
sen und Anforderungen waren sie dabei ausgesetzt und was waren die Grün-
de dafür? Der Beantwortung dieser Fragen widmet sich das vorliegende Kapi-
tel. Am Beispiel der Rolle, welche die Herolde allmählich im Rahmen des mit-
telalerlichen Turniers übernehmen konnten, sind die Besonderheiten ihrer
Entwicklung eindrücklich ablesbar. Im Hintergrund wird dabei die enge Ver-
bindung der Herolde mit dem Turnier und die eigene Evolution des ritterli-
chen Turniers von den ersten Kampfspielen bis zu hochformalisierten Formen,
etwa den Turnieren der Vier-Lande im römisch-deutschen Reich (1479-1487)
oder den Pas d'armes im französischen Sprachraum des 15. Jahrhunderts nach-
gezeichnet. Anschließend soll in einem zweiten Schritt die Ausformung der
Funktion der Herolde im Turnier von der ersten Erwähnung eines Herolds im
Werk Le Chavlier de la charette (etwa 1177-1181) des Chrétien de Troyes (um
1140-um 1190) bis zu den eben genannten Veranstaltungen des ausgehenden
Mittelalters dargesteht werden. Dabei stehen die deutschen Herolde im Mit-
telpunkt der Betrachtung. Ihre Darstellung soll allerdings um vergleichende
Beispiele aus dem westeuropäischen Raum erweitert werden, weil durch eine

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Peter SUCHENWIRT: Peter Suchenwirt's Werke aus dem vierzehnten lahrhundert. Ein Beytrag
zur Zeit- und Sittengeschichte, hg. von Alois Primisser, Wien 1961 (ND Wien 1827), Nr. XXX,
V. 169-173.
 
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