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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0215

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Heroldsamt. Ursprung, Ausbildung, Institutionalisierung

ran die fortschreitende Residenzbildung und das Bemühen der adligen Herren
ersichtlich, das eigene Personal in unmittelbarer Nähe der bevorzugten Resi-
denzen anzusiedeln. Die Vergabe von Besitzungen an Herolde zeigt ihre Ein-
bindung in diesen Prozess.
Die höchste Form der sozialen Anerkennung der Tätigkeit der Herolde be-
stand in der Übergabe eines eigenen Wappens durch den König, was jedoch
mit einer veritablen Nobilierung nicht verwechselt werden darf. Für das Reich
ist dies unter Friedrich III. für Kaspar Henntinger,662 Hans Wittich, gen. He-
rold Steierland, sowie Bernhard Sittich belegt.663 Sie zeichnen sich dadurch aus,
dass sie entweder in habsburgischen Diensten oder wie Sittich, mit seinem
badischen Dienstherrn in enger Verbindung standen. Fetzteres Beispiel macht
darauf aufmerksam, dass Herolde anderer Herren nicht nur in den königli-
chen Dienst übernommen wurden, sondern sie bereits im Vorfeld auch über
die Vergabe eines Wappens ausgezeichnet werden konnten. Das diese Praxis
von der kaiserlichen oder königlichen Kanzlei ausging und der Einfluss der
Herolde im Reich auf die Wappen ver gäbe gering eingeschätzt werden muss,
zeigen Einträge, in denen Wappenkönige, Herolde und Persevanten unter
Androhung einer Geldstrafe dazu aufgefordert werden, die verliehenen Rech-
te unbeeinträchtigt zu lassen.664

sein, wäre die Lahnsteingasse in Andernach zu Beginn des 15. Jahrhunderts Heimat zweier
Herolde gewesen. Im Jahr 1452 ist der Wappenkönig Hans Romreich als Hausbesitzer in Wie-
ner Neustadt belegt; Josef Mayer: Geschichte von Wiener Neustadt, Bd. 1, Teil 2: Eine
Glanzperiode der Stadt (1440-1500), Wiener Neustadt 1928, S. 87.
662 Friedrich III. verleiht im Jahr 1452 dem Kaspar Henntinger, Persevant, das durch den Ab-
gang Antons von Waltershausen ledig gewordene Wapen: Einen schilde von Berlin darinne ei-
nen widersichtigen klymunden lewben mit uffgeworffen swancze von rubin und stet inhelland gekle-
wet georet gezunget geouget und gekronet von gold und ein helme mit einer crone von topasme sit-
zend dorinne ein widersichtiger lew mit einem uffgeworffen swancze von rubyn gekleuwet gezunget
geouget georet und gekronet von golde. Regesta Friderici, hg. von Cheml, Nr. 2977.
663 Ebd., Nr. 3446 und 6405. Vgl. hierzu auch Heinig, Türhüter, S. 372-373. Zur Vergabepraxis
königlicher Wappenbriefe unter Friedrich III. gibt es Vorarbeiten von Gustav Pfeifer (Hg.):
Wappen und Kleinod. Wappenbriefe in öffentlichen Archiven Südtirols, Bozen 2001 (Veröf-
fentlichungen des Südtiroler Landesarchivs, 11). Neue Impulse zur Bearbeitung dieser objek-
tivierten Form sozialen Kapitals zur Auszeichnung unterschiedlicher sozialer Gruppe, die
sich durch Loyalität dem König gegenüber ausgezeichnet haben, sind u.a. von Forschungen
zu Gelehrten zu erwarten; so z. B. Marian FÜSSEL, Ingo Trüter: Das gelehrte Feld der Vor-
moderne. Möglichkeiten und Grenzen von Feldanalysen in der Geschichtswissenschaft, in:
Feldanalyse als Forschungsprogramm, Bd. 1: Der programmatische Kern, hgg. von Stefan
Bernhard, Christian Schmidt-Wellenburg, Wiesbaden 2012, S. 321-344.
664 Regesta Imperii XI, Neubearbeitung, 1, Nr. 150; Regesta Imperii XIII, Halbband 3, Nr. 75;
Regesta Imperii XIII, Halbband 4, Nr. 295, 498; Regesta Imperii XIII, Halbband 5, Nr. 155; Re-
gesta Impera XIII, Halbband 8, Nr. 330; Regesta Imperii XIII, Halbband 10, Nr. 162; Regesta
Impera XIII, Halbband 13, Nr. 243 und 244; Regesta Imperii XIII, Halbband 14, Nr. 176; Re-
gesta Imperii XIII, Halbband 17, Nr. 208; Regesta Imperii XIII, Halbband 18, Nr. 2; Regesta
Impera XIII, Halbband 19, Nr. 167; Regesta Impera XIII, Halbband 28, Nr. 3, 170. Eine Aus-
nahme im Befund erscheint derzeit ein Wappenbrief zu sein, den der Wappenkönig Romreich
im Jahr 1467 ausgestellt hat und der sich heute in der British Library, MS Add. 37687A befin-
det (für Hinweise danke ich Klaas Padberg Evenboer und Sebastian Nelson). Eine erste Tran-
skription findet sich in A.H. FRERE und William Henry St. JOHN HOPE, in: Proceedings of the
Society of Antiquaries of London, November 21,1895, to June 17,1897, second series, Bd. 16,
S. 340-356, hier 340-342. Zur Ausstellung von Wappenbriegen siehe auch Andreas Zajic,
 
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