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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0154

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Die Entstehung des Heroldsamtes

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Stadtrechnungen darstellt, am Beispiel der Ausgaben der Stadt Basel hinter-
fragt werden.481 Die Übersicht der im Stadthaushalt Basel ver zeichneten He-
rolde illustriert zunächst die an den vorherigen Beispielen herausgestellte
Beobachtung der Dominanz von Herolden des Kaiser bzw. Königs und regio-
nal ansässiger Herren. Im Fall Basels sind dies in doppelter Hinsicht vor allem
die Habsburger Friedrich III. und Maximilian I. sowie ihr Verwandter Sig-
mund von Tirol, dessen Herold Tirol auch namentlich in Erscheinung tritt.482
Die Herolde erhalten vom Rat bis zum fahr 1473 wie fürstliche Spielleute oder
andere den fürstlichen Diensten zuzuweisende Personen prinzipiell einen
Gulden als Geschenk des Stadtrates, wobei gerade Abweichungen nach oben
durchaus vorkamen.483 Allgemein stellt die Vergabe von Geschenken eine
gängige Praxis dar, deren Stellenwert sich für die politische Kommunikation
Basels im Speziellen, der Städte und Höfe im Allgemeinen, aus dem Umstand
ergibt, dass der Beschenkte nicht nur als Person ein Geschenk erhält, sondern
über ihn als Repräsentant seines Herrn als übergeordnete Instanz der Schen-
kende auch mit diesem in Beziehung trat. In einer solchen größeren Konstella-
tion ist die Schenkpraxis der Städte einzuordnen.484

481 Die Überschrift des Punktes lehnt sich an einen gleichnamigen Aufsatztitel von Valentin
Gröbner an, dessen Analyse der Geschenkpraxis der Stadt Basel hier am Beispiel der Herolde
gewinnbringend Verwendung findet; Valentin GRÖBNER: Grosszügigkeit als politische
Kommunikation. Geschenke in Basler Rechnungsbüchern des späten Mittelalters, in: Begeg-
nungen, hg. von Slanicka, S. 165-184 mit zahlreichen Zahlungsbelegen an Herolde. Eine
Gesamtdarstellung erfolgt dann in Ders.: Gefährliche Geschenke. Ritual, Politik und die
Sprache der Korruption in der Eidgenossenschaft im späten Mittelalter und am Beginn der
Neuzeit, Konstanz 2000 (Konflikte und Kultur-Historische Perspektiven, 4). Die nachfolgen-
den Ergebnisse lassen sich auch auf die Heroldsbelege in Rechnungen der Städte Bern und
Luzern übertragen. Eine erste Durchsicht für Luzern wurde geleistet von Peter Xaver WEBER:
Amtliche Boten und Herolde im alten Luzern, in: Der Geschichtsfreund. Mitteilungen des
Historischen Vereins Zentralschweiz 99 (1946), S. 159-192, hier S. 190-192.
482 (1468) Item IIII gulden des fürsten von Osterrich pfiffern und trumpeteren, Item I gulden Brunnzwig
des Reisers herolt. Item I gülden Tyrolden des hertzogen von Osterrich herolden. Stadthaushalt Ba-
sels, Bd. 2, hg. von Harms, S. 338. (1469) Item I gülden Tirol myns herren von Osterrich herolt.
Item I gulden des keisers herolt geschenckt. Ebd., S. 344. (1472) Item I gulden eynem herolten. Item
I gulden in gold des keisers herolt. Ebd., S. 366. (1471) Item I gulden myner frowne von Osterrich he-
rolt. Ebd., S. 359. (1473) Item zweyen herolden VI gulden. [...] Itemi gulden des keisers herolt. Ebd.,
S. 373 und 381. (1477) Item unsers herren von Osterrich herolt I £ HIß. Ebd., S. 403. (1478) Item
I gulden in gold des keysers herolt. Ebd., S. 410. (1492) Item I £ einem des Roemischen konigs herol-
den geschenckt. Item I £ HIß des Roemischen konigs herolden geschenckt. Item I £ Vß der Römischen
keisers und konigs herolden geschenckt. Ebd., Bd. 3, S. 22. (1494) Item XII1/2 ß des Roemischen ku-
nigs herallden geschenckt. Item XIIß unsers herren von Osterrichs heralden geschenckt. Ebd., S. 39.
(1498) Item XI1/2 ß des Römischen konigs herolt geschenckt. Ebd., S. 86. (1507) Item I £ HIß kaiser-
licher majestat herold. Ebd., S. 187. Zwei Herolde werden in den 1520er Jahren leider ohne
Herkunftsangaben genannt: (1522) Item I £ Vß einem heroltenn geschenckt. Ebd., S. 328. (1524)
Item I £ Vß einem heroltenn geschenckt. Ebd., S. 352.
483 Nicht alle Nennungen von Herolden beruhen auf Personen, die tatsächlich in Diensten stan-
den, wie das Beispiel eines Mannes aus dem Hausbuch des Johann von Venningen illustriert,
der einen Gulden erhielt, weil er sich als Herold des Papstes ausgab, obwohl bekannt war,
dass er in Wirklichkeit in einem Dorf am Bodensee wohnte; vgl. Gröbner, Geschenke, S. 73
und 75.
484 EBD., S. 73 und siehe unten Anm. 513.
 
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