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Symposium on Nubian Studies <2, 1972, Warschau> [Hrsg.]; Society for Nubian Studies [Hrsg.]; Michałowski, Kazimierz [Bearb.]
Nubia: récentes recherches ; actes du Colloque Nubiologique International au Musée National de Varsovie, 19 - 22 Juin 1972 — Varsovie: Musée National, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.47598#0113

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Martin Krause

Die Formulare der christlichen
Grabsteine Nubiens
Fast jedes Grabungsteam1 hat bei seiner Arbeit in Nubien auch schriftliche Quellen in
griechischen, koptischer oder nubischer Sprache gefunden. Besonders umfangreiche schriftliche
Quellen wurden bekanntlich in Qasr Ibrim2 und Faras3 gewonnen. Über die Handschriftenfunde
von Qasr Ibrim hat bereits Herr Kollege Plumley4 referiert, und Fräulein Kubmska5 wird
anschliessend uns über die Ergebnisse ihrer Arbeiten über das griechische Formular der Grabsteine
von Faras berichten. Mehrere Textpublikationen befinden sich in Vorbereitung bzw. im Druck6, so
dass hoffentlich bald die neugefundenen Quellen allen Interessenten zugänglich sein werden. Dann
wird es auch möglich sein, abschliessende Ergebnisse bezüglich der Verbreitung, Zeit und Funktion
dieser drei Sprachen zu gewinnen, aus denen sich dann wichtige Erkenntnisse für die nubische
Kultur und ihre Beziehungen zu Byzanz und Ägypten ergeben werden, was mich persönlich
besonders interessiert.
Ein Teilgebiet dieses Komplexes stellen die Inschriften auf den Grabsteinen dar. Sie sind
bekanntlich in griechischer7 oder koptischer Sprache8 beschrieben. Wir kennen ausserdem einige
bilingue Stelen mit Inschriften in beiden Sprachen9,
1 Es würde zu weit führen, hier alle in Nubien bei Grabungen gefundenen Grabsteine aufzuführen; man vgl. Μ. Krause,
in: Kunst und Geschichte Nubiens in christlicher Zeit, hrsg. von E. Dinkier, Recklinghausen 1970, 72 f. und die
jährlichen Berichte von J. Leclant, in: Orientalia.
2 Vgl. die Vorberichte von J. Μ. Plumley, zusammengestellt von Krause, op. cit., 72 A. 16. Als ersten Text hat
Plumley soeben veröffentlicht, The Stele of Marianos Bishop of Faras, Bulletin du Musée National de Varsovie, XI
(1971) 77-84. Weitere neue Texte wurden in der Kampagne 1971 in Ibrim gefunden.
3 Die bereits publizierten Texte sind genannt bei Krause, op. cit., 72 A. 11 ff.
4 The Christian Period at Qasr Ibrim. Some notes on the MSS Finds, hier S. 101 ff.
5 La prière nubienne pour les morts et la question de son orgine, hier S. 83 f.
6 Neben den Inschriften aus Qasr Ibrim ist vor allem die Dissertation von S. Jakobieiski, Faras. A History of the
Bishopric of Pachoras on the Basis of Coptic Inscriptions, Fouilles polonaises à Faras, III, Warszawa 1972 zu nennen.
7 Es fehlen bisher noch Sammelwerke der nubischen Grabsteine. Die bis zum Beginn dieses Jahrhunderts bekannten
sind bei G. Lefebvre, Recueil des inscriptions grecques-chrétiennes d’Egypte, Le Caire 1907, 114 ff. publiziert; vgl. dazu
die Nachträge von Lefebvre, in: ASAE, IX (1908) 172-183; X (1910) 61-65 u. 276-284; XI (1911) 238-250; XV (1915)
127-139 und die Verbesserungen von H. Junker, Die christlichen Grabsteine Nubiens, ZÄS, LX (1925) 111-148,
113-116; vgl. ferner die geographisch geordnete Liste der griechischen christlichen Grabsteine Nubiens von
L. V. Zabkar, in: Ausgrabungen von Khor-Dehmit bis Bet el-Wali von H. Ricke u.a., The University of Chicago
Oriental Institute Nubian Expedition, II, Chicago 1967, S. 16-17. Die seit längeren Zeit bekannten griechischen
Grabsteine Nubiens sind selbstverständlich enthalten in dem Sammelbuch griechischer Urkunden aus Ägypten, hrsg.
v. F. Preisigke und F. Bilabel, fortgeführt von E. Kiessling, 1913 ff. (Bd. XI ist 1972 erschienen). Die neugefundenen
werden in einigen Jahren auch im Sammelbuch verzeichnet werden. Fräulein Kubihska verdanke ich den Hinweis auf
die beiden Arbeiten von Μ. G. T. Bruno, Die alcune caratteristiche epigrafi funerarie cristiane della Nubia, Instituto
Lombardo, Academia di Scienze e Lettere, Classe di Lettere, XCVII (1963) 491-538 und Iscrizioni Nubiane, Pavia 1964.
8 Ein bisher fehlendes Sammelbuch der koptischen Urkunden Ägyptens und Nubiens wird von mir vorbereitet. Die
meisten koptischen Grabsteine Nubiens sind in den in A. 9 genannten Publikationen von U. Monneret de Villard und
T. Mina gesammelt.
9 In diesen bilinguen Stelen beginnt der Text entweder in koptischer Sprache und wird griechische fortgeführt, z.B. bei
U. Monneret de Villard, La Nubia Medioevale, I, Le Caire 1935, 206-209 (aus Serra-West vom Jahre 1029); id., op.
cit., 219-220 (aus Meilnarti vom Jahre 1038); T. Mina, Inscriptions coptes et grecques de Nubie, Le Caire 1942,
88 = Nr. 63 (aus dem Jahre 859), 46 = Nr 92 b (alle drei Texte stammen aus Sakinya) oder er beginnt in griechischer
Sprache und wird koptisch fortgeführt, z.B. bei Mina, op. cit., 76 = Nr. 159 (aus Sakinya); Lefebvre, Recueil,
Nr 563 (aus Nubien, vgl. Junker, ZÄS, LX, 116) und Nr. 647 (aus Nubien). Daneben gibt es Beispiele, dass in einem
koptischen Text einige Zeilen in griechischer Sprache eingeschoben sind, z.B. drei Zeilen (Z. 13-15 = die Altersangabe)
in der Grabinschrift des 26. Bischofs von Faras, Georgios (fl097), (vgl. S. Jakobieiski, in: Faras, I, 118). Es gibt auch
koptische Grabsteine mit vereinzelten griechischen Formeln am Ende der Inschrift, z.B. endet der koptische Grabstein
des 13. Bischofs von Faras, Thomas (1862) mit griech. γένοιτο (vgl. G. Maspero, in: ASAE, IV (1903) 163) oder
umgekehrt endet eine griechische Inschrift in koptischer Sprache, z.B. der Grabstein des 28. Bischofs von Faras, Jesus II
(41169): Ε(|Ε0)ωΠΕ gÄMHN (vgl. Jakobieiski, in: Faras, I, 116).
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