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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0124

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Die Entstehung des Heroldsamtes

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dings vor dem Hintergrund des derzeitigen noch unzureichenden For-
schungsstandes zum französischen Heroldsamtes Einzelfälle und eine institu-
tionalisierte Form des Heroldsamtes darf noch nicht vorausgesetzt werden.339
Gewinnbringender stellt sich die Situation in den Rechnungsbüchern der
englischen Könige dar, die aufgrund ihrer Durchgängigkeit und ihres Um-
fangs für die Erforschung der Entwicklungsgeschichte der Herolde einen ho-
hen Erkenntniswert besitzen.340 Eine systematische Auswertung der Accounts
auf die Erwähnung von Herolden wurde bislang noch nicht geleistet. Der
erste bekannte Beleg stammt aus dem fahr 1277.341 Der Heroldsbegriff wird in
den Rechnungsbüchern im 13. Jahrhundert zusammen mit den ministralli ne-
beneinander und bisweilen sogar synonym verwendet, wobei ministrallus
jeden Hofunterhalter und auch einen Herold bezeichnen kann. Bis zu Beginn
des 14. Jahrhunderts bilden sie die Gruppe der ministralcia, innerhalb der die
Herolde sich aber immer stärker begrifflich hervorzuheben beginnen und

S. 484m. Job. Fuynon, pro XXXVIII diebus usque tune, VII l. XII s. (habuit rex heraudorum Campa-
niae super burellum.)-, Ebd, S. 523. (1301) Rex heraudorum Campanniae pro XI. C.XXXXVI diebus
usque Lunae ante sanctum Nicholaum, LXI l. XII s. VI d. (habuit per cedulam); Ebd., S. 527c. (1307)
Rex heraudorum [...]; Ebd., S. 548j. Ein anderes zeitgleiches Beispiel bildet ein Eintrag in den
Rechnungen des flandrischen Grafen Gui de Dampierre aus dem Jahr 1271, wo neben
menestreles, trompeurs und harpers, ein hiraut le conte S. Pol erwähnt wird; Adenet le Roi: Les
oeuvres d'Adenet le Roi, Bd. 1, hg. von Albert Henry, Brügge 1951 (Werken uitg. door de
Faculteit van de Letteren en Wijsbegeerte, 109), S. 76.
339 Ein bereits fortgeschrittener Institutionalisierungsgrad wird den Herolden von der älteren
Literatur attestiert; vgl. Anthony Richard WAGNER: Heralds and heraldry in the Middle
Ages. An inquiry into the growth of the armorial function of heralds, Oxford 20002, S. 25-40;
Paul Adam-Even: Les fonctions militaires des hérauts d'armes. Leur influence sur le
développement de l'héraldique, in: Schweizer Archiv für Heraldik. Archivum heraldicum 71
(1957), S. 2-33; T. R. Davies: The heralds in mediaeval warfare, in: Coat of Arms 9 (1966),
S. 245-258. Die edierten Rechnungsbücher unter Karl IV. und Philipp VI. enthalten aber noch
keine Heroldserwähnungen. Journaux du Trésor de Charles IV le Bel, hg. von VlARD; Jour-
naux du Trésor de Philippe VI de Valois, hg. von VlARD. Umfangreicher treten sie erst in der
zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Erscheinung, vgl. Comptes de l'Hôtel des rois de
France aux XIVe et XVe siècles, hg. von Louis Douët-D'Arcq, Paris 1865 (Société de l'histoire
de France). Einzelne Heroldsbelege in den Rechungsbüchern der französischen Krone finden
sich bei Adam-Even, Fonctions, S. 3-A und Philippe Contamine: Office d'armes et noblesse
dans la France de la fin du Moyen Age, in: Bulletin de la Société nationale des antiquaires de
France (1994), S. 310-323. Eine systematische Aufarbeitung der französischen Buchhaltung
nach Heroldsbelegen konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht geleistet werden.
340 Die erste summarische Auswertung hat John Anstis, selber moderner englischer Herold und
ab dem Jahr 1718 Wappenkönig Garter, vor genommen und die ältesten Rechnungsbuchein-
träge von englischen und fremden Herolden bereitgestellt, die ab dem Ende des 13. Jahrhun-
derts einsetzen. Diese Auswertung hat in den Arbeiten von Anthony Wagner ihre Fortset-
zung gefunden; siehe WAGNER, Heralds and heraldry und Ders.: Heralds of England; dort
finden sich auch die Hinweise zur älteren Literatur. Gerade diese reiche Überlieferungslage
und die Stabilität des Office of arms haben zu einer singulären Forschungssituation in Eng-
land geführt. Während die jüngsten Arbeiten zu den englischen Herolden ihren Schwer-
punkt auf die Entstehung der Institution des Office of arms und die Entwicklung unter den
Tudors gelegt haben, können aus den Werken Wagners einige Grundlinien der Entwicklung
des englischen Heroldsamtes gewonnen werden, die für die weitere Analyse von Nutzen
sein werden; siehe Jackson W. Armstrong: The Development of the Office of Arms in Eng-
land, c. 1413-1485, in: Herald, hg. von STEVENSON, S. 9-28.
341 Wagner, Heralds and heraldry, S. 33.
 
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