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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0329

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328

Zusammenfassung und Ergebnisse

Pferdedecken oder anderer mit dem Wappen ihrer Wohltäter geschmückter
Kleidungsstücke, weil sie auf die privilegierten Beziehungen der Herolde zu
jenen Adligen aufmerksam machten, deren Wappen sie hinfort trugen. Für die
Ausübung dieser Praxis im 13. Jahrhundert sind neben schriftlichen auch bild-
liche Quellen anzuführen. Diese weisen daraufhin, dass Herolde patronisiert
werden konnten und im Gefüge der adligen Welt akzeptiert wurden. Die Pat-
ronage der Herolde durch Adlige ist das wichtigste Strukturmerkmal des He-
roldsamtes, gab deren Inhabern soziale Anerkennung und gestattete offenen
Zugang zum Hof und sogar zu königlichen Festen. Aus diesem Grund habe
ich eine Einteilung in fahrende und patronisierte Herolde für die weitere Un-
tersuchung vorgeschlagen.
Im 14. Jahrhundert erhielt die Beziehung zwischen Herolden und Adel eine
neue Qualität. Indizien hierfür sind feste Soldzahlungen und die Übergabe des
Wappenrocks der neuen Herren und eines Namens, der einen klaren Bezug zu
ihnen auf wies (Devise, Name einer Herrschaft) und die Herolde als ihre Re-
präsentanten erkennbar machten. Auch wurden sie nunmehr in praktisch
allen Bereichen adligen Lebens (Krieg, Diplomatie) eingesetzt. Einfluss hatte
diese Entwicklung auch auf die Situation im römisch-deutschen Reich, wo in
der Folge ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ebenfalls ein Verdich-
tungs- und Expansionsprozess beobachtet werden konnte. Die institutionelle
Weiterentwicklung bildete den Ausgangspunkt für die Übernahme des He-
roldsbegriffs in seiner neuen Konzeption ab der Mitte des 14. Jahrhunderts in
die deutsche Sprache. Detailliert konnte dies anhand von Rechnungsquellen
aus dem holländisch-hennegauischen Bereich und deutschsprachigen Rech-
nungsbüchern vom Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts nachvoll-
zogen werden. Die Frage nach den sozialständischen Einheiten, die Herolde
im 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts in ihren Diensten führten, klärt sich
bei einer vergleichenden Analyse der Überlieferung zu süddeutschen Reichs-
städten und Städten des norddeutschen Raums. Es waren vor allem die
Reichsfürsten, die Herolde beschäftigten. Städte oder kleinere Herren wie in
Frankreich, erscheinen hier nicht. Einzig die Adelsgesellschaften treten hinzu
(Vier-Lande-Turniere). Die diesen Belegen zugrundeliegende Geschenkpraxis
gewährt zugleich einen Einblick in das Beziehungsgeflecht zwischen der
schenkenden Stadt, dem beschenkten Herold und dessen Herrn. Obgleich die
Vergabe von Geschenken an Herolde bereits im Turnier beobachtet werden
konnte, weist sie nun zwei Unterschiede auf. Einerseits fungieren die Herolde
als Repräsentanten ihrer Herren, andererseits ist mit der Diplomatie ein ande-
rer für die Politik relevanter Bereich berührt.
Aus dieser neuen Qualität der Herolde resultierten eine weitere Stabilisie-
rung ihres Verhältnisses zum Adel und eine Definition von Handlungsrechten
und -pflichten. Hierin fand ein folgenreicher Professionalisierungs- und Insti-
tutionalisierungsprozess der Herolde an den westeuropäischen Höfen seinen
Anfang. Mehrere Faktoren lassen sich dazu anführen. Die hochmittelalterliche
Botentradition machte auf das enge Verhältnis zwischen einem Boten und
seinem Absender aufmerksam. Der Bote ist Mund, Ohr und Auge seines
 
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