Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0217

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
216

Heroldsamt. Ursprung, Ausbildung, Institutionalisierung

heit des Herolds als Statussymbol und Element der fürstlichen Repräsentation.
Unter dem Schlagwort der Mehrfachloyalität lässt sich ein Fortbestehen der
Vergabe von wappengeschmückten Geschenken von Adligen auch an fremde,
patronisierte Herolde über die frühe Phase ihrer Entwicklung hinaus zeigen.
Diese Praxis kann erklären, warum auch noch nach der Indienstnahme der
Herolde durch jeweils einen Herrn eine doppelte Verpflichtung der Herolde
sowohl gegenüber ihren Herrn, als auch dem gesamten Adel in ihrer Berufs-
ethik bestehen bleibt.
Damit ist bereits ein Kennzeichen des Institutionalisierungsprozesses der
Herolde erwähnt, dessen Auswirkung zunächst anhand der wichtigsten
Merkmale für die franko-burgundischen Herolde zu sehen ist. Die dreigliedri-
ge Hierarchie des Heroldsamtes, wie sie sich in der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts in Westeuropa ausgebildet hat, stellt sich nun als klare Rang-
ordnung des Amtes dar und die Gradbezeichnungen (Persevant, Herold, Kö-
nig der Herolde/später Wappenkönig) wurden über das höfische Milieu hin-
aus weit rezipiert. Dahinter verbirgt sich auch der Versuch aus dem Herold-
samt einen Ausbildungsberuf zu machen, der letztlich die institutionalisierte
Form bestehender Praxis darstellt. Auf diese Weise sollte das Kompetenzni-
veau der Herolde gewahrt, ihre Akzeptanz bei Fürsten und Adligen gesteigert
und ihre Fegitimität gesichert werden. Aufgrund der Bedeutung der Ausbil-
dung für das Selbstverständnis der Herolde fehlt ihre Erwähnung auch in
keinem französischsprachigen Traktat zum Heroldsamt, die es so für keine
andere Gruppe des höfischen Personals gibt. Diese Dokumente stellen nicht
nur für diese ersten beiden Merkmale, sondern auch für die Darstellung des
Amtsschwures und der Amtstracht die Basis dar. Während ersterer eine
Grundlage für die Vertrauensstellung der Herolde zwischen ihren Herren und
dem gesamten Adel bot, stellt der Wappenrock als Amtskleidung - Tabard
genannt - nach außen die institutionalisierte Stellung der Herolde als Reprä-
sentanten ihres Herren und Amtes dar, wobei sie die weitestgehende Form
dieser körperlichen Repräsentation bildete. Inszeniert wurde ihre neue Positi-
on in Form eines rite de passage mit zeremonieller Taufe bzw. Krönung im Fall
der Wappenkönige. Für die Betrachtung des franko-burgundischen Herold-
samtes muss jedoch bedacht werden, dass sich ihre Untersuchung auf Doku-
mente stützt, die eine vergangenheitsbezogene Verschriftlichung und eine
prospektive Normierung gegenwärtiger Praxis beabsichtigten. Vor dem Hin-
tergrund dieser Ausrichtung muss zwar die tatsächliche Umsetzung der Vor-
gaben fraglich bleiben, was durch den Befund bezüglich der Einhaltung der
Ausbildungszeiten der burgundischen Herolde erhärtet wird, die Schriften
über das Heroldsamt können aber zugleich als Anzeichen für seinen hohen
Institutionalisierungsgrad gewertet werden. Die Zuweisung eines klaren Plat-
zes im Gefüge des Hofes innerhalb der burgundischen Hofordnungen bildete
den Abschluss des Prozesses.
Dies trifft auch auf das Heroldsamt im römisch-deutschen Reich zu, für das
sich in zentralen Punkten aber eine eigene Tradition feststellen lässt. Während
zum Ausbildungsverlauf deutscher Herolde nur sehr wenige Angaben ge-
 
Annotationen