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Heroldsamt. Ursprung, Ausbildung, Institutionalisierung
zuzuordnen waren. Damit ist bereits das Schema beschrieben, wonach auch
die Heroldsbelege in den folgenden Beispielen verzeichnet sind.462 Dem He-
rold Ernst beispielsweise, der dem König von Ungarn und späteren römisch-
deutschen König und Kaiser Sigmund aus dem Haus Luxemburg zugewiesen
wurde, wurden seine aktuellen Kosten für eine in Prag begonnene Reise am
9. Oktober 1392 übernommen.463 Da er die Fahrt nicht etwa im Auftrag seines
Herrn, sondern des österreichischen Herzogs Albrechts III. unternommen
hatte, zeigt das Beispiel über die Praxis der Reisekostenübernahme hinaus,
dass es für Adlige weiterhin möglich war, wie es zuvor im Rahmen des Tur-
niers beobachtet werden konnte, jeden Herold für seine Zwecke in Anspruch
zunehmen. Die Rubrik der Geschenke an Varendlaeut enthält fünf Ausgaben-
posten zugunsten von Herolden des wittelsbachischen Seniors Albrechts I.
von Holland,464 Herzogs Rudolfs III. von Sachsen,465 des Herzogs von Teck466
sowie zweier süddeutscher Niederadliger.467 Diese kurze Zusammenstellung
macht deutlich, dass erneut Hochadlige als Herren von Herolden dominieren,
kleinere Herren aber durchaus hinzutreten können. Im Februar des Jahres
462 Nur wenige Rechnungsbücher von Fürsten östlich des Rheins sind erschlossen oder ediert.
Dem hier präsentierten Liber rationis ließen sich die Auszüge der Rechnungen des Landgra-
fen Ludwigs I. von Hessen und des Grafen von Katzenelnbogen des 15. Jahrhunderts zur Sei-
te stellen, die von der Reisetätigkeit der Herolde zeugen. Zwischen dem 04.08.1430 und dem
31.07.1431 verzeichnen die landgräflichen Rechnungen Ausgaben für jeweils einen kurkölni-
schen, einen sächsischen und einen Herold des Herzogs Otto IV. von Braunschweig-
Lüneburg; vgl. Friedrich KÜCH: Eine Quelle zur Geschichte des Landgrafen Ludwigs L, in:
Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte 43 (1909), S. 144-271, hier S. 205, 221, 235.
Zum Landgrafen siehe Otfried Krafft: Landgraf Ludwig I. von Hessen (1402-1458). Politik
und historiographische Rezeption, unv. Habil., Marburg-Lahn 2015. Hier auch zum Herold
Hessenland. Die Grafen von Katzenelnbogen empfingen den Besuch auf der mittelrheinischen
Residenz Rheinfels-St. Goar, die periodisch Versammlungsort von Fürsten war. Ihre summa-
rische Auswertung durch Demandt bezeugt im Jahr 1410 die Anwesenheit eines Herolds des
Herzogs von Holland und eines unbekannten Herolds, der den Spielmann „Freies Leben"
begleitete, was auf ihren gemeinsamen Status als Fahrende hindeutet. Im gleichen Jahr fand
wahrscheinlich ein größeres Fest in Rheinfels statt, zu dem auch ein Herold des Grafen von
Moers anwesend war. Am 27. März 1432 erhält der Herold des Herzogs von Braunschweig
einen Gulden als Geschenk. Das Jahr 1449/50 hebt Demandt durch das Erscheinen zahlrei-
cher Gäste und Spielleute in Rheinfels hervor, die durch den Wappenkönig Romreich sowie
die Herolde des Königs von Aragon, des Erzbischofs von Köln und des Pfalzgrafen bei Rhein
komplentiert wurden; siehe Karl Ernst Demandt: Kultur und Leben am Hofe des Kat-
zenelnbogener Grafen, in: Nassauische Annalen 61 (1950), S. 149-180, hier S. 163-164 und
174. Diese Einträge machen ein Mal mehr das Ausmaß des europäischen Phänomens der He-
rolde und die Bedeutung der gemeinsamen kulturellen Basis und der Einhaltung der Tugend
der milte deutlich.
463 In die dyonisii [09.10.] des kunigs von ungern Herold den Ernsten gelost auf der Herwerg von dem
Prager vmb, II Pfd. V. Schl. Eadem die demselben Herold geben Zerung der in meins Herre potschaft
muß Reiten, II Pfd. Nota liber rationis Walfardi Heltampt, hg. von VON Freyberg, S. 103.
464 An Montag nach dem Pfingstag [03.06.] meins alten Herrn Herold gehn, VI guidein zu LXIIII Pfg.
facit XII Schl. XXIIIE; Ebd., S. 147. Die undifferenzierte Bezeichnung der Rubrik macht deut-
lich, dass die Herolde zu diesem Zeitpunkt noch als eigenständige Kategorie wahrgenom-
men wurden bzw. es als unnötig erachtet wurde eine Präzisierung vorzunehmen.
465 An Sampstag darnach [08.06.] Niklas dem Herold, der meinen Herrn, von Hertzogen Rudolf von
Saxen gesaunt was, I Pfd. Ebd., S. 147.
466 Eadem die [08.06.] des Hertzogen von dekch Herolden geben, LX. Ebd., S. 147
467 An Suntag darnach [09.06] des von Ebttingen vnd Kessing Herolden geben, EX. Ebd.
Heroldsamt. Ursprung, Ausbildung, Institutionalisierung
zuzuordnen waren. Damit ist bereits das Schema beschrieben, wonach auch
die Heroldsbelege in den folgenden Beispielen verzeichnet sind.462 Dem He-
rold Ernst beispielsweise, der dem König von Ungarn und späteren römisch-
deutschen König und Kaiser Sigmund aus dem Haus Luxemburg zugewiesen
wurde, wurden seine aktuellen Kosten für eine in Prag begonnene Reise am
9. Oktober 1392 übernommen.463 Da er die Fahrt nicht etwa im Auftrag seines
Herrn, sondern des österreichischen Herzogs Albrechts III. unternommen
hatte, zeigt das Beispiel über die Praxis der Reisekostenübernahme hinaus,
dass es für Adlige weiterhin möglich war, wie es zuvor im Rahmen des Tur-
niers beobachtet werden konnte, jeden Herold für seine Zwecke in Anspruch
zunehmen. Die Rubrik der Geschenke an Varendlaeut enthält fünf Ausgaben-
posten zugunsten von Herolden des wittelsbachischen Seniors Albrechts I.
von Holland,464 Herzogs Rudolfs III. von Sachsen,465 des Herzogs von Teck466
sowie zweier süddeutscher Niederadliger.467 Diese kurze Zusammenstellung
macht deutlich, dass erneut Hochadlige als Herren von Herolden dominieren,
kleinere Herren aber durchaus hinzutreten können. Im Februar des Jahres
462 Nur wenige Rechnungsbücher von Fürsten östlich des Rheins sind erschlossen oder ediert.
Dem hier präsentierten Liber rationis ließen sich die Auszüge der Rechnungen des Landgra-
fen Ludwigs I. von Hessen und des Grafen von Katzenelnbogen des 15. Jahrhunderts zur Sei-
te stellen, die von der Reisetätigkeit der Herolde zeugen. Zwischen dem 04.08.1430 und dem
31.07.1431 verzeichnen die landgräflichen Rechnungen Ausgaben für jeweils einen kurkölni-
schen, einen sächsischen und einen Herold des Herzogs Otto IV. von Braunschweig-
Lüneburg; vgl. Friedrich KÜCH: Eine Quelle zur Geschichte des Landgrafen Ludwigs L, in:
Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte 43 (1909), S. 144-271, hier S. 205, 221, 235.
Zum Landgrafen siehe Otfried Krafft: Landgraf Ludwig I. von Hessen (1402-1458). Politik
und historiographische Rezeption, unv. Habil., Marburg-Lahn 2015. Hier auch zum Herold
Hessenland. Die Grafen von Katzenelnbogen empfingen den Besuch auf der mittelrheinischen
Residenz Rheinfels-St. Goar, die periodisch Versammlungsort von Fürsten war. Ihre summa-
rische Auswertung durch Demandt bezeugt im Jahr 1410 die Anwesenheit eines Herolds des
Herzogs von Holland und eines unbekannten Herolds, der den Spielmann „Freies Leben"
begleitete, was auf ihren gemeinsamen Status als Fahrende hindeutet. Im gleichen Jahr fand
wahrscheinlich ein größeres Fest in Rheinfels statt, zu dem auch ein Herold des Grafen von
Moers anwesend war. Am 27. März 1432 erhält der Herold des Herzogs von Braunschweig
einen Gulden als Geschenk. Das Jahr 1449/50 hebt Demandt durch das Erscheinen zahlrei-
cher Gäste und Spielleute in Rheinfels hervor, die durch den Wappenkönig Romreich sowie
die Herolde des Königs von Aragon, des Erzbischofs von Köln und des Pfalzgrafen bei Rhein
komplentiert wurden; siehe Karl Ernst Demandt: Kultur und Leben am Hofe des Kat-
zenelnbogener Grafen, in: Nassauische Annalen 61 (1950), S. 149-180, hier S. 163-164 und
174. Diese Einträge machen ein Mal mehr das Ausmaß des europäischen Phänomens der He-
rolde und die Bedeutung der gemeinsamen kulturellen Basis und der Einhaltung der Tugend
der milte deutlich.
463 In die dyonisii [09.10.] des kunigs von ungern Herold den Ernsten gelost auf der Herwerg von dem
Prager vmb, II Pfd. V. Schl. Eadem die demselben Herold geben Zerung der in meins Herre potschaft
muß Reiten, II Pfd. Nota liber rationis Walfardi Heltampt, hg. von VON Freyberg, S. 103.
464 An Montag nach dem Pfingstag [03.06.] meins alten Herrn Herold gehn, VI guidein zu LXIIII Pfg.
facit XII Schl. XXIIIE; Ebd., S. 147. Die undifferenzierte Bezeichnung der Rubrik macht deut-
lich, dass die Herolde zu diesem Zeitpunkt noch als eigenständige Kategorie wahrgenom-
men wurden bzw. es als unnötig erachtet wurde eine Präzisierung vorzunehmen.
465 An Sampstag darnach [08.06.] Niklas dem Herold, der meinen Herrn, von Hertzogen Rudolf von
Saxen gesaunt was, I Pfd. Ebd., S. 147.
466 Eadem die [08.06.] des Hertzogen von dekch Herolden geben, LX. Ebd., S. 147
467 An Suntag darnach [09.06] des von Ebttingen vnd Kessing Herolden geben, EX. Ebd.