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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0162

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Insti tuti onalisierung

161

Diese Entwicklung, die aus einem Wechselspiel von fremder und heroldseige-
ner Zuschreibung von Sonderwissen beschrieben werden kann, kann im Ein-
zelnen nicht mehr vollständig rekonstruiert werden. Da sowohl Kenntnisse als
auch die Fachsprache von anderen übernommen werden können, macht die-
ser Umstand auf das genannte Charakteristikum von Spezialisten aufmerk-
sam, dass nämlich ihr Status von Fremd- und Selbstzuschreibung abhängig
ist.499 Dieser Befund soll im Folgenden bei der Analyse der Quellen weiter
verfolgt werden.
Nach der Betrachtung des Prozesses der Aufnahme und Übernahme von
Herolden in die Dienste von Adligen an ihren Höfen geht es jetzt um die Fra-
ge, auf welche Weise die Herolde, die Ausbildung ihres Amtes und ihre
Selbst- wie Fremdwahrnehmung beeinflusst und anhand welcher äußeren und
inneren Merkmale diese Veränderungen sichtbar wurden. Sie lassen sich in
einen Institutionalisierungsprozess des Heroldsamtes im 14. und 15. Jahrhun-
dert einordnen.500 Institutionalisierung wird hier als Prozess der Ausbildung
und Verfestigung sozialer Normen und Verhaltensmuster zu Normen-, Rol-
len- und Statusbeziehungen verstanden, durch die konkrete Handlungsziele
definiert sowie allgemeine Ordnungs-, Herrschafts- und Sanktionsmechanis-
men zusammengehalten werden können. Dabei wird unter Status die Bewer-
tung bzw. das soziale Ansehen verstanden, das ein Individuum aufgrund
seiner Position und seiner persönlichen Voraussetzung innerhalb einer be-
stimmten Gruppe erhält. In diesem Zusammenhang wird auch die Bedeutung
der Professionalisierung der Tätigkeit der Herolde deutlich, da sie erheblichen
Einfluss auf den Status der Herolde ausgeübt und damit auch den Institutio-
nalisierungsprozess beeinflusst hat.501 Fetzterer lässt sich inbesondere an fol-
genden Elemente festmachen: Fachwissen, Ausbildung, Amtseid, Medialität.
Dabei ist ein ständiger Blick auf englische und französisch-burgundische Bei-

sche Außenpolitik. Zur Einführung, in: Spezialisierung und Professionalisierung. Träger und
Foren städtischer Außenpolitik während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit,
hgg. von Dens., Wiesbaden 2010 (Trierer Beiträge zu den historischen Kulturwissenschaften,
1), S. 11-30, hier S. 11-17.
499 Eine Zusammenstellung von literarischen Zeugnissen, in denen sich die Autoren der
„Kunstsprache" der Herolde bedienen, findet sich bei Bernd Thum: Die „Wahrheit" der Pub-
lizisten und die „Wahrheit" im Recht. Zum Aufbau gesellschaftlicher Wirklichkeit im späten
Mittelalter, in: De poetids medn aevn quaestiones. Käte Hamburger zum 85. Geburtstag,
hgg. von Jürgen KÜHNEL (u.a.), Göppingen 1981 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik, 335),
S. 147-208, hier 162-165.
5°° Siehe hierzu Gert Melville, Bel office; Ders., Hérauts et héros.
501 So anhand des Spezialisierungsprozesses im diplomatischen Bereich: Claudia Märtl, Clau-
dia ZEY (Hgg.): Aus der Frühzeit europäischer Diplomatie. Zum geistlichen und weltlichen
Gesandtschaftswesen vom 12. bis zum 15. Jahrhundert, Zürich 2008, damit thematisch eng
verbunden insbesondere Martin Kintzinger: Voyages et messageries. Diplomatie in Frank-
reich zwischen Familiarität und Funktion, in: Europäische Diplomatie, hgg. von MÄRTL /
ZEY, S. 191-230 und JÖRG / Jucker, Spezialisierung sowie die jüngst verfasste Dissertation
von Bastian Walter: Information, Wissen und Macht. Akteure und Techniken städtischer
Außenpolitik. Bern, Straßburg und Basel im Kontext der Burgunderkriege (1468-1477),
Stuttgart 2012 (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Beiheft, 218).
 
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