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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0223

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222

Medium adliger Kommunikation

nen sie jeweils innehatten. Dabei können die Kompetenzen, die den Herolden
zufielen, Auskunft über ihren jeweiligen Status geben. Die Beantwortung die-
ser Fragen erfolgt in zwei Schritten. Zunächst soll das Spektrum der Aufgaben
der Herolde in anderen Bereichen als dem des Turniers aufgezeigt werden,
um dann den Fokus auf Konflikte unterschiedlichen sozialen und räumlichen
Zusammenhanges zu legen und die Handlungen der Herolde in diesen spezi-
fischen Kontexten zu untersuchen.
6.1 Botendienste, Briefübergabe und Bekanntmachungen
Die Indienstnahme von Herolden für die Überbringung von mündlichen Bot-
schaften und Briefen kann im römisch-deutschen Reich ab der Mitte des
14. fahrhunderts beobachtet werden.668 Erste Belege hierfür fanden sich in den
holländisch-hennegauischen Rechnungen, das Marienburger Tresslerbuch
und das Liber rationis des Walfard Heltampt ermöglichten weitere Einblicke in
die Bezahlung der Dienste der Herolde und die Begleichung ihrer Unkosten.
Im 15. fahr hundert konnten Botengänge der Herolde die Einladungen zu gro-
ßen Versammlungen aber auch das Einholen oder Überbringen von Informa-
tionen beinhalten,669 sie wurden mit dem Transfer von wichtigen Dokumen-
ten,670 Gegenständen oder Tieren betraut.671 Politische Entscheidungen konn-
ten in Briefform ebenfalls von Herolden überbracht werden.672

668 Im Rahmen der Versammlung auf der Rheininsel Niederwerth bei Koblenz im Jahr 1338
vergab Eduard III. von England, wie bereits gesehen, mehrfach Geschenke an Personen, die
in den englischen Rechnungsbüchern als deutsche Herolde bezeichnet werden und unter
denen ein genannter William, Herold des Herzogs von Geldern, misso ad diversas partes Alle-
manniae in negotiis regis [est]; vgl. oben Anm. 358. Zur Bedeutung von secretus im Rahmen der
Diplomatie siehe Kintzinger, Westbindungen, S. 154-164.
669 Zu den oben bereits genannten Tagen von Regensburger im Jahr 1454 (vgl. oben Anm. 476)
wurden europäische Könige auch durch von kaiserlichen Herolden überbrachte Briefe ein-
geldaden. Dies lägt das englische Beispiel nahe; vgl. Deutsche Reichstagsakten, Altere Reihe,
Bd. 19,1, Nr. 14,5, S. 101. Im Jahr 1499 fordert Ludovico von Mailand Maximilian I. bei-
spielsweise auf, einen Herold in das Veltlin und in die graubündischen Grenzgebiete zu sen-
den, um die Wahrheit über gewisse kriegsrelevante Zusammenhänge zu erkunden; Regesta
Impera XIV, Nr. 13427. Ein Fall im Jahr 1499 macht aber auf einen wichtigen Punkt aufmerk-
sam. So schreibt Hofmarschall Graf Heinrich VII. von Fürstenberg im Jahr 1499 an Maximili-
an I., dass der königliche Herold Fugidor berichtet hätte, dass ihn der Herr von Vergy zu Ma-
ximilian I. geschickt hätte, um mehrere Angelegenheiten bezüglich des französischen Königs
und militärischer Vorbereitungen zu berichten. Dann gibt aber der Graf an, dass der Herold
dem König zwar weitere Details persönlich mitteilen würde, Fürstenberg aber in der Zwi-
schenzeit prüfen würde, was davon wahr sei. Dabei handelt es sich jedoch um ein politisches
Manöver des mailändischen Herzogs, weil er insgeheim, den Graubündern die Erlaubnis zu
ihren Vorbereitungen gab; vgl. Ebd., Nr. 13297.
670 Der Wappenkönig Sigmund Ungarland wird im August des Jahres 1497 mit einem Wechsel
über 200 flRh nach Mailand ausgesandt, der Außenstände Maximilians I. decken soll; Ebd.,
Nr. 5129 und 5219 hier als Sigmund Ungarland. Der Herold befand sich schon seit Juni am
Hof; EBD., Nr. 5129.
671 Im Jahr 1439 kam dem Persevanten Westfalen die besondere Aufgabe zu, mit vier weiteren
Bediensteten des Kölner Erzbischofs fünf Schlachtpferde (destriers) von einem unbekannten
Ort nach Brüssel zu überführen, damit Philipp der Gute und seine Leute Turniere ausfechten
können; Lille, ADN, B 1966, fol. 310v (Heraudica ID 12385).
 
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