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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0129

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Heroldsamt. Ursprung, Ausbildung, Institutionalisierung

hin, dass die „Könige der Herolde" mit den Spielleuten eine gemeinsame
funktionale Gruppe bildeten und ihnen vorstehen konnten, sondern auch,
dass diese Position auf keiner formalen Basis, sondern auf dem Ansehen des
Einzelnen beruhte, ausgedrückt durch das ältere Konzept der /Meisterschaft'.
Als Ausdruck einer festen Hierarchie innerhalb der Gruppe der Herolde taugt
er, laut Schubert, aber nicht, da die Vorsteher, insbesondere jene der sich im
Reich ab dem 14. Jahrhundert in den Städten formierenden Spielleutezünfte,
mit den Begriffen „Graf" oder „König" belegt werden.359
In England hingegen ist die Bezeichnung des rex haraldorum seit dem Ende
des 13. Jahrhunderts bekannt und schreibt sich in die Tradition der Organisa-
tionsformen der ministrallica ein, zu der bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts
auch die Herolde gehörten. Entlang der Begriffe rex ministrellorum/roi des
ménestrels bzw. rex haraldorum/roi des hérauts lässt sich der Prozess einer funk-
tionalen Ausdifferenzierung innerhalb der Gruppe der Hofunterhalter (mi-
nistrallica) wie im zeitgleichen städtischen Kontext betrachten. Während in
England beispielsweise unter Eduard III. William Volaunt noch König der
Herolde und Ministreis sein konnte, wurden zeitgleich in Frankreich bereits
beide Gruppen am Königshof getrennt. Aufgrund dieser Konstellation ist an-
zunehmen, dass die roi des ménestrels in England oder Frankreich nicht not-
wendig als die Besten ihres Faches ausgezeichnet wurden, sondern dass vor-
rangig ihre Verbindung zu ihrem Herrn den Ausschlag für ihre Indienstnah-
me gegeben hat, was erst vor dem Hintergrund fester Anstellungen ab der
Mitte des 14. Jahrhunderts denkbar ist.360 Diese für fahrende Leute bekannte
Struktur, nach der die Geltung des Betreffenden beim Adel wichtiger ist als
der soziale Status, lässt eine Einteilung von einer individuellen Perspektive in
mehr oder weniger angesehene, in bedürftigere und saturierte, in fahrende
und patronisierte Herolde als zielführend erscheinen.361 Zugleich sind dies

2 equorum suorum mortuorum ut supra videlicet 1 equi badii bausani 4 li. Et 1 equi albi 40 s., 6 li.;
Ebd., S. 323. Daneben enthalten die Wardrobe Accounts noch zwei weitere Einträge von Per-
sonen aus dem Reich, die als Herolde bezeichnet werden. Während Johann von Steinbergen
allgemein als haraldus armorum de Allemannia aufgeführt wird und dafür entlohnt wird, dass
er dem König Gerüchte (rumor) mitgeteilt habe: Johanni de Stembergh (et) haraldo armorum de
Allemannia de dono regis venientibus eidem cum rumoribus per manus eiusdem domini Thome obi-
dem eodem die, 45 s.; Ebd., S. 262, wird ein genannter Wilhelm hingegen präzise als Herold des
Herzogs von Geldern angesprochen, der im Auftrag des englischen Königs für Verhandlun-
gen in unterschiedlichen Teilen Deutschlands unterwegs gewesen war: Willelmo haraldo ducis
de Gehe misso ad diversas partes Allemannie in negociis regis de consimili dono regis (ibidem eodem
die [23.04.]), 26 s. 8 d.; Ebd., S. 268. Völlig ohne Namen ist schließlich ein Herold aus Brabant
erwähnt: Domino Thome de Hatfeld clerico camere regis pro tot denariis per ipsum solutis cuidam
haraldo armorum Brabancie de dono domini regis ibidem eodem die, 13 s. 6 d.; Ebd., S. 262.
359 So Schubert, Fahrendes Volk, S. 174-187 und 372-385.
36° Martine Clouzot: Roi des menestrels, menestrel du roi? Statuts, fonctions et modeles d'une
„autre" royauté aux XIIIe, XIVe et XVe siècles, in: Les „autres" rois, hg. von Hiltmann, S. 24—
43, hier S. 32 und 42M3.
361 So Schubert, Fahrendes Volk, S. 104 und Walter Hartinger: Musikanten zwischen Seßhaf-
tigkeit und Unseßhaftigkeit. Beobachtungen anhand der Rechnungen der Reichsstadt Re-
gensburg im 15. Jahrhundert, in: Volkskultur und Heimat. Festschrift für Josef Dünningern
zum 80. Geburtstag, hgg. von Dieter Harmening, Erich WIMMER, Würzburg 1986 (Quellen
und Forschungen zur europäischen Ethnologie, 3), S. 220-235. In diesem Zusammenhang hat
 
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