Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0282

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Herolde und Zeremonien

281

nigreichen und Ländern gekommen seien, vor den Kurfürsten befunden hät-
ten. Diese Gruppe hätte den König nicht nur durch Musik, sondern auch
durch den Ausruf rex regum et dominus dominorum ecce venit akustisch ange-
kündigt. Schließlich sei der Markgraf von Meißen, Friedrich II. von Sachsen,
gekommen, der dem erwählten König das Reichsschwert vorangetragen habe.
Nach der Krönung bildeten beim anschließenden Einzug in Köln Herolde
und Trompeter erneut eine Abteilung, die sich vor dem Träger des Reichsban-
ners, dem Kanzler, dem Kämmerer mit dem Reichsschwert und schließlich
dem König befunden hätte. Auch beim späteren Einzug in Frankfurt a. M. im
Rahmen der Krönungsreise waren Herolde anwesend.834
Anlässlich der Kaiser kr önung Friedrichs III. in Rom im Jahr 1452 übermit-
telt die Speierische Chronik einen Entwurf der möglichen Einzugsordnung,
die wahrscheinlich auch so umgesetzt wurde. Auf Hofbeamte und Herzoge
folgte demnach eine unbekannte Zahl von Herolden, die sich aber vor den
Trompetern befunden hätten. Darauf seien König Ladislaus Postumus, Alb-
recht VI. von Österreich und der König gefolgt, denen der Marschall Heinrich
von Pappenheim das blanke Reichsschwert nachgetragen habe.835 Festzuhalten
ist an diesen Beispielen die Beobachtung, dass erstmals Herolde und Spielleu-
te getrennt voneinander in unterschiedlichen Gruppen eingesetzt wurden.
Dieser Schritt sollte langfristig prägend für die weitere Entwicklung sein.836

834 Vgl. Die Chroniken der niederrheinischen Städte. Cöln, Bd. 1, Leipzig 1875 (Die Chroniken
deutscher Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 12), S. 366-367. Über die Identität bzw. Zu-
gehörigkeit von vier Herolden ist man für den im Rahmen der Krönungsreise stattgefunde-
nen Besuch Frankfurts aufgrund der Ratsrechnungen unterrichtet: Einczelinge ußg, eben in der
ersten rechenunge. Item in die sancti Servacij [mai 13]. Item ij gulden Romen Riche des konges heral-
den gecschanckt. Item ij gulden aber zweyn des konges heralden geschändet. Item j gulden des herezo-
gen von Sassen heralden geschändet. Frankfurts Reichskorrespondenz, Bd. 2, hg. von Janssen,
Nr. 74, S. 50-59.
835 Hie vindestu geschriben, wie konig Friderich gein Rom zog und keiser wart und mit ime die konigen-
nen von Portegal sin hussfrauwe. [...] So sullent vor dem vorgemlten konge und hertzogen riten sie
zu bewaren dise: Item her Ulrich Fledintzer. item Wolffgang Sawrer, item Andree Weispriach, mar-
schale, item Jorge Rorbacher, kamermeister. item hertzog Blocke marschalk, item und solle der yglicher
einen genden knecht haben an der siitten, uff ire pferde zu warten, und vor den sullent die herolden ri-
ten. Item vor unserm herren dem romschen konige sullent 6 trumpeter riten und neben ime konig
Lasslauw und hertzog Albrecht und uff sie der marschalcke von Pappenheim mit dem swert. Speyeri-
sche Chronik (1406-1476), in: Quellensammlung der badischen Landesgeschichte, Bd. 1, hg.
von Franz Joseph MONE, Karlsruhe 1848, S. 367-520, hier S. 388-390. Siehe grundlegend zur
Krönung Achim Thomas HACK: Ein anonymer Romzugsbericht von 1452 (PS-Enenkel) mit
den zugehörigen Personenlisten (Teilnehmerlisten, Ritterschlagslisten, römische Einzugs-
ordnung), Stuttgart 2007 und zur Speierischen Chronik Birgit STUDT: Neue Zeitungen und
politische Propaganda. Die „Speyerer Chronik" als Spiegel des Nachrichtenwesens im
15. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 143 (1995), S. 145-219.
836 Die Aufzählung der Marschordnung anlässlich des Einzuges Friedrichs III. in Wien im Jahr
1466 führt beide Gruppen noch zusammen auf: Cxfaris peculiaris familia, Comites, Barones, mili-
tes, et caeteri nobilibus orti natalibus ad numerum quadringentorum & supra: quos illico Caesar suis
stipatus consulibus, & caeteris aetate & sensu majoribus, subsequutus est, marschallo & his, qui
Camerae ipsius deserviunt, nec non custodibus, heraldis, tubicinis vexillifero, & eo, qui ensem evagi-
natum, ut est mos illum ante Caesarem deferendi, inter mediantibus. Vidisses per vicos ex singulis
aedibus savillas ardentes, qua lucem euntibus facerent, protendi. Johannes Hinderbach: Historia
rerum Friderici Imperatoris continuatio, in: Analecta monumentorum omnis aevi Vindo-
bonensia, Bd. 2, hg. von Franz KOLLAR Ad AM, Wien 1970 (ND 1762), S. 636.
 
Annotationen