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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0274

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Herolde und adlige Konflikte

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Tag und Ort der Schlacht einverstanden sei.817 Im zweiten bekannten Fall des
Jahres 1397 wurde Herzogin Johanna von Brabant-Limburg ebenfalls ein nack-
tes Schwert durch einen Herold des Herzog Wilhelm I. von Geldern mit der
gleichen Absicht präsentiert.818
Dieser Befund macht darauf aufmerksam, dass es Transferprozesse, wie sie
im Zusammenhang des Turniers bereits beobachtet werden konnten, auch in
anderen Bereichen gegeben haben muss und dass dem Nord westen des Reichs
als Ausgangspunkt entsprechender Traditionsbildung eine große Bedeutung
zukam.

7.6 Zusammenfassung
Die Ausweitung des Tätigkeitsbereichs der Herolde zeigt eine Kontinuität
ihrer Aufgabenzuschreibungen, die sie nun in größeren Dimensionen in Hin-
blick auf den Raum und die gesellschaftlichen Teilbereiche durchführten so-
wie für die die Herolde aufgrund ihrer Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrun-
gen geeignet waren. Als Bedingungen hierfür wurden bereits in der grund-
sätzlichen militärtechnischen Verschränkung von Turnier und Krieg und der
Bedeutung des Adels als politische und militärische Elite des Mittelalters aus-
gemacht. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass gerade kriegeri-
sche Auseinandersetzungen kommunikative Großereignisse darstellten, in
deren Zusammenhang eine hohe Anzahl von Aktivitäten der Herolde belegt
ist. Daneben hing ihr Einsatz davon ab, wie intensiv der jeweilige Herrscher
auf sie zurückgriff. Im römisch-deutschen Reich waren die Dienste der Herol-
de besonders intensiv unter Maximilian I. nachgefragt, worin der Habsburger
wahrscheinlich durch die Erfahrung des gut organisierten und umfänglich
eingesetzten Heroldsamtes in Burgund in Folge seiner burgundischen Hoch-
zeit beeinflusst war. Der Überblick über die Botendienste und die Übergabe
von Briefen zeigt, dass Herolde im 15. Jahrhundert in unterschiedlichen Berei-
chen mit dem Einholen oder Überbringen von Informationen, Botschaften,
Vorladungen und dem Transfer von wichtigen Dokumenten, Gegenständen
oder Tieren betraut wurden. Ähnliches gilt für Bekanntmachungen, die sie
nun auch in der Vorbereitung und Durchführung von Kriegszügen Vornah-
men und womit sie auch durch den römisch-deutschen König beauftragt wer-
den konnten. Die Verbreitung der Nachricht eines Waffenstillstandes und
eines Friedensabkommens kam ebenfalls den Herolden zu. Ausländische He-
rolde mussten am Anfang des 16. Jahrhunderts für die Durchführung von
Bekanntmachungen seitens des Königs eigens autorisiert werden.
Die Einbeziehung der Herolde in die Geleitpraxis scheint sich aufgrund
von zwei Faktoren entwickelt zu haben. Einerseits ergab sich die erste Verbin-

817 Tatsächlich erschien aber Johann von Böhmen nicht zur Schlacht; Edmond de Dynter:
Chronique des ducs de Brabant (Chronica nobilissimorum ducum Lotharingiae et Brabantiae
ac regum Francorum), Bd. 2, hg. von Pierre François Xavier de Ram, Brüssel 1854 (Collection
de Chroniques Belges inédites), S. 559-560. Vgl. Erben, Kriegsgeschichte, S. 94.
Dynter, Chronique, Bd. 3, S. 130-131. Vgl. Erben, Kriegsgeschichte, S. 94.

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